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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch eine Gänsehaut.
    Janine Helder mußte wohl mitbekommen haben, welche Erinnerungen mich durchrieselten. »Setz dich, John, es gibt auch andere Menschen, die es nicht leicht haben.«
    »Da hast du sicherlich recht.«
    Nicht nur Kaffee gab es. Janine hatte auch Tee gekocht, den sie trank. Ich sah den Teller mit Rührei auf dem Tisch. Es war mit Speck, Schinken und auch Zwiebeln gewürzt. Frische Kräuter aus dem eigenen Garten hatte Janine darüber gestreut.
    Roastbeef und Konfitüre standen ebenfalls bereit. Man konnte sich also satt essen.
    »Bist du ein Frühstücksmensch?« fragte Janine.
    »Wenn ich das hier sehe, schon.«
    Sie lachte mich an. »Wie ich. Du glaubst gar nicht, wie gut es mir tut, für jemand ein Frühstück bereiten zu können. Wenn man allein lebt wie ich, träumt man hin und wieder davon. Jetzt hat sich ein Traum tatsächlich bewahrheitet.«
    Janine Helder war fröhlich an diesem Morgen. Das Gefühl wirkte nicht aufgesetzt. Ihr schien so etwas wie ein Stein vom Herzen gefallen zu sein.
    Janine hatte sich bequem angezogen. Sie trug eine Hose, einen Pullover und darüber eine graue Strickjacke, die vorn nicht zugeknöpft war. Der dünne Pullover leuchtete in der Kraft einer gelben Sonne.
    Natürlich beschäftigten uns beide die Fragen, doch das Essen war wichtiger. Wir würden sie später stellen. Gemeinsam leerten wir die Teller. Dann griff ich zum Roastbeef, salzte und würzte es mit Pfeffer aus der Mühle, bevor ich noch etwas Remouladensoße nahm.
    »Vor dir liegt ein wunderschöner Tag, John.«
    »Das weiß ich.«
    »Wie wirst du ihn nutzen?«
    Ich wischte einen Tupfen Soße aus dem Mundwinkel. »Das weiß ich noch nicht genau.«
    »Doreen ist aber wichtig.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Dann mußt du zur Burg hoch.«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, da ich zuvor noch essen wollte. »Du hast ja recht, Janine, aber mich würde interessieren, ob und warum sie tatsächlich dort lebt.«
    »Das kann ich dir nicht genau sagen.«
    »Du lebst doch hier.«
    »Schon, John, ganz gewiß. Nur«, sie atmete tief ein. »Ich habe nicht den intensiven Kontakt zu ihr gehabt, um dir Informationen geben zu können, die dich ein großes Stück weiterbringen könnten.«
    »Wie kann man das verstehen?«
    Versonnen blickte Janine Helder in ihre Teetasse. »Ja, wie kann man das verstehen?« wiederholte sie. »Diese Frau ist mir ein Rätsel, das gebe ich zu. Ebenso wie ich manchen Dorfbewohnern ein Rätsel bin. Sie müßte eigentlich in dieser Gegend leben, denn sie ist auch des öfteren gesehen worden. Ob sie allerdings tatsächlich hier lebt oder noch einen zweiten Wohnsitz hat, kann ich dir nicht genau sagen. Ich tendiere eher zur zweiten Möglichkeit.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    Janine Helder hob die Schultern und überlegte. Sie hielt dabei die Augen halb geschlossen. Jetzt fiel mir auf, daß sie sogar ein leichtes Make-up aufgelegt hatte. »Es ist wirklich schwer zu sagen«, gab sie zu. »Wenn Doreen hier immer leben würde, hätte ich sie öfter sehen müssen.«
    »Am Tage?«
    »Ja. Wer ist schon in der Nacht draußen?«
    »Da hast du recht.« Ich fragte weiter. »Wann hast du sie denn gesehen, Janine?«
    »Immer in einem bestimmten Rhythmus. Praktisch alle vier, fünf Wochen.«
    »In einem Zyklus also?«
    »Das ist es.«
    Die Erklärung fiel mir spontan ein. »Möglicherweise in einem Zusammenhang mit dem Mondzyklus? Immer bei Vollmond, wenn du genauer darüber nachdenkst.«
    »Ja«, brach es aus ihr hervor. »Du hast recht. Immer ist es Vollmond gewesen, wenn ich sie gesehen habe.« Sie klatschte in die Hände. »Das ist doch die Lösung, John! Doreen La Monte kommt nur her, wenn der volle Mond am Himmel steht. Ansonsten lebt sie woanders.«
    »Und wo könnte das sein?«
    »Vielleicht in Lancaster, Blackpool oder Preston, um mal die größeren Städte zu nennen. Sie kann auch in einem kleinen Ort wohnen. Niemand kennt sie doch richtig. Keiner hat zu ihr Vertrauen, und umgekehrt ist es ähnlich. Das Schicksal treibt sie nur in den Vollmondphasen her. Ob du es glaubst oder nicht, John, diese Möglichkeit gefällt mir persönlich am besten.« Sie beugte sich vor. »Und was sagst du dazu?«
    »Gar nicht mal schlecht.«
    »Eben.« Janine deutete gegen die Deckenleuchte, als meinte sie damit den Mond. »Wenn mich nicht alles täuscht, erreicht er an diesem Abend seine intensivste Phase. Da leuchtet er hell wie nie. Ab morgen schwächt er sich ab. Und deshalb glaube ich, daß die vor uns liegende Nacht

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