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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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willst.
    Nein, aber ich habe Zeit zu warten, bis deine Esther das Angesicht der Erde verlassen hat. Anders wird dann immer noch da sein und auf mich warten.
    Wenn du davon wirklich überzeugt wärst, würden wir diese Unterhaltung ja wohl kaum führen. Du bist dir wegen Anders unsicher - das ist es, nicht wahr?
    Der zerstörte Tempel, den du in diesem Verschlag beim Fluss gefunden hast …
    Du sprichst von Nias Leichnam.
    Jemand beherrscht in dieser Stadt eine Kunst, die mir fremd ist und einen unsäglichen Widerwillen in mir auslöst. Er bestiehlt uns.
    Im Sinne von Auslöschen?
    Eben nicht! Ich spreche von Verschleppung, nicht von Mord. Niemand kann uns von den einmal gewählten Tempeln trennen, es sei
denn, die Tempel werden restlos zerstört. Dieser jemand könnte sehr gefährlich werden. Dieser jemand könnte Anders gefährlich werden, bevor er mich von dir befreit hat.
    Soll ich diesen Jemand für dich finden, bevor er deinen wertvollen Anders findet? Wäre das ein Angebot für meine Wiederkehr ins Leben?
    Sehr witzig. Aber ja, das sollst du.
    Dann sind wir also im Geschäft.
     
    Seit der Dämon in Adam eingedrungen war, war sein Körper schon einige Male dermaßen zerstört worden, dass es wahrer Wiedergeburten bedurft hatte, um ihn zurückkehren zu lassen. Vergiftungen, Feuersbrünste, Gewehrsalven, der Sturz in einen endlos tiefen Bergschacht - all das hatte er bereits erlebt und überstanden. Allerdings war er immer erst dann in seinen Körper wiedereingetreten, wenn das Schlimmste an der Regeneration überstanden war. Doch dieses Mal zwang ihn der Dämon in seinen toten Körper zurück.
    Adam kam mit einer Schnelligkeit zu sich, die er kaum verkraftete. Eben noch gefangen in der wahren Heimat des Dämons, und in der nächsten Sekunde steckte er in seinem Körper, der kalt und starr unter einer Hülle verborgen lag. Gleich einem die Grundfesten erschütternden Gongschlag setzte sein Herz wieder ein. Schon durchzuckte ein Brennen das Aderund Nervengeflecht, tauchte die Muskelstränge in ein Feuerbad und erweckte eben erst abgestorbenes Gewebe zum Leben, trieb es an, sich zu regenerieren. Unter peinigenden Schmerzen nahmen die Lungen ihre Tätigkeit auf, und Adam bäumte sich wie ein waidwundes Tier auf, von der Vorstellung heimgesucht, dass sein Brustkorb unter dem Druck gleich zersprang. Er wollte schreien, doch es gelang ihm nicht. Er versuchte, seine Fingernägel in die Hülle zu graben, die ihn von Kopf bis Fuß umgab, aber seine steifen Finger versagten ihm den Dienst.

    Sein Körper lebte, aber die Verbindungen zu seinem Willen waren noch gekappt. Eine grauenhafte Erfahrung. Lebendig in einem Grab unter der Erde zu liegen, konnte kaum schlimmer sein.
    Endlich ließen die Schmerzen nach, und Adam konnte die Hülle, die sich als eine schlichte Decke erwies, beiseiteschieben und sich aufrichten. Er fand sich auf dem Rücksitz von Adalberts Wagen wieder. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm ein verwirrend frisches Männergesicht, dem die erlebte Pein nicht anzusehen war. Der Dämon hatte die Spuren dieses Erlebnisses bereits getilgt, als wäre es nie geschehen. Nur eine Rußspur an der Schläfe irritierte, und als Adam sie betastete, spürte er eine feine Verwerfung unter der Haut, die sich jedoch bereits zurückbildete. Dabei konnte er sich nicht daran erinnern, an dieser Stelle verletzt worden zu sein.Von der Schusswunde an seinem Oberschenkel, um den immer noch Adalberts Krawatte gebunden war, war ebenfalls nicht mehr als ein Flecken übrig geblieben. Das Blut am Hosenstoff war bereits getrocknet, wie er feststellte.
    In diesem Augenblick erwachten seine Sinne wieder zum Leben und hatten nichts Besseres zu tun, als auf den Gestank, der von den Schlieren ausging, anzuspringen. Der ganze Wagen war erfüllt von dem Geruch geronnenen Blutes. Bevor er Adam übermannen konnte, stieß er die Wagentür auf und stolperte ins Freie. Seine noch steifen Beine knickten ein, und er fiel auf die Knie, jeden Gedanken an seine besudelte Kleidung vermeidend. Zumindest sein Jackett schleuderte er von sich, wenn er schon Hemd und Hose ertragen musste. Auf Brusthöhe entdeckte er ein rußiges Loch, auf das er sich ebenfalls keinen Reim machen konnte.
    In der Hoffnung auf eine Erklärung sah Adam sich um und stellte fest, dass Adalbert den Wagen samt seinem leblosen Körper in einer Tiefgarage abgestellt hatte.

    Das Summen der Neonröhren reizte sein empfindliches Gehör, und er brauchte einen Moment, um überhaupt

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