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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie ein dunkles, rätselhaftes Auge ausgesehen. Verändert hatte er seine Form in der Zwischenzeit nicht. Er kam mir jetzt vor wie ein Kreis, der mit grünbraunem Brackwasser gefüllt war.
    Das Ufer war schon wie in der Nacht zuvor mein Ziel. Ich ließ mir Zeit, so daß ich auch in die Umgebung schauen konnte, in der sich nichts Auffälliges bewegte. Ich war wohl das einzige sichtbare Lebewesen, das seinen Weg durch den Wald nahm.
    Stille umgab mich. Die oberen Regionen der Laubbäume badeten im hellen Licht der Sonne, wobei es in meiner Umgebung - zwei Etagen tiefer - schattiger war. Es gab auch keinen Dunst mehr. Er würde erst wieder am Abend zurückkehren.
    Ungefähr dort, wo ich in der vergangenen Nacht gestanden hatte, stellte ich mich auch jetzt hin. Meine Schuhe hinterließen Abdrücke im weichen Boden. Ich entdeckte nasse Inseln im Gras, aber auf der Oberfläche des Teichs bewegte sich kaum etwas, da der schwache Wind so gut wie nicht bis hier unten hin durchdrang.
    Ich fühlte mich einsam. Auf dem Wasser sah ich die Dekoration, die die Natur hier hinterlassen hatte. Einige wenige Blätter, Rindenstücke oder kleine Zweige. All dies war umrahmt von den hellgrünen Wasserlinsen.
    Insekten huschten mit ihren zackigen Flugbewegungen über die Oberfläche hinweg, wobei kein lauerndes Froschmaul nach ihnen schnappte.
    Warten auf Doreen La Monte!
    Hatte ich mich richtig verhalten oder würde sie mich sitzenlassen, wobei sie selbst oben im Schloß hockte und sich ins Fäustchen lachte?
    Mit diesem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden. Wer wie sie darum bat, getötet und damit erlöst zu werden, würde sich kaum freiwillig dorthin begeben, wo sie auf Schritt und Tritt von der Düsternis alter Mauern begleitet wurde.
    Also abwarten.
    Zumindest eine halbe Stunde. Stand ich dann noch immer allein, würde ich mich auf den Weg zum Schloß machen.
    Allmählich bekam ich ein Gefühl für den Wald. Ich erlebte, daß die Natur nicht so tot war, wie man meinen konnte. Irgendwo lebte immer etwas. Hinter mir raschelte es. Nicht laut, eher gedämpft. Ich drehte mich nicht um, weil ich sicher war, daß dieses Geräusch von einem Tier stammte. Trotzdem blieb ich gespannt. Andere Geräusche hörte ich von der Straße her. Da fuhren doch tatsächlich zumindest zwei Autos entlang. Ein Fahrer hupte, als wollte er die Stille der Umgebung stören. Später hupte er noch einmal. Da hatten die Fahrzeuge das Gelände bereits verlassen und waren nicht mehr zu hören.
    Die Stille tat mir gut. Der Wald hier war zu einem Freund geworden, aber nicht das erneute Rascheln oder Schleifen hinter meinem Rücken. Diesmal drehte ich mich um. Ziemlich schnell sogar.
    Ich hatte Glück. Aus den Augenrändern entdeckte ich die Gestalt, die schräg von einer Seite zur anderen huschte, weil sie hinter einem Baumstamm Deckung suchte.
    Ich erkannte sie trotzdem. Es war Doreen. Sie hatte sich an mich herangepirscht und war vor dem letzten Schritt noch zurückgezuckt.
    Der Baumstamm war so dick, daß Doreen La Monte vollständig dahinter verschwunden war. Sie traf in den folgenden Sekunden auch keinerlei Anstalten, sich zu zeigen. Dafür war sie zu hören. Ich vernahm ihr heftiges Atmen. Also war sie wieder normal. Sie würde auch, wenn sie neben mir stand, ihr eigenes Spiegelbild sehen können. Welchen Grund gab es dann noch, sich zu verstecken?
    »Doreen!« rief ich leise. »Komm hinter deiner Deckung hervor. Ich habe dich gesehen…«
    Sie gab mir keine Antwort. Nur das Atmen blieb.
    »Bitte, laß uns reden. Du bist schließlich gekommen, um eine Lösung zu finden. Gemeinsam schaffen wir es. Du selbst kommst mit dem Druck nicht mehr zurecht.«
    Ich gab ihr Zeit und blieb auf der Stelle stehen, um sie nicht zu verunsichern. Wäre ich schnell zu ihr gegangen, wäre sie möglicherweise noch geflohen. Ich hatte keine Lust, sie durch den Wald zu verfolgen.
    Es verstrichen einige Sekunden. Dann hatte sie sich entschieden und drückte sich um den Baumstamm herum. Sie ging dabei sehr langsam, schaute mich auch erst noch an, wobei sie noch zur Hälfte in Deckung blieb und dabei heftig atmete.
    Ich breitete meine Arme aus. »Es ist wirklich alles okay, Doreen. Wir sind allein.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann komm bitte her.«
    »Warum? Wir können uns auch aus dieser Entfernung unterhalten, John Sinclair.«
    »Ja, können wir auch. Aber findest du nicht, daß mein Vorschlag besser ist?«
    Ich hatte sie überzeugt. Doreen gab sich einen Ruck. Dann näherte sie sich.

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