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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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konnte, sie anzusprechen. Bei dem ganzen Rummel, der hier herrschte, musste es doch irgendwo in der Nähe eine Gendarmerie geben. Dort würde er einfach hineinmarschieren und seine Geschichte erzählen.
    Während er diesen Entschluss fasste, trieb der Nachtwind ihm einen Geruch zu, der ihm wie Muskat in der Nase prickelte. Adam schauderte vor Erstaunen. Irgendwo in diesem Straßengeflecht war jemand unterwegs, der den gleichen Geruch trug, den er an dem Einstecktuch und auch an sich selbst bemerkt hatte.Allerdings mit einer anderen Note, die verriet, dass es sich keineswegs um den Besitzer des Tuches handeln konnte.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, verfiel Adam in einen leichten Lauf und folgte der Schleppe, die sich wie eine flüchtige Spur durch ein ganzes Labyrinth von Fährten zog. Wenn er nicht aufpasste, würde er sie verlieren … schneller, er musste sich beeilen.
    Abrupt blieb Adam stehen.
    Das war nicht sein Entschluss gewesen, den Quell dieses Geruchs zu jagen. Allerdings hatte ihm auch die Stimme nichts zugeraunt. Es war eine Art Instinkt, die ihn dazu veranlasste, von einer ähnlichen Eindringlichkeit wie ein Abwehrreflex oder sogar wie das Bedürfnis, nach Luft zu schnappen.
    Das wird ja immer verrückter, dachte Adam. Frustriert schlug er auf eine Häuserwand ein. Der raue Mauerstein biss in seine Handkante, doch der Schmerz verebbte sogleich. Adam stieß einen Wutschrei aus und schlug erneut und mit bedeutend
mehr Kraft zu. Er würde so lange zuschlagen, bis der Schmerz, der ihm zustand, sich nicht länger fortstahl. Das würde er sich nicht nehmen lassen, von niemandem! Selbst wenn er dafür die ganze Häuserfront einreißen müsste.
    Doch so weit kam Adam nicht, denn ein unvermittelter Schlag in den Rücken stoppte seine Rage. Er wurde gekonnt herumgeschleudert und gegen die Wand gepresst, das Ende eines Schlagstocks direkt unter seinem Kinn. Adam lächelte, als er seinen Angreifer erkannte. Nun, zumindest konnte er sich nun die Suche nach einer Gendarmerie sparen. Dieser uniformierte Herr, der ihn von oben bis unten musterte, konnte ihm sicherlich weiterhelfen.
    Sag ihm, dass du dich jetzt beherrschen wirst. Oder verpass ihm einen ordentlichen Tritt und sieh zu, dass du fortkommst.
    »Freut mich, Sie zu sehen«, brachte Adam wegen des Schlagstocks nur abgehackt hervor. »Mehr, als Sie für möglich halten.«
    »Ist das so?« Der Gendarm, ein fülliger Mann, dessen Gesicht von unzähligen Nachtschichten gezeichnet war, machte eher einen gelangweilten als einen gereizten Eindruck. »Das Chat Noir scheint im Augenblick auch wirklich nur Irre anzuziehen. Was haben Sie getrunken oder geraucht, Monsieur, dass Sie derartig auf diese arme Wand einprügeln?«
    »Ich wünschte, ich könnte es sagen, aber leider habe ich nicht die geringste Ahnung.« Adam begann trotz des Schlagstocks, der an Ort und Stelle blieb, zu lachen. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was mit mir los ist. Seit ich in dieser Gasse zu mir gekommen bin …«
    »Sie sind also überfallen worden. Nun, das erklärt zumindest Ihren ramponierten Aufzug.« Der Gendarm nickte, als könne er sich nun alles selbst erklären. Ein übermütiger Reisender, der zum ersten Mal Absinth oder auch sonst irgendein Teufelszeug probiert und anschließend im berauschten Zustand die Bekanntschaft
mit einigen Gaunern dieses Viertels gemacht hatte. Nicht der Erste und auch bestimmt nicht der Letzte, der in dieser Nacht eine solche Erfahrung machte.Vermutlich würde er dieses Erlebnis aus seinem Reisebericht über die Stadt der Liebe aussparen, wenn er mit Freunden am heimischen Kamin beisammensaß. »Wo ist denn Ihre Unterkunft? Falls sie nicht weit von hier liegt …«
    »Sie verstehen das falsch«, unterbrach Adam ihn harsch, als er begriff, worauf der Gendarm hinauswollte. Der wollte ihn schleunigst loswerden, anstatt ihn auf die Gendarmerie zu bringen, wo er ihm vermutlich nur Arbeit machte.
    Bevor er den Gendarmen allerdings davon überzeugen konnte, dass man ihn auf keinen Fall länger allein durch die Straßen von Paris irren lassen durfte, wurde ihm schlagartig übel. Sein Magen drehte sich um, dass er gequält aufstöhnte, während seine Beine ihm, zum ersten Mal seit den durchwanderten Stunden, den Dienst zu versagen drohten. Er sank ein Stück in sich zusammen, woraufhin der Gendarm einen Schritt zurücktrat, als befürchte er, jeden Augenblick Adams Mageninhalt ausweichen zu müssen.
    »Merde« , schimpfte der Gendarm und benutzte den

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