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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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erleuchtet, die auf einem Kabel, das mit Haken an der Decke befestigt war, gleichmäßig verteilt waren. Aber die Decke war aus Stein, wie auch die Wände und der Boden. Naturstein, gehauener Stein. Und es handelte sich nicht einmal um einen Gang – außer im einfachsten Sinn des Wortes –, sondern um einen Tunnel, einen in den Fels gehauenen Tunnel. Der Boden war zerfurcht und uneben.
    Und weiter?, fragte sich Santeson selbst. Was hast du denn hier unten erwartet? Sobald man weit genug runtergeht, gibt es Felsen, verdammt noch mal! Als er zum zweiten Mal stolperte:
    »Passen Sie auf, wo Sie hintreten«, grunzte einer der Bodyguards, während er sich halb umdrehte, um zu ihm zurückzuschauen.
    Er drehte sich nur geringfügig in seine Richtung, aber dennoch erhaschte Santeson einen Blick auf seine Augen. Er sah, dass sie wie Schwefel in der Dunkelheit brannten! Er begann, in Panik auszubrechen, aber schaffte es, sich wieder zu beruhigen. Es musste eine chemische Reaktion sein, irgendein Gas hier unten. Denn wer wusste schon, ob seine eigenen Augen nicht auch gelblich brannten! Oder vielleicht – nur vielleicht – war es das Licht. Wie bei den fluoreszierenden Lichtern in der Disco, die seine falschen Zähne zum Leuchten brachten.
    »Wie w-weit ist es noch?«, hörte er sich sagen. Eine blöde Frage, ganz blöd. Wie lang ist ein Seil? Ohne den Grund dafür zu wissen, merkte Santeson, wie angespannt seine Nerven waren, und er fühlte sich gänzlich unfähig, ein intelligentes Gespräch zu führen. Vor ihm lachte einer der Gorillas. Es klang wie eine Feile, die über zerbrochenes Glas kratzt:
    »Überhaupt nicht mehr w-weit!«
    Der Tunnel verbreiterte sich, verschwand in der Düsternis; die Decke wurde höher und das Licht entsprechend schummriger. Vor Santeson waren die breiten Schultern der Bodyguards wie zwei schwarze Silhouetten zu sehen, die sich zielsicher und unerbittlich durch die Dunkelheit bewegten und ihn führten wie ...
    ... wie was?
    Denn plötzlich hatte er, wie aus dem Nichts, dieses Bild von einem Lamm mit einem Strick um den Hals vor seinem inneren Auge, und in seiner Nase einen Geruch nach Schlachthaus, der ihn wie ein Peitschenhieb traf. Als er versuchte, diese Vorstellungen aus seinem Geist zu verbannen, fragte er sich dennoch: Wie sehen diese Leute bloß im Dunkeln?
    »Jetzt passen Sie ganz besonders auf, wo Sie hinlaufen!«, warnte einer von ihnen und seine Stimme hallte in dem offensichtlich großen Raum, der stark nach Moschus roch und in dem ein seltsames Rasseln zu hören war. Sein Kollege fügte hinzu:
    »Treten Sie genau dort hin, wo wir hintreten.«
    »Ich kann überhaupt nicht das G-geringste sehen!«, keuchte Santeson, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern in der Dunkelheit.
    Die Wächter hielten abrupt an, sodass er fast in sie hineingelaufen wäre; sie sahen einander fragend an und drehten sich dann zeitgleich nach Santeson um. » Möchten Sie?«, erkundigte sich einer von ihnen hustend.
    »Wie?«, fragte Santeson zitternd. »M-möchten?«
    »Möchten Sie etwas G-geringes sehen?«, wollte der Bodyguard, der seinen Kopf fragend zur Seite geneigt hatte, wissen, während er seinen Mund zu einem derartigen Grinsen verzog, dass es Santeson kaum glauben konnte.
    »Licht!«, rief sein Partner und bewegte sich schnell – fast schwebend – in die Dunkelheit.
    »Kamera!«, sagte der andere mit einem Gähnen aus seinem stinkenden Mund und schob Santeson in eine bestimmte Richtung.
    »Action!«, erscholl die gurgelnde Antwort aus kurzer Distanz.
    Santeson verlor das Gleichgewicht. Völlig kraftlos stolperte er von demjenigen weg, der ihn gestoßen hatte, und wedelte mit den Armen, versuchte krampfhaft, auf den Füßen zu bleiben. Dann trat er auf etwas – etwas, das sich an seinen Füßen wand und dort entlangglitt –, und zur gleichen Zeit wurde er geblendet, als einige Neonröhren an der Decke anfingen zu brummen.
    Und danach – Wahnsinn!
    Santeson glaubte nichts mehr von dem, was er sah. Ihm musste von dem plötzlichen Licht oder von seinen Vorstellungen oder was auch immer schwindlig geworden sein. Es konnte einfach nicht real sein. Was da seine Füße umschloss ... konnte nicht real sein. Und was da in einer Ecke der Höhle kauerte und sich dort hin- und herwand ... das widersprach der Realität ganz und gar ...
    ... bis es ihn ansah und »H-h- hiiiiiilf mir! « wimmerte. Da wusste er, dass es definitiv real war!
    Er verdrehte die Augen und fiel zu Boden, sodass die Aufpasser ihm zu

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