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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Oberstabsfeldwebeln aus dem zweiten Helikopter. Um drei Uhr morgens fingen allerdings alle an zu gähnen; sie entschlossen sich dann, Schluss zu machen für die Nacht (oder für den neuen Tag) und jeder von ihnen ging in Richtung seines engen Schlafquartieres.
    Jake wusste es nicht, aber auf der anderen Seite der Gipskartonwand seiner Schlafkabine hatte Liz Merrick ihr Lager bezogen. Sie hatte, ganz nach Trasks Anweisungen, vor, in seinen Geist einzudringen und seine Fortschritte bei den noch so esoterischen Aktivitäten, die in seinem Kopf – oder dem anderer – vorgingen, zu überwachen. Auch wenn sie immer noch nicht begeistert von dem war, was sie tun musste, hatte Liz zumindest begriffen, welche Wichtigkeit es hatte.
    Als Jake aufblieb, hatte sie versucht auf ihn zu warten, aber war gescheitert. Als er schließlich in seine Kabine ging und sich hin- und herwälzte, bis er eine angenehme Schlafposition fand, spürte sie die Bewegung und wachte davon auf. Gleich darauf stellte sie eine telepathische Verbindung her. Als Jake zur Ruhe kam und sein Atem gleichmäßig wurde, konzentrierte sich Liz darauf, ihre instinktive Verbindung mit seinem Unterbewusstsein zu verstärken und lud seine ›losgelösten‹ Gedanken ein, sich mit den ihren zu vermischen.
    Eine Weile passierte nichts, es gab nur eine vage psychische Unruhe, als Jakes Schutzschilde schwächer wurden und seine Gedanken automatisch versuchten, sich zu typischen Traumbildern anzuordnen, oder vielleicht auch zu etwas anderem. Binnen Kurzem war Liz wieder eingeschlafen ...
    ... bis sie mit einem Schlag geweckt wurde, von einer unnatürlichen psychischen Stille oder einem angespannten Bewusstsein, das von Jake kam. Er lag nebenan, reglos und physisch schlafend; aber psychisch war sein Geist in einem anderen Zustand. Er war ebenfalls reglos – mucksmäuschenstill – wie eine Katze, die beobachtete, wie eine Maus nervös aus ihrem Loch lugte; oder viel wahrscheinlicher (entschied sich Liz) wie jemand in einem leeren Haus, der plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch mitten in der Nacht hört.
    Er lauschte auf etwas – aber so konzentriert! – und einen Moment dachte Liz, er hätte ihre Präsenz gespürt. Aber nein, Jakes Aufmerksamkeit galt definitiv etwas Unterbewusstem, er bemerkte Liz überhaupt nicht. Aber was denn dann?
    Also »hörte« Liz eine Stunde lang auf Jake, wie er aufmerksam auf etwas oder jemand anderen hörte, den sie zwar spürte, aber nicht hören konnte, jedoch mit fast gar keinem Ergebnis. Gelegentlich erwachte er aus seiner Starre und fragte: »Wer seid ihr?« oder auch »Ich weiß, dass ihr da seid – ich habe euch flüstern gehört –, also warum redet ihr nicht mit mir anstatt über mich?«
    Aber obwohl Liz etwas von dem verstand, spürte sie eher, was er sagte anstatt es zu »hören«, weil (a) Jake nicht direkt mit ihr sprach und (b) seine kürzlich ausgefahrenen Schilde zwar nicht voll im Einsatz waren, aber dennoch seine Gedanken verhüllten.
    Bis sie es nicht mehr aushielt und versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen, indem sie fragte: »Wer ist es, Jake? Kennst du sie? Worüber reden sie?«, worauf die Türen zu Jakes Geist sofort zugeschlagen wurden und sie komplett ausgeschlossen war. Zumindest für eine Weile.
    Aber wie Liz da auf ihrem Bett lag, glaubte sie, dass sie wusste, mit wem er versucht hatte zu reden. Dieses Wissen ließ einen Schauder über ihren Rücken laufen, sodass ihr trotz dieser erdrückenden Hitze dieser »El Niño«-Nacht kalt war. Und sie wusste auch, wer sie entdeckt und aus den Gedanken geschmissen hatte. Das machte den Unterschied.
    Denn der Seher Ian Goodly hatte recht gehabt, als er sagte. »Als du Jake sprechen oder denken gehört hast, da funktionierte deine Telepathie. Du hast ihn gehört, weil er lebt. Aber die anderen ... sie sind eine andere Kategorie, und sie waren in einer anderen Daseinsform.«
    Totenstimmen, ja. Der Unterschied zwischen einer Konversation Lebender und der von Toten ...
    Sie sprachen – stritten sich untereinander – über ihn, Jake Cutter. Und Jake wusste es. Mehr als das, er wusste oder vermutete, wer oder was sie waren, woran er sich auch während seiner Wachstunden noch erinnern und es sich eingestehen musste, vielleicht, weil kein gesunder Mensch je so etwas zugeben wollen würde. Nun, wahrscheinlich mit der Ausnahme einer Handvoll dubioser übersinnlicher Medien.
    Die Toten in ihren Gräbern redeten über ihn und Jake konnte sie hören wie summende Bienen in

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