Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
nachsetzen, aber da richtete Adam sich auf und hob sie mühelos hoch. Als sein Gewicht sie auf dem Bett niederdrückte, sie regelrecht unter sich begrub, entwich ihr ein Schrei.
Augenblicklich stützte Adam sich auf seine Unterarme und sah sie prüfend an.
»Ich will dich«, flüsterte sie, ehe ihr bewusst wurde, dass sie es ernst meinte.
In Charles war sie verliebt gewesen, ihm vielleicht sogar ergeben. Aber Adam weckte eine Gier in ihr, die sie nicht zu fassen bekam. Sie wollte, dass er nicht einfach bloß in sie eindrang, sondern ein wahrhaftiger Teil von ihr wurde. Sie wollte mehr von ihm als die Leidenschaft eines Liebhabers - aber worin dieses »Mehr« bestehen sollte, wusste sie nicht.
Mit ungestilltem Verlangen musterte sie seinen Körper. Seine Brust hob und senkte sich in schnellen Stößen, unter seiner erhitzten, fast glühenden Haut zeichneten sich die angespannten Muskeln ab. Doch da war noch etwas anderes, nicht sichtbar für das bloße Auge, und es lockte sie.
Komm mir näher, schien es ihr zuzuflüstern, nimm mich in dir auf, werde mein.
Erneut stöhnte Toska auf, denn allein der Gedanke, dieser Forderung nachzugeben, brachte sie fast um den Verstand.
Mit einem ruppigen Zerren befreite sie Adam von dem letzten sie trennenden Stoff, dann schlang sie ihre Arme um seinen
Nacken. Als er endlich mit ihr verschmolz, nahm das Drängen in ihr mit jedem Herzschlag zu, und sie glaubte zu explodieren, wenn sich die in ihr aufbauende Energie nicht umgehend einen Weg freisprengte.
Adam war der befreiende Regen, auf den sie wartete, er sollte auf sie niedergehen in rot leuchtenden Strömen, sie in einer Flut aus Rot ertränken. Sie konnte nicht anders, wie eine Verdurstende suchte sie nach seinem Mund. Seinem wunderbaren Mund, der ihr das Paradies versprach.
Seine Katzenaugen trafen sie, und für einen erschreckenden Augenblick dachte sie, einen Fremden über sich zu haben, einen Bezwinger, der sich ihren Leib auf eine Weise unterwerfen würde, die sie vernichten könnte. Ehe sie zögern konnte, senkten sich Adams Lippen auf ihre, und die Gier nach ihm siegte. Sie küsste ihn mit einer Hemmungslosigkeit, als gebe es kein nächstes Mal.
Mit einem süßen Schaudern erinnerte Toska sich an den Kuss im Flur, als ihr eine Spur seines Blutes über die Zunge geglitten war wie ein Schluck aus dem Lebensquell.
Plötzlich wusste sie, was sie wollte.
Harsch trennte sie sich von Adams Lippen und zerrte seinen Kopf beiseite, ohne dass er auch nur den geringsten Widerstand leistete. Sein Körper, eben noch in Bewegung, verharrte still, geradezu andächtig. Toska spürte das Beben seiner Rückenmuskeln unter ihren Händen.
Dann biss sie zu, trieb ihre Zähne durch die empfindliche Haut an seinem Hals, immer tiefer. Als das nicht reichte, nahm sie ihre langen Fingernägel zu Hilfe, drang in sein Fleisch ein, vollkommen von Sinnen, nur danach gierend, ihren unendlichen Durst zu löschen.
Endlich glitt Adams Blut ihre Zunge hinab, zuerst süß und kühl, dann vollmundig - die befriedigendste Erfahrung ihres Lebens.
Doch kaum hatte sie sich mit einem Seufzen von der Wunde zurückgezogen, entbrannte eine Feuerschneise in ihrer Kehle und verwandelte sie in Asche. Verzweifelt versuchte sie, Adam, der sich mit einem benommenen Gesichtsausdruck hochstemmte, erneut an sich zu reißen, um von ihm zu trinken. Denn eins war ihr klar: Nur sein Blut, nichts anderes konnte das verzehrende Feuer in ihr löschen. Die Quelle war jedoch bereits versiegt, die Wunde wie von Geisterhand geschlossen.
Toska wollte ihn anbetteln, sie von ihm trinken zu lassen, doch ihre vertrocknete Zunge folgte nicht ihrem Willen, die rissigen Lippen öffneten sich vollkommen nutzlos.Von Panik und Schmerzen erfüllt, hieb sie mit ihren Nägeln nach seinem unter der Haut schlagenden Puls, doch Adam wich zurück, voller Entsetzen ihre ausgestreckte Hand anstarrend.
Ihre wächserne, ausgetrocknete Hand, als wäre sie nicht mehr als über Knochen gespanntes Pergament.
Wie eine Feuersbrunst überrollte Toska der Schmerz, aber noch schlimmer war dieses wahnsinnigeVerlangen nach seinem Blut. In ihrer Verzweiflung warf sie sich nach vorn. Sie würde Adam aufschlitzen müssen, um diesen Brand zu stoppen, der in ihrem Leib tobte. Aber - verdammt - sie würde es tun!
Einen heiseren Schrei ausstoßend, warf sie sich vor, aber Adam wich mit einer geschickten Bewegung aus, kam neben dem Bett auf die Beine und wich einige Schritt zurück.Toska war nicht mehr als
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