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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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weiteres Handeln übernehmen. Aber wenn Sie bleiben, dann bleiben Sie während der ganzen Aktion bei uns. Ich habe keine Zeit für Leute, die die Flinte ins Korn werfen, und in dem Fall würde ich der Justiz in jedem mir erdenklichen Weg unter die Arme greifen.«
    »Pah!«, antwortete Jake. »Und das gerade jetzt, da ich dachte, dass Sie anfangen, mich zu mögen. Okay, möchten Sie meine Antwort jetzt gleich?«
    »Lesen Sie erst einmal die Akte«, erwiderte Trask, »und fragen Sie dann Lardis nach Starside. Danach werde ich Ihnen ein bisschen was zu unserer Geschichte erzählen, Sie auf den neusten Stand der Dinge bringen, Ihnen erklären, weshalb wir hier sind und Ihnen einen allgemeinen Überblick geben über das, was wir mit Ihnen vorhaben. Oh, es wird Ihnen einen Heidenspaß machen, Jake, das garantiere ich Ihnen.« Aber trotz dieser Garantie waren Trasks Worte staubtrocken; er war todernst, sein Gesicht gänzlich humorlos ...
    »Oh, gut!«, erwiderte der andere, genauso trocken und scheinbar unbeeindruckt. »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Gott, warum er?«, murmelte Trask in sich hinein, als er aus dem Zelt hinausstapfte. Das war eine Frage, die er sich in Zukunft noch öfter stellen sollte ...
    »Warum bist du eigentlich immer noch hier?«, fragte Jake Liz.
    »Weil man mich gern hat«, antwortete sie trotzig. »Oder vielleicht versuche ich, ein gewisses Gleichgewicht zu schaffen: meine gute, angenehme Aura versus deine miserable, derangierte, von Selbstmitleid erfüllte ...«
    »... Ich bemitleide mich nicht selbst«, knurrte Jake.
    »Dann hab Mitleid mit mir und fahr mich nicht an!«, ermahnte sie ihn. Plötzlich sprang sie abrupt auf die Füße und raunzte im Gegenzug ihn an: »Was soll’s, mach, was du willst. Wer braucht dich überhaupt!?«
    »Warte!«, sagte Jake. »Setz dich wieder hin. Es kann sein, dass ich dich brauche, damit du mir hierbei hilfst.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung von Trasks Akte.
    Liz atmete tief durch, aber sie setzte sich, sichtlich verärgert, verschränkte die Arme und schwieg.
    Nach einer Weile fragte Jake: »Weißt du, warum ich so reizbar bin, auch dir gegenüber?«
    Das ›auch‹ verriet Liz etwas, endlich ... nämlich, dass sie für ihn etwas Besonderes war. Sie gab sich ihm gegenüber unbeeindruckt und forderte ihn nur auf: »Erzähl schon!?«
    »Ben Trask, Goodly, Lardis«, sagte er, »besonders Lardis – er kann Albträume verursachen, der Kerl –, irgendwie verhalten sie sich alle so, als würden sie darauf warten, dass etwas passiert.« Er deutete mit dem Daumen auf seine eigene Brust. »Dass etwas mit mir passiert!«
    »Oder sie warten darauf, dass du etwas tust«, vermutete sie.
    »Genau!« Jake verengte die Augen zu Schlitzen. »Du etwa auch?«
    »Na ja, kannst du es uns verübeln?«, konterte sie. »Wir haben ein paar von den Dingen gesehen, zu denen du fähig bist. Die Art, von einem Ort zum andern zu gelangen ... ohne dich zu bewegen.«
    »Aber ich dachte, das sei geklärt«, seine Frustration wuchs. »Ich habe dir doch schon gesagt, dass nicht ich das bin!«
    »Vielleicht versucht es, du zu sein«, erwiderte sie – und biss sich sofort auf die Lippen.
    Jake nickte und seine Stimme wurde merklich kälter, als er anklagend feststellte: »Also hältst du zu ihnen.«
    »Jake«, erklärte ihm Liz, »wenn du alles auf einmal erfahren würdest, wäre es vermutlich zu viel für dich. Ich kann das verstehen, auch wenn du es nicht kannst. Ben Trask und die anderen ESPer haben einen Erreger in dir entdeckt. Vielleicht ist es auch mehr als ein Erreger. Besonders nach letzter Nacht und auch heute Morgen wieder bei McGilchrist. Wie dem auch sei, sie wollen, dass er wächst; sie wollen ihn nicht durch den Schock der plötzlichen Erkenntnis abtöten. Deshalb weihen sie dich langsam ein, nach und nach. So wirst du bereit sein, wenn du es verstehst.«
    Jake schaute sie an und sah die Wahrheit in ihren Augen. Dann sah er wieder die Akte an. »Also ist das Lesen dieses Zeugs das, was Trask gesagt hat: nur ein weiterer Schritt in meiner schrittweisen Erziehung, richtig?«
    »Ja, ich denke schon«, antwortete sie.
    »Puh!« Düster vor sich hinmurmelnd nahm Jake die Akte auf. Sie steckte in einer gelben Plastikhülle. Darauf waren diagonal auf einem roten Streifen die Worte DEN KOSMOS BETREFFEND zu lesen. Ein einst weißer, inzwischen ziemlich abgegriffener Aufkleber war in der rechten oberen Ecke angebracht und trug eine kaum lesbare Aufschrift in

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