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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ist, dass er seine Gabe erkennt und einsetzt. Du solltest es ihm besser nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist, verstehst du?«
    Den letzten Satz sprach sie absichtlich leise aus, so dass eine Drohung mitschwang, die Etienne keineswegs entging. Zuerst sah es so aus, als wolle er zu einer entrüsteten Gegenrede ansetzen, aber dann besann er sich eines Klügeren. »Es wird interessant sein, zu hören, was Adam über seine Vergangenheit herausfinden konnte«, sagte er ausweichend.

    Einen Tick zu ausweichend, wie Rischka fand. Sie hätte sich eigentlich mehr Demut von ihrem Zögling erwartet, hatte sie sich doch dazu herabgelassen, ihn auf seinen Platz zu verweisen. »Wenn du mich fragst, dann hat Adam während seines Besuchs bei dieser Frau mehr über seine Zukunft als über seine Vergangenheit herausgefunden.« Der entsetzte Ausdruck auf Etiennes Gesicht entschädigte sie für seine Unverfrorenheit. Damit ihm ihr befriedigtes Lächeln entging, wandte sie sich der Truhe zu, in der sie das venezianische Messer verstaute.
    »Du glaubst, Adam hat das Mädchen geopfert?«
    Etienne gab sich nicht die geringste Mühe, seine Betroffenheit zu kaschieren.Allerdings war auch eine Traurigkeit herauszuhören, die Rischka nicht gefiel. Fast so, als trauere er um das verschwendete Blut. Oder vielmehr um eine seltene Blüte, die sinnlos zerstört worden war, und nicht etwa um ein Opferlamm, dessen Existenz unausweichlich im Schatten des baldigen Todes stand. Menschen waren Schlachtvieh - entweder wurden sie ihrem Beherrscher geopfert oder ein anderer Gott holte sie sich. So sah das jedenfalls Rischka. Deshalb sträubte sie sich auch gegen Etiennes Trauer, als würde er das Ende einer Eintagsfliege beklagen. Unnütz und dumm. Und für Dummheit hatte Rischka keine Geduld.
    »Natürlich hat Adam das Weibsbild geopfert. Alles andere ist undenkbar. Niemals würde der Beherrscher auf einen solchen Machtbeweis verzichten.«
    Jedes ihrer Worte war ein Peitschenschlag in Etiennes Gesicht. Kraftlos sank er in einen Sessel, ohne den Blick von Rischka zu nehmen, die ihre Chiffonröcke zu sortieren begann. Sie waren in ihrer Transparenz keineswegs dazu geeignet, etwas zu verbergen, sondern glichen eher einem Vorhang, der dazu einlud, einen Blick auf verbotene Früchte zu werfen. Nicht, dass Etienne am heutigen Abend auch nur einmal der Versuchung
nachgegeben hätte, die sie ansonsten für ihn darstellte. Das machte Rischka nur umso wütender.
    Demonstrativ streckte sie sich über seinem Kopf einem Bord entgegen, auf dem mit Edelsteinen und Perlen verzierte Seidenblumen lagen, die sie sich ins hochgesteckte Haar knüpfte. Zu ihrer Enttäuschung wanderte sein Blick zwar wie von selbst zu ihrem Dekolleté, allerdings ohne echtes Interesse. Er ging ihr verloren, es ließ sich nicht leugnen.
    Tief in ihrer Brust hörte Rischka das aufgeregte Wispern ihres Beherrschers, ein vielstimmiger Klang.Wozu ließe Etiennes Dämon sich wohl verführen, um die alte Verbundenheit wiederherzustellen, die Rischka mit einem Mal auf keinen Fall verlorengeben wollte? Wenn sie Paris verließ, wollte sie wissen, dass sie jemanden zurückließ, der immer auf sie wartete.
    Mit einer anmutigen Bewegung ließ sie sich vor Etiennes Füßen nieder. »Habe ich die Blumen an der richtigen Stelle ins Haar gesteckt?«
    Sanft griff sie nach seinen Fingern, sich durchaus bewusst, dass Etienne sie bislang nur einmal berührt hatte: als er sie geküsst hatte, um den Dämon einzuladen. Seitdem wahrte er die Distanz, obwohl ihm zweifelsohne gefiel, was er sah.Aber er sah etwas in ihr, das es ihm unmöglich machte, sich ihr zu nähern. Nun, sie würde ihm schon nachhelfen. Ohne Zögern begann sie jenes Netz zu spinnen, mit dem sie Etiennes Dämon einzufangen gedachte, während sie seine zögerlichen Finger an ihr Haar führte. Es war so einfach. Und wenn es ihm nicht gefiel, dann war es eben die gerechte Strafe für seinen Hochmut.
    »Ich hoffe, ich störe nicht.«
    Die Stimme durchschnitt sie wie Glas, und mit einem leisen Aufschrei auf den Lippen sprang Rischka auf die Füße.
    Mit leicht gebückter Haltung kam Adam durch die niedrige Tür, mehr ein lauernder Tiger als je zuvor. Seine Augen funkelten sie abschätzig an, als habe er genau begriffen, was
sie gerade zu tun gedachte. Unwillkürlich packte Rischka sich an die Kehle, um sie zu schützen. Hinter ihr erhob Etienne sich und trat auf Adam zu, woraufhin der das Interesse an ihr verlor.
    »Dein Hals«, sagte Etienne mit

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