Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
bis er jetzt an seinen Worten fast erstickte, Schwierigkeiten hatte, sie überhaupt aus dem Mund zu bekommen. Trask bemerkte dies und sagte: »Jake, wir können es darauf beruhen lassen, wenn Sie möchten?«
    Aber der andere schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er grimmig. »Nein, ich möchte es zu Ende erzählen, denke ich. Vielleicht ist es gut für mich, mich an das zu erinnern, was passiert ist. Denn dann werde ich sicher sein, dass das, was ich getan habe, richtig war. Ja, und es erinnert mich außerdem an das, was noch getan werden muss ...« Und nach einem Moment fuhr er fort:
    »Diese Stimmen waren sehr markant. Eine gehörte Castellano, wie ich bald herausfinden sollte. Sie war sehr tief und kräftig; wie ein Knurren, ein schnurrender Laut, selbst wenn er leise sprach. Und die andere, die diesem Jean Daniel gehörte, hatte einen deutlichen französischen Akzent, passend zu seinem Vornamen. Aber er lispelte auch leicht, wofür ich eine Erklärung hatte, sobald ich ihn sah.
    Jedenfalls musste ich gezuckt, meinen Kopf bewegt haben oder irgendetwas. Vielleicht stöhnte ich auch, jedenfalls wussten sie plötzlich, dass ich wach war. Schatten bewegten sich in das dunkle Zimmer.
    Sie kamen von hinten. Einer blieb hinter meinem Stuhl stehen, der andere bewegte sich auf das Bett zu und setzte sich in einen Polstersessel gegenüber der Lampe. Natürlich waren sie Männer, aber mit meiner verschwommenen Sicht nahm ich sie mehr als Schatten wahr. Aber als meine Augen sich langsam erholten und es in meinem Kopf aufhörte sich zu drehen, sah ich Natascha, die mit ausgestreckten Gliedern auf einem Himmelbett lag. Weil sie ihren Kopf erhoben hatte, konnte sie mich auch sehen. Vielleicht war das – der Blick auf ihrem Gesicht, voll Erleichterung, dass ich endlich wieder bei Bewusstsein war – der Grund, weshalb sie wussten, dass ich wach war. Aber letztendlich war das kein Blick, der besonders lange anhielt.
    Der Kerl neben dem Bett sprach, und seine tiefe, schnarrende Stimme verriet mir, dass es Luigi Castellano war. ›Ah, Natascha, Natascha!‹, schnurrte er, als sie ihr blasses, verängstigtes Gesicht zu ihm drehte. ›Erst verletzt und dann beleidigst du mich auch noch‹, sagte er. ›Dass du meine Freundschaft, meine herzliche Zuneigung wegen diesem ... diesem Engländer verschmäht hast! Vielleicht war dir nicht klar, dass in dem Spiel, das wir spielen, das Geschäft immer zuerst kommt – es ist nicht erlaubt, Geschäft mit Vergnügen zu vermischen, Natascha. Und wenn es doch sein muss, dann würden wir verständlicherweise erwarten, dass du dich mit einem der Unseren vergnügst, nicht mit einem dämlichen Außenstehenden. Vielleicht ist es meine Schuld; habe ich dir zu viel Spielraum gelassen? Aber nein, bestimmt nicht, denn dann müsste ich mir ja selbst die Schuld zuweisen.‹
    Ich versuchte, den Sprecher anzuschauen, aber er war immer noch ein Schatten, eine dunkle Silhouette, die hinter dem schwachen, gelblichen Lichtkreis der Nachttischlampe kauerte. Und dann redete er weiter:
    ›Aber andererseits, was, wenn dein ausländischer Playboy doch nicht so blöd war, sondern ein Mitglied einer Agentur, mit der wir noch nicht abgerechnet haben? Du hast zu viel riskiert, Natascha – zu viel Spaß gehabt, schätze ich –, und dafür wirst du jetzt bezahlen. Ah, aber welchen Preis? Nun, da du dir offensichtlich nicht allzu viel aus der Gesellschaft eines Geschäftspartners machst, sehe ich mich gezwungen, eine Strafe für dich zu finden, die zu deinem ... deinem – was? –, deinem Verbrechen, passt. Ah, aber nein – ein viel zu hartes Wort –, zu deinem Einschätzungsfehler, sagen wir mal. Eine Strafe für beide Beteiligten. Ich gebe dir eine Retourkutsche oder sollte ich besser sagen einen Retour ritt? ‹ Castellanos Stimme war jetzt viel härter, viel schroffer. ›Ja, und all deine mehr als reichlichen weiblichen Reize werden Teil unseres Geschäftes sein ...‹
    Er schaute hoch und gab Jean Daniel ein Zeichen. Ich saß auf einem Drehstuhl. Der Mann neben mir drehte ihn und ich drehte und drehte mich und mir war speiübel, als das Zimmer um mich herumkreiste. Am Ende hatte ich eine Möglichkeit, meinen Peiniger zu sehen, sein kaltes Gesicht mit dem grinsenden Mund zog an mir vorbei, als der Stuhl langsamer wurde. Es war natürlich Nataschas Verfolger, Castellanos großer, blasser Wachhund.
    Schließlich sprach er zu mir in gebrochenem Englisch durch einen gebrochenen Kiefer, der für sein Lispeln

Weitere Kostenlose Bücher