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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Wellen.
    »Trost«, flüsterte er leise. »Wärme, Nähe …«
    Hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, seine Umarmung nicht nur zu erwidern, sondern sie zu dem werden zu lassen, wonach Adam sich sehnte, und ihrer mahnenden Vernunft, stand Esther da. Dann warf sie alles über Bord und folgte einfach ihren Gefühlen. Sie schlang ihre Arme um Adam,
dessen Rückenmuskulatur sich kurz verhärtete, als könne er die Berührung kaum ertragen.
    Esther konnte nicht sagen, wie lange sie eng ineinander verschlungen dastanden, während der Luftzug die letzten Blütenspuren in die Nacht hinaustrug und einige Vögel bereits von der bald anbrechenden Dämmerung sangen. Doch jetzt war noch alles Nacht, und die Dunkelheit offenbarte ihren ganz eigenen Glanz. Mit Anbruch des Morgens würde die Welt ins Licht getaucht werden, und dann musste sie sich wieder in die Esther verwandeln, die sich selbst schuldete. Aber jetzt konnte sie dastehen und eine Hand über Adams Rücken wandern lassen, während die andere unter den Mantel glitt und durch den Stoff des Hemdes hindurch seinen Herzschlag erkundete. Sie konnte zulassen, dass er ihr in einer fremden Sprache, die hart und schön zugleich klang, Dinge ins Ohr flüsterte, die sie auch so verstand. Sie musste nicht zurückweichen, als er ihr Kinn anhob und seine rauen Lippen über ihren Mund strichen, ehe er die Berührung in einen Kuss verwandelte. Solange die Nacht sie umfangen hielt, konnte sie ihn halten und küssen, als gehörten sie einander.
     
    Wie verführerisch leicht wäre es, sich fallenzulassen, sich vollkommen seinen Bedürfnissen zu überlassen? Esthers Lippen waren ein einziges Versprechen darauf, dass diese Nacht noch lange kein Ende finden musste. Ihre Haut, im schwachen Lichtschein mit einem Perlenglanz überzogen, erzählte ihm mehr über ihr Verlangen, als er verkraften konnte, während seine Fingerspitzen von der Berührung ihres Haares wie elektrisiert waren.
    Aber Adam traute sich selbst nicht über den Weg - und dem Dämon, der vom Blutverlust geschwächt war und schwieg, schon gar nicht. Dafür war die Frau, die er in seinen Armen hielt, zu wertvoll. Und mit jedem Herzschlag, der ihn daran
erinnerte, am Leben zu sein, wurde sie wertvoller. Wenn er Esther verlieren sollte, weil er zu unbeherrscht oder gar eigensüchtig war, wäre das zweifelsohne sein Ende. Aber allein die Vorstellung, sie aufgeben zu müssen, ließ ihn zusammenfahren, als würde er entzweigerissen.
    Augenblicklich löste Esther sich von seinen Lippen. Bevor er es verhindern konnte, lehnte sie sich sogar ein Stück zurück, um ihn zu betrachten.
    »Versteckst du unter der Kleidung vielleicht noch mehr von diesen schrecklichen Verletzungen?«
    Dabei grub sich eine Falte auf ihrer Stirn ein. Allerdings war es nicht dieselbe, mit der sie ihre kühle Miene zu unterstreichen versuchte. Sie ist tatsächlich besorgt, stellte Adam erstaunt fest.
    Außerstande, eine Antwort über seine Lippen zu bringen, die immer noch verführerisch nach Esther schmeckten, schüttelte er den Kopf und wollte ihn schon wieder neigen, um das Spiel aufzunehmen, als sie ihm einen leichten Schlag vor die Brust gab.
    »Was ist dir zugestoßen, dass du nicht bloß mitten in der Nacht vor meiner Tür auf mich wartest, sondern auch noch einen solchen Sinneswandel an den Tag legst? Und das einige Stunden, nachdem du mir auf den Kopf zugesagt hast, dass du nicht bereit bist, dich meinetwegen auf ein Kräftemessen mit deinem Dämon einzulassen.«
    Adam überlegte, ob er wohl damit durchkommen würde, sie trotz allem einfach nur zu küssen. Nichts lieber als das. Die Vorstellung war ausgesprochen verlockend, und vermutlich hätte Esther sich sogar darauf eingelassen, aber er verspürte plötzlich das Bedürfnis, sich ihr zu erklären.
    »Daran hat sich auch nichts geändert. Eigentlich dürfte ich nicht bei dir sein, sondern so weit weg wie irgend möglich. Aber nach allem, was passiert ist, habe ich einfach nicht die
Kraft dafür aufgebracht. Ehrlich gesagt, hat mich nur der Gedanke aufrechtgehalten, anschließend zu dir zu gehen.«
    Esther schmiegte den Kopf an seine Schulter, als fiele ihr diese Unterhaltung leichter, wenn sie ihm dabei nicht in die Augen sehen musste.Vielleicht aus Angst, was sie in ihnen lesen könnte.
    »Was ist denn passiert?«
    »Das ist jetzt unwichtig«, sagte Adam sanft. »Entscheidend ist, dass ich mich nicht von dir fernhalten kann, obwohl ich es mir fest vorgenommen habe. Wenigstens für diese eine

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