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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Stimme von Korath Hirnsknecht, die in einem entfernten, blubbernden Kichern nachhallte.
    Nach einer Weile, als ob es von weit, weit weg käme, begann das Flüstern der zahllosen Toten wieder. Aber es war noch ängstlicher als zuvor ...
    Am nächsten Morgen wollte Jake einfach nur seine Ruhe haben. Aber bevor er aufstand, ergriff Liz die Gelegenheit, unter vier Augen mit Trask über die Ereignisse der vorherigen Nacht zu sprechen.
    Sie waren draußen auf dem Gelände und spazierten an der hohen Mauer entlang, atmeten frei, während die Sonne noch tief im Osten stand. Es war früh und der Morgen-Gesang verschiedener Papageien belebte die stille Luft. In ein, zwei Stunden würde sie trocken sein und das »subtropische« Brisbane in der glühenden Hitze schmoren.
    Trask hörte Liz zu, schwieg eine Weile und dachte nach. Dann fragte er sie: »Redete er definitiv in Totensprache?«
    »Ich denke nicht ... aber ist das wichtig? Denn so wie ich es verstehe, sind bei ihm als Necroscope – beziehungsweise der Necroscope – seine bloßen Gedanken schon in Totensprache. Wenn er seine Gedanken nicht abschirmt, hören die Toten, was er denkt. Und sie werden immer wissen, wo er ist. Es ist wie ein zusätzlicher Sinn, ihr einziger Sinn. Sie können nicht sehen, hören, fühlen, schmecken oder riechen, aber sie wissen, wenn er in der Nähe ist.«
    Trask schüttelte frustriert den Kopf. »Ich weiß vermutlich so viel wie jeder andere über die Totensprache«, seufzte er. »In der Tat sogar mehr als jeder sonst. Aber ich weiß immer noch nichts davon. Ich spreche darüber, ja – ich weiß, dass sie existiert –, aber manchmal fällt es schwer, daran zu glauben. Also frag mich nicht darüber aus, denn ich weiß nichts. Verdammt, Liz! Du bist die Telepathin!«
    »Es war Totensprache«, sagte sie. »Oder zumindest lauschte er Totenstimmen. Er hörte – mein Gott! – Tote reden, die sich in ihren Gräbern unterhielten. Sie sprachen über ihn. Das war alles, was ich verstanden habe: Er konnte sie hören und hat versucht, mit ihnen zu reden, aber sie ließen ihn nicht.«
    »Pah!«, schnaubte Trask. »Wer kann es ihnen verübeln? Ich würde ihn auch ›nicht lassen‹, wenn ich es nicht müsste. Sein verdammtes Temperament ...«
    »Aber um sich zu entwickeln, um der Necroscope zu werden, muss er fähig sein, mit ihnen zu reden, richtig?«
    »Das ist ein Teil davon, ja. Also lass uns hoffen, dass es ihm zufällt, so wie alles andere ihm zufallen muss – das Gute und das Schlechte. Und in der Zwischenzeit, behalte ihn im Auge oder im Ohr.«
    »Du bist dir mit Jake immer noch nicht sicher, oder?«, fragte Liz.
    Trask zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher, ob er sich mit uns sicher ist! Und trotz dem, was er gesagt hat, weiß ich, dass er noch seine eigenen Pläne hat. Wie dem auch sei, ich habe mit Premier Turchin darüber gesprochen und ich hoffe, dass er uns einige Antworten geben kann. Wenn wir nur einen Weg finden könnten, diesen einen Geist zu töten – das eine Ding, das Jake die ganze Zeit im Kopf herumspukt, diese Rachegeschichte, auf die er so fixiert ist –, wäre er vielleicht unvoreingenommener.«
    »Du meinst wenn Castellano aus dem Weg geschafft wäre, könnte sich Jake leichter auf seinen aktuellen Job konzentrieren?«
    »Genau. Turchin wird also versuchen, dem Typ Dreck in die Schuhe zu schieben, sehen, ob er etwas Dingfestes über ihn bekommen kann. Wenn wir ihn einsperren könnten, wäre das ein Anfang. Aber Ian denkt, dass das nicht genug wäre. Nicht für Jake. Und das Üble daran ist, dass ich es verstehen kann: Ich verstehe, wie Jake sich fühlt. Schätz dich glücklich, Liz, dass du nicht mit der Art Hass infiltriert bist, zu der wir alle fähig sind. Was, wenn ich dir sage, dass ich ohne Zögern meinen rechten Arm geben würde, wenn ich Nephran Malinari sich winden oder an einem Kreuz brennen sähe und dass ich im Gestank seines Rauches eine Party feiern würde? Nun, ich sage es dir jetzt. Und ich meine es so.«
    »Jake ist da nicht anders«, stellte sie fest und spürte dabei eine leichte Gänsehaut.
    »Und auch der Necroscope Harry Keogh war so«, erzählte Trask ihr. »Ich bin auch so. Die meisten Männer sind so, wenn das Verbrechen und der damit verbundene Schmerz groß genug sind. Auge um Auge, Liz.«
    »Aber eigentlich kannte Jake das Mädchen ja kaum.«
    »Er weiß, dass sie wegen ihm vergewaltigt und gequält wurde und eines schrecklichen Todes starb. Er weiß, dass es so geplant war, damit er

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