Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
verantwortlich war. Mir war nicht bewusst gewesen, wie schwer ich ihn verletzt hatte. ›Bastarde!‹, schrie er. ›Dumme, englisch Schwein, Bastarde! Wenn isch mit ihr fertisch abe, bist du dran. Wir sehen, wer am ärtesten schlagen, eh?‹ Er näherte sich langsam dem Bett.
    ›Wenn du sie anrührst‹, murmelte ich, ›wenn du sie auch nur einmal schlägst, schwöre ich, dass ich ...‹ Da drehte er sich zu mir herum und unterbrach mich:
    ›Sie schlagen? Mit die Faust?‹ Einen Moment lang runzelte er die Stirn, schaute verwirrt. Aber dann grinste er, so gut er durch die rissigen Lippen konnte, und sagte: ›Nein, Idiot, isch schlage nischt. Ich ficke sie!‹
    Und das tat er ...« Jakes Stimme war nun nur noch ein Grollen, ein Schluchzen, ein leises Stöhnen. »... während dieser Hund Castellano zuschaute und lachte. Und ich, ich konnte nicht wegschauen. Ich musste zuschauen! Er riss ihr die Unterwäsche regelrecht vom Leib. Dieses dürre, miese Schwein – er zog sich nicht einmal aus –, er ... er ... Und Natascha, sie sprach kein einziges Wort, sie schrie nicht. Aber sie schluchzte. Ich hörte sie schluchzen ...«
    Trask unterbrach ihn: »Ich übernehme jetzt, Jake, okay?« Und bevor der andere protestieren konnte:
    »Man fand Sie übel zugerichtet in einer Gasse. Vier Rippen waren gebrochen und Ihre Nase war so ziemlich so, wie wir sie jetzt sehen. Das ganze restliche Gesicht war mit blauen Flecken übersät. Man hatte Sie auch getreten –, jemand hatte ganze Arbeit geleistet –, und zwar so schlimm, dass die französischen Ärzte die ersten ein, zwei Tage nicht sicher sagen konnten, ob sie ... alles retten konnten. Aber Sie hatten noch Ihre Kreditkarte und Ihr Geld in der Tasche, also konnte das Motiv nicht Diebstahl gewesen sein. Tatsächlich fanden sie nie heraus, was das Motiv gewesen war; selbst als Sie wieder reden konnten, sagten Sie niemandem etwas, außer, dass Sie nichts wussten. Warum, Jake?«
    »Ich wollte es allein regeln«, antwortete Jake, jetzt unbewegt. »Und das habe ich dann auch.«
    »Ja, das haben Sie«, nickte Trask. »Aber das kam später. Möchten Sie wieder weitererzählen?« Das Gesicht des anderen war leichenblass und betroffen, aber er nickte ...
    »Ich war drei Wochen im Krankenhaus«, fuhr Jake endlich fort. »Keine Nachricht von Natascha; ich wusste nicht, was ihr zugestoßen war, aber ich betete darum, dass sie keinen körperlichen Schaden genommen hatte. Oder zumindest nicht mehr als das, was sie schon erlitten hatte. Und was mein Leiden anging ... ich denke, das war mental genauso schlimm wie physisch, denn ich machte mir solche Sorgen um Natascha. Endlich wurde ich entlassen. Bis dahin hatte ich schon sehr viel Zeit gehabt, über alles nachzudenken. Jetzt war es an ihr. Wenn sie immer noch aussteigen wollte – wenn sie sich immer noch traute –, dann war ich ihr Mann. Puh! Mein altes Motto: ›Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.‹ Nun, ich wagte sicherlich, denn ich liebte sie. Sehen Sie, ich hatte noch immer keine Lehre daraus gezogen. Auf der anderen Seite, lernen Hornochsen überhaupt je etwas?« Er schaffte ein schiefes Grinsen. »Wie wäre es damit: Jake Cutter, der Philosoph?
    Was Jean Daniel betraf, den ich nur unter seinem Vornamen kannte: Ursprünglich hatte ich gegenüber dem Monster ziemlich blutige Absichten. Anfangs ... nun, ich gebe zu, dass ich entsprechend vorgesorgt hatte. Und ich hatte auch nach ihr gesucht, der Familie, meine ich, aber vorsichtig. Als meine Wunden langsam verheilten, hörte ich auf, mein Immunsystem mit Alkohol und einigen anderen Dingen zu betäuben. Die Armee hatte uns gut vorbereitet: ›Körperregeneration‹ nannte es mein Gruppenführer. Aber jetzt war es für mich wirklich schwer, wieder routiniert vorzugehen. Oh, ich war noch jung, aber wie Sie, Mr. Trask, bereits angedeutet haben, hatte Jean Daniel mich ziemlich übel zugerichtet. So übel, dass ich vier lange Monate brauchte, um mich zu erholen.
    Ich blieb in England, bis ich wieder vollständig auf den Beinen war, und ging dann zurück nach Marseille. Aber viel Zeit war vergangen und Natascha hatte sich immer noch nicht bei mir gemeldet. Ich hatte ihr sowohl meine englische als auch meine französische Telefonnummer gegeben; wenn sie nicht mit mir sprechen konnte, hätte sie doch sicher zumindest mit Freunden von mir sprechen können. Ich hatte immer noch nichts von ihr gehört. Die Zeit schien gegen mich zu laufen, sie schien wie im Fluge zu vergehen. Aber was Natascha

Weitere Kostenlose Bücher