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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Rest des Pleasure Domes bestand aus regulären Menschen, aber diese beiden ... wurden von jedem gemieden wie die Pest. Ha, sogar wie die asiatische, pestartige Epidemie!, dachte Santeson.
    Es war schon komisch, denn als er hier vor ein paar Monaten hergekommen war, weil er Arbeit suchte, waren sie ihm auch wie normale Menschen vorgekommen. Aber jetzt: Sie bewegten sich nie weit von den Aufzügen weg und Milan ging ohne sie nirgendwohin. Aber, wenn er es sich so recht überlegte, Milan bewegte sich eigentlich überhaupt nicht besonders viel! Und er hatte genau denselben Blick. Vielleicht waren sie ja Blutsverwandte, aber das glaubte Santeson nicht wirklich.
    Letztendlich sprach einer der beiden: »Mr. Santeson, wir haben es Ihnen bereits drei- oder viermal gesagt – Mr. Milan wird Sie nicht empfangen. Er empfängt niemanden. Er rechnet mit einer geschäftigen Nacht und möchte etwas Ruhe haben. Wenn wir Sie zu ihm bringen, wird er nicht sauer auf Sie sein, sondern wir werden Ärger bekommen. Also hören Sie einfach auf einen guten Rat und ...« Er hielt mitten im Satz inne, fuhr kurz, aber heftig, zusammen und ein nervöses Zucken umspielte seine Mundwinkel. Dann nahm er einen Gesichtsausdruck an, als würde er zuhören.
    Schon beim ersten Wort aus dem Munde des Aufpassers war der spinnenhafte Santeson einen Schritt zurückgewichen ... hauptsächlich wegen seines Atems! Der Mann stank aus dem Mund wie andere in der Leistengegend oder unter den Achselhöhlen. Nie hatte der Privatdetektiv etwas Derartiges erlebt. Der Atem des Aufpassers roch so übel, dass es ihn an eine Jauchegrube erinnerte – oder vielleicht an ein Schlachthaus? Und jetzt das. Er stand da, als hätte ihn ein Schlag auf den Kopf seines Gehirns beraubt, mit seinem ein wenig zur Seite geneigten Kopf und den seltsamen Augen, die in schneller Folge blinzelten. Aber was war los mit ihm? Auf was hörte er?
    Es dauerte vielleicht 12 oder 15 Sekunden, bis er seinen Kopf plötzlich schüttelte und sich wieder aufrichtete. Er lächelte ein nervöses, unruhiges Lächeln und sagte »Mr. Milan wird Sie jetzt empfangen. Wir bringen Sie zu ihm.« Seine Augen hörten auf zu blinzeln.
    Kopfhörer!, dachte Santeson. Sie stehen in direkter Verbindung mit ihrem Boss. Dieser Typ steht definitiv unter Strom, und zwar auf mehr als eine Art! Aber zumindest bekommt er seine Arbeit erledigt.
    Der andere Bodyguard drückte einen Knopf und die Türen des Aufzugs öffneten sich. Santeson stieg ein und die Gorillas folgten ihm. Dann benutzte der Kerl mit dem Kopfhörer einen Schlüssel, woraufhin der Käfig aus Glas abwärts schwebte – vorbei am Erdgeschoss, dann ein Stockwerk weiter nach unten (das war der letzte Stop, der auf der internen Anzeigetafel angegeben war) ... und hielt, zu Santesons Überraschung, immer noch nicht an! Nicht bis zum nächsten Untergeschoss, das noch nicht einmal auf der Anzeigetafel erwähnt wurde. Santeson staunte über den brillanten Einfall, denn niemand, der sich nicht mit dem System auskannte, würde je ahnen, dass das nächste Stockwerk überhaupt existierte.
    Der Aufzug hatte Lichter, aber als die Türen sich zischend öffneten, sah Santeson, dass der Gang draußen nicht beleuchtet war. Er hatte zwar Lichter, aber die waren so schwach und gedämpft, dass er sich auch in einem extrem heruntergekommenen Bordell in Hong Kong befinden konnte.
    »Hier entlang!«, sagte einer der Aufpasser ... und noch etwas, das Santeson beschäftigt hatte, wurde ihm deutlicher bewusst. Es waren ihre Stimmen. Stimmen, die aus ihnen heraus grollten; sie husteten oder knurrten ihre Worte. Sie feuerten sie auf ihren Gesprächspartner; die Sprache platzte aus ihnen heraus und war wie ein Schlag ins Gesicht ihres Gegenübers oder zumindest fühlte es sich so an. Hoch oben im Kasino, in anständigem Licht, war der Effekt weniger stark – durch das Licht und vielleicht die Umgebung abgeschwächt –, aber hier unten in der fast völligen Dunkelheit ...
    .. Es war, als würden diese Leute da unten in die Dunkelheit gehören. Fast als seien sie dafür geschaffen.
    Die Aufpasser gingen voran. Santeson war das nur recht; er fand es seltsam beruhigend, diese beiden vor und nicht hinter sich zu haben. Aber er hatte nur ein paar Schritte gemacht, bis er stolperte. Jetzt, da seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, sah er weshalb und auch, warum der Ort ihn an ein Bordell erinnert hatte. Es war das Licht.
    Der Gang war von einer Reihe kleiner, roter Glühlampen

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