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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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einer brüchigen Stimme, als sei er noch nicht ganz wieder bei sich.
    Ehe Adam die Stelle mit der Hand bedecken konnte, bemerkte auch Rischka, worum es ging: ein rot leuchtendes, glattes Mal, groß wie eine Münze, verriet, dass sie mit ihrer Vermutung Recht behalten hatte.
    »Wunden, die uns zugefügt werden, damit der Dämon einen neuen Tempel betreten kann, heilen langsamer. Dieses Mal ist eine Art Auszeichnung. Wenn es dem Dämon tatsächlich gelungen wäre, deine Liebste einzunehmen, würde es vermutlich sogar immer noch bluten.«
    Über Etiennes Schultern fuhr ein Beben. »Du hast das Mädchen von dir trinken lassen, und der Dämon hat sie vernichtet. Das stimmt doch, richtig?«
    Adam nickte. Auf seinem Gesicht war nicht einmal die Andeutung einer Regung zu lesen. »Der Dämon hatte mir gleich gesagt, dass sie ihm gehört.«
    Obwohl Rischka das Verlangen verspürte, sich Adam zu nähern und ihre Fingerspitzen auf das Mal an seinem Hals zu legen, wagte sie sich zu ihrer Verwunderung keinen einzigen Schritt näher an ihn heran. Als könnte sich seine Gleichgültigkeit jederzeit in schiere Mordlust verwandeln. Etwas an der Art, wie er sich bewegte, verriet, dass sein Jagdtrieb sich nicht allein auf die Opfersuche beschränkte. Er war ein echter Jäger, und sie würde sich davor hüten, sein Interesse zu wecken, indem sie seine Instinkte unnötig herausforderte.
    »Was meinst du damit, wenn du sagst: Er hat es dir gesagt?«, fragte sie und leckte sich über ihre plötzlich trocken gewordenen Lippen.

    Adam legte den Kopf schief und musterte sie unter halb geschlossenen Lidern, während sich ein kaltes Lächeln ausbreitete, als könne er ihren schneller gehenden Herzschlag hören. »Wenn du nicht weißt, wovon ich spreche, dann geht es dich vermutlich auch nichts an.«
    »Was soll dieser Ton?«, fauchte Etienne ihn an. Entweder waren Etiennes Instinkte verkümmert, oder er war ausgesprochen wagemutig. »So sprichst du in meiner Gegenwart nicht mit Rischka!«
    Das kalte Lächeln wurde unvermittelt warm, als Adam seine Aufmerksamkeit auf Etienne lenkte. »Du hast Recht. Ich sollte ihr vermutlich mehr Respekt entgegenbringen, da sie mir doch gleich bei unserem ersten Treffen schonungslos erklärt hat, dass ich verloren bin.«
    »Du bist nicht verloren«, entgegnete Etienne reflexhaft - aber da war er wieder, dieser Klang von Trauer, als glaube er selbst nicht daran.
    »Das ist eine Lüge, und das weißt du sehr wohl.« Adams Reaktion fiel erstaunlich sanft aus. »Es stand ab dem Moment fest, als es dem Dämon gelungen ist, Toska seine Einladung zu überbringen, ohne dass ich ihm auch nur den leisesten Widerstand leisten konnte.«
    »Du wirst lernen, ihm Widerstand zu leisten. Gewiss braucht es Zeit und viel Geduld, aber du kannst es lernen. Und du brauchst diesen Weg nicht allein zu gehen, ich werde dich begleiten.«
    Rischka schnappte laut nach Luft, schockiert über das, was sie da hörte. »Bist du wahnsinnig, Etienne? Du willst mir doch wohl nicht ernsthaft versichern, dass du den Unsinn glaubst, den du da von dir gibst.«
    Aber Etienne drehte sich nicht einmal zu ihr um. »Hör mir zu,Adam. Du trägst den Dämon in dir, das lässt sich nicht rückgängig machen. Für die Gaben, die er dir geschenkt hat, schuldest
du ihm den Blutdienst, auch daran lässt sich nichts ändern. Aber du bist nicht sein Sklave und auch kein leeres Gefäß, das er mit seinem Willen gefüllt hat. Es lässt sich bestimmt ein Weg finden, mit dem Dämon im Einklang zu leben. Du musst dich selbst nicht aufgeben.«
    Mit einer unerwartet zärtlichen Geste berührte Adam kurz Etiennes Schulter. »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber in mir gibt es nichts, das ich aufgeben könnte. Die einzige Lebensaufgabe des Mannes, der ich früher gewesen bin, bestand darin, sich selbst aufzulösen. Wenn er schon kein Interesse daran gehabt hat, sich zu bewahren, warum sollte ich es dann haben? Vielleicht siehst du ja einen Weg für dich, mit deinem Dämon zu leben, ohne deine Menschlichkeit zu verlieren, aber mir bietet er sich nicht an.«
    Endlich wagte Rischka es, sich Adam zu nähern. Wenn sie sich ganz auf die beschwörenden Einflüsterungen ihres Beherrschers einließ, konnte sie sehen, wie er sich hinter Adam ausbreitete, als sei dessen menschliche Erscheinung nur eine Maske, hinter der sich etwas verbarg, das kein Auge erfassen konnte. Eine mächtige dunkle Quelle, die an einen Körper gefesselt war, der für die Erfüllung ihrer

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