Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
deine Schulden bei mir.Wenn du mich fragst, kommst du dabei sogar billig davon.«
Wütend grub Rischka ihre Fingernägel in die Lederpolster. Zumindest erlangte sie dadurch einen Hauch von Genugtuung. »Morgen früh gehen du und dein geliebter Jaguar also an Bord eines Schiffes und ihr lasst den Kontinent hinter euch?«
Adam nickte lediglich stumm. Gelegentlich sah es so aus, als würde er der Versuchung nachgeben und zum Haus hinüberblicken, doch er beherrschte sich.
»Etienne wird sich freuen, dich nach all den Jahren endlich wieder bei sich zu haben. Da Adalbert ihm doch endgültig verlorengegangen ist, dieser kleine Mistkerl. Du hättest Etiennes Bitte in den Wind schlagen und Adalbert jagen sollen, so wie er es verdient hat. Dieser Hang zur Menschenliebe ist einfach nur lächerlich.«
»Wie du meinst.«
Adam ist so schwer zu fassen zu bekommen wie ein Fisch im Wasser, gestand Rischka sich ein. Selbst, als er sich damals in Paris entschieden hatte, sich dem Willen des Dämons zu überlassen, war er nicht derartig kühl und unnahbar gewesen. Fast schien es, als wäre die Maske, die er früher aufgesetzt hatte, um seine Gefühle zu verstecken, zu seiner wahren Natur geworden. Nur beim Anblick des Fensters, in dem sich flüchtig Esthers Silhouette abzeichnete, kam der alte Adam hervor.Wenn es ihr nur ebenfalls gelingen würde, ihn zu erreichen, dachte Rischka sehnsüchtig.
»Bis Etienne, du und ich wieder einmal zu dritt beisammensitzen, wird es ja leider fast ein ganzes Menschenleben dauern. Dank meiner neuen wundervollen Aufgabe.«
»Selbstmitleid steht dir nicht gut zu Gesicht, wenn du mich fragst.«
»Meinst du, dein verzweifelter Ausdruck, der etwas von einem geprügelten Hund hat, stünde mir besser?«
Adam legte seinen Kopf zur Seite, bis die Wirbel knackten, dann startete er den Motor.
»Wollen wir wirklich so auseinandergehen?« Zärtlich streichelte Rischka über die Linie seines Nackens.
»Ehrlich gesagt, möchte ich dich nicht auf dem Rücksitz haben, nachdem du mir schon den Beifahrersitz zerkratzt hast. Aber ich fühle mich geschmeichelt, dass du mir trotz allem, was geschehen ist, eine derartige Verabschiedung zukommen lassen würdest.«
Wie Rasierklingen grub Rischka ihre Fingernägel in sein Fleisch, obwohl ihr die Wirkung ohne Adalberts Gift nicht die gleiche Befriedigung verschaffte. Doch Adam schmunzelte nur eine Spur verächtlich, als wisse er sie trotz ihrer Abgründe zu schätzen.
»Viel Spaß beim Menschsein-Spielen mit Etienne«, fauchte sie ihn unversöhnlich an. »Ihr werdet sicherlich eine großartige
Zeit dabei haben, euch mit der osteuropäischen Sprache abzuplagen und so zu tun, als wäre der Rotwein in euren Gläsern Blut, wenn euch eure wahre Natur einmal zu übermannen droht. Aber die menschliche Seite zum Vorschein zu bringen, ist den Aufwand sicherlich wert.«
»Danke, Rischka«, sagte Adam. »Spaß können wir wohl beide die nächsten Jahre gebrauchen.« Er blinzelte ihr noch einmal zu, ehe sie wutschnaubend die Tür zuschlug. Dann lenkte er den Wagen in Richtung Hafen. Nicht mehr lange, dann würde das erste Rot den Morgen ankündigen, aber noch glänzten die nächtlichen Straßen vom Regen.
Danksagung
Während ich an Morgenrot gearbeitet habe, bin ich überraschenderweise nicht auf die Idee gekommen, die Vorgeschichte meines Helden Adam zu erzählen. Ich hatte zwar eine sehr klare Vorstellung im Kopf, wie er zu dem Mann geworden ist, der Lea seinen Gefühlen zum Trotz auf Distanz hält, bin aber seiner Entscheidung gefolgt, darüber den Mantel des Schweigens auszubreiten. Nachdem Morgenrot erschienen ist, kam von allen Seiten die Frage:Warum ist Adam so, wie er ist? Und vor allem - diese Frage wurde von einigen Damen sehr leidenschaftlich vorgetragen -, warum schreibst du seine Geschichte nicht auf? Nun ja, habe ich mir gedacht, bevor ich mich schlagen lasse … Mein größtes Dankeschön geht an dieser Stelle an all die Morgenrot -Liebhaberinnen und ihren charmanten Durchsetzungswillen.
Nachtglanz zu schreiben, hat sich als wahrer Kraftakt erwiesen, inklusive schlafloser Nächte. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass mir der gute Adam regelrecht im Nacken saß und ich mich oftmals wie eine Getriebene fühlte. So etwas steht man nur durch, wenn man eine feste Gruppe lieber Menschen hinter sich stehen hat: tausend Küsse für Bastian, Sigrun, Eva und natürlich Justus. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an Beate und Manfred für das gedeihende
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