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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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es mich vorher wissen lassen und ich wollte da sein, um sie herauszuholen und nach England zu bringen, wo sie sicher wäre. Oder verhältnismäßig sicher zumindest. Sie war einverstanden.
    Während unserer letzten Nacht zusammen war ich ziemlich frustriert. Dreimal dürfen Sie raten, was der Grund war. Ihr Verfolger war da, wie immer. Und ich hätte ihn überall wiedererkannt: diesen große Mann mit seinem blassen Teint und den dunklen Augen.
    Aber unser Plan stand fest. Das nächste Mal, als Natascha in die Stadt fuhr, war ihr letztes Mal. Wir wollten sie mit einem Touristenvisum nach England bringen, heiraten und dann konnte sie als meine Frau ohne Probleme bei mir bleiben. So wäre sie für die Familie für immer verloren gewesen. Vielleicht dachte sie, wir sollten unseren Pakt besiegeln. Vielleicht war es auch mehr als das; vielleicht wollte sie auch einfach in unserer vorläufig letzten gemeinsamen Nacht bei mir sein.
    Jedenfalls war sie einverstanden, endlich mit zu meinem Hotel zu gehen. Ich hatte allerdings nicht vor, den langen Lulatsch als Begleitung dorthin mitzunehmen!
    Wir nahmen ein Taxi zu einer Bar, die nur einen Katzensprung von meinem Hotel entfernt lag, und als Natascha zur Toilette ging, wartete ich an der Eingangstür auf sie.
    Wie vermutet, fuhr ein Auto vor und der Verfolger kam heraus. Das war genug für mich; ich hatte die Schnauze voll. Also ging ich nach draußen, ließ sämtliche Höflichkeitsfloskeln aus und schlug einfach auf ihn ein, bis er am Boden lag. Manches von dem, was mir der SAS beigebracht hatte, erwies sich endlich als nützlich. Bevor der Kerl noch ansatzweise darüber nachdachte aufzustehen, nahm ich Natascha mit in mein Hotel.
    Wenn ich heute daran zurückdenke, wird mir klar, was ich doch für ein Einfaltspinsel war! Zu glauben, dass ich damit durchkommen würde. Schlimmer noch, ich hatte nicht über die Konsequenzen nachgedacht, die mein Verhalten für Natascha haben würde. Am nächsten Morgen war mir einiges klarer ...
    Nach dem Frühstück, als ich mit ihr nach unten ging, um ein Taxi zu rufen, erwarteten uns die Schlägertypen schon. Dieses Mal allerdings sah ich sie nicht, sah es nicht kommen – fühlte es noch nicht einmal, bis ich in Castellanos Villa aufwachte. Nicht, dass ich zu dem Zeitpunkt eine Ahnung hatte, wo ich war; meinen Aufenthaltsort fand ich erst später heraus. Jedenfalls:
    ... Ich war in einem der Schlafzimmer an einen Stuhl gefesselt. Und Natascha an ein Bett. Wir trugen beide nur noch unsere Unterwäsche. Ich glaube mich zu erinnern, dass die Fenster mit schweren Vorhängen bedeckt waren, sodass nicht das kleinste bisschen Sonnenlicht hindurchdringen konnte. Aber es fühlte sich an, als ob es draußen Tag war. Mittag, ruhig, zu heiß draußen, um sich auch nur einen Millimeter freiwillig zu bewegen. Das war es: keine Bewegung. Ein feuchter, einschläfernder Tag. Das Zimmer war nur schwach erhellt; die Wandbeleuchtung hatte man heruntergedreht und sonst gab es nur eine schwache Nachttischlampe. Aber ich habe schon viel zu sehr vorgegriffen. Zuerst sah ich überhaupt gar nichts, fühlte nur den dumpfen Schmerz im Hinterkopf.
    Als ich allmählich zu mir kam, hörte ich Stimmen, die sich auf Italienisch unterhielten. Ich konnte die Sprache gut genug verstehen, um zu wissen, dass sie über mich ... und Natascha sprachen. ›Nach dem Mädchen‹, sprach eine Stimme, ›kannst du ihn haben. Aber zuerst will ich, dass er erkennt und versteht – der verzogene englische Fatzke! Ich hätte sie mir schon längst genommen, aber das hätte nur zu Problemen geführt. Dennoch war ich versucht. Wenn sie ein bisschen williger gewesen wäre ... aber ich werde keine Frau zwingen, das ist zu erniedrigend – für mich selbst, meine ich. Jedenfalls halten unsere Kollegen in Moskau viel, viel zu viel, von dieser Schlampe. Und jetzt hat der Flegel sie verdorben. Mir zumindest. Ich nehme nicht die Reste von anderen, Jean Daniel, deshalb ist das dein Glückstag; du darfst es für mich tun. Seien wir ehrlich, du hast sie oft genug angeschaut, und ich bin mir sicher, dass du sie genauso oft begehrt hast, nicht wahr? Also ist das doch ein optimaler Weg, ihm das heimzuzahlen, was er dir angetan hat.‹
    ›Begehrt?‹, fragte die andere Stimme. ›Hey, ich bin auch nur ein Mensch, Luigi! Und sie ... sie... ist eine verdammt attraktive Frau ...‹«
    Jakes Stimme war, während er diese Geschichte erzählte und erneut vor seinem geistigen Auge erlebte, tiefer geworden, rau,

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