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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Rastplatz vorbeibrauste und die an manchen Stellen steil abfallende Straße weiter nach unten fuhr.
    »Du solltest dich besser auf den Weg machen!« Chung nickte ihm zu. »Viel Glück, Ben.«
    Dann passierte etwas Seltsames. Ein Auto fuhr in die andere Richtung, die Bergstraße hoch, bog in abenteuerlicher Manier auf den von Kieseln bedeckten Rastplatz ein und schlitterte zu einem Halt.
    Der Fahrer fluchte aus dem offenen Fenster: »Habt ihr das gesehen? Wenn hier nicht dieser Rastplatz wäre, dann wäre ich jetzt über die verdammte Klippe gestürzt! Verflucht noch mal ...!« Eines der vorderen Autos hatte versucht, die Exodus-Kolonne aus Xanadu zu überholen und ihn dabei fast von der Straße gedrängt. »Was zum Teufel geht da oben vor sich?«
    Trask starrte den Fahrer angestrengt aus dem Fenster seines eigenen Wagens an – seine kantige, irgendwie spinnenartige Gestalt, die in den Sitz seines verbeulten, blau-grauen, Range-Rover-artigen Fahrzeugs gequetscht schien – und für einen Moment glaubte er, ein Déjà Vu zu haben. Der Mann trug ein offenes Hemd und einen breitkrempigen Hut und so wie er sich hinter dem Lenkrad zusammenkauerte, musste er ziemlich groß sein.
    Groß und spinnenartig, und sein Fahrzeug war ...
    Trask starrte noch angestrengter und der große, hagere Mann starrte zurück – aber nur eine Sekunde. Dann weiteten sich seine Augen und das Heck seines Fahrzeugs wurde herumgeschleudert, als er den ersten Gang einlegte, den Motor hochdrehte und auf die Straße einbog.
    »Verdammt!«, schrie Trask und sprang aus dem Auto, während der Staub, der durch den eiligen Aufbruch des anderen aufgewirbelt worden war, wieder auf die Erde zurückfiel. »Von wegen Déjà Vu! Das Auto und dieser Mann – sie passen auf Liz Merricks Beschreibung von dem Beobachter, der am Flugplatz war, als wir landeten!«
    Noch während das verdächtige Auto mit quietschenden Reifen auf die Straße fuhr, hatte der SAS-Mitarbeiter mit der Gitarre den Kofferraum des Beobachtungsautos aufgerissen und ein bösartig aussehendes Gewehr herausgezogen. Er nahm schnell eine Schussposition hinter einer verkrüppelten Kiefer ein und stützte den langen Lauf auf einem knorrigen Aststumpf ab. Während er die sich eng schlängelnde Straße im Sucher überblickte, stellte er das Zielfernrohr scharf.
    »Mr. Trask«, schrie er. »Dort oben, wo die Straße im Zick-Zack verläuft. Ich kann ihn erwischen, wenn er um die letzte Kurve fährt. Die Distanz ist nicht zu groß, vielleicht 45 Meter, und diese Waffe ist bis 140 Meter noch tödlich, vorausgesetzt das Opfer bewegt sich nicht, natürlich. Aber ich kann gut mit diesem Gewehr umgehen und schieße nicht daneben. Sobald er über diesem Kamm ist, wird er auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein. Sie haben ungefähr 30 Sekunden Zeit, sich zu entscheiden.«
    Trask dachte nach. Er wusste, dass er recht hatte – aber was, wenn er sich doch irrte? Was, wenn der spinnenhafte Mann unschuldig war? Aber warum war er dann Hals über Kopf geflüchtet? Und der Blick auf seinem Gesicht – vermutlich war es der Schock, als er begriff, dass er den Feinden seines Gebieters von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Wenn das zutraf, würde er versuchen, sofort bei Malinari Bericht zu erstatten. Aber wenn Trask sich irrte ... wie schwer wog ein Leben gegenüber der Sicherheit der Welt?
    Der Mann mit dem Scharfschützen-Zielfernrohr brüllte: »Er wird jetzt jeden Moment in Sicht kommen!«
    Trask dachte: Die Würfel sind gefallen. Nephran Malinari sitzt dort oben in der Falle. Er kann bis Sonnenuntergang nicht herauskommen und Ian Goodly hat für heute Nacht, die Vollmondnacht, Mord und Totschlag vorhergesehen. Also welchen Unterschied macht es da schon?
    Wie pflegte der Seher stets zu sagen – irgendwas über die Zukunft, die so unabänderlich war wie die Vergangenheit. »Was sein wird, ist schon gewesen!« und all so was. Ja, das war es, ... aber er sagte es immer in Verbindung mit: »Es gibt einfach keinen Weg zu sagen, wie sie sein wird, das ist alles ...«
    Trask bewegte sich auf den Scharfschützen zu und sah vor seinem inneren Auge, wie der Fingerknöchel des Mannes unter dem Auslöser weiß wurde. Als ob dies eine Bitte war, rief der Scharfschütze ihm zu: »Ich habe ihn nun im Visier, Mr. Trask.«
    Es blieb keine Zeit mehr. Trask stoppte abrupt und schrie: »Tun sie es! Beseitigen Sie ihn!
    »Scheiße!«, antwortete der andere. Sein Finger erschlaffte auf dem Auslöser und auf seiner Stirn bildeten

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