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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ein Tier, das um sein Leben kämpfte. Den Schmerz in Kraft verwandelnd, schleppte sie sich voran.
    Ich will dich , brachte sie mit einer Stimme hervor, die nicht menschlich war und auch nicht ihrem Mund entstieg. Es war jene Stimme, die sie verführt und ihren Körper in Brand gesetzt hatte.
    Adam sah sie leiderfüllt an, dann sagte er: »Nein.«
    In diesem Moment versank die Welt in Flammen.

    Adam konnte nicht sagen, wie lange er neben dem Bett stand, zwischen dessen zerwühlten und blutigen Laken ein ausgedörrter Leib lag, der scheinbar noch vor ein paar Herzschlägen voller Leben gewesen war.
    Was war passiert?
    Adam glaubte noch Toskas salzige Haut zu schmecken, ihr heftiges Atmen zu hören und das Gefühl zu spüren, wie ihr Körper sich um seinen schloss. Nichts, aber auch gar nichts hatte darauf hingedeutet, dass der Dämon hinter einer Wand lauerte, die nicht stabiler als Nebelschlieren war. Aber genau so war es gewesen. Der Dämon hatte den richtigen Moment abgewartet und dann die Macht an sich gerissen. Und er war nicht imstande gewesen, den geringsten Widerstand zu leisten. Gerade hatte er noch trotz seiner Erregung im Liebesspiel innegehalten, weil Toska ihn mit einem hungrigen Blick betrachtete, der ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Dann hatte sie mit einer klauenartigen Hand nach seiner Kehle greifen wollen. Eine Bestie, zu der er sie gemacht hatte.
    Nicht du, sondern ich. Ich war es, der sie genommen hat. Denn sie war mein. Die Stimme des Dämons klang wie ein eitler Sieger.
    »Du hast sie getötet!« Adams Schrei hallte von den Wänden wider.
    So wie sie einen Teil von mir getötet hat, als sie zerbrochen ist. Nur fair, würde ich sagen.
    »Verflucht, erkennst du einen Tempel denn nicht, wenn du ihn siehst?«
    Ich fand, die süße Toska war einen Versuch wert. Man weiß es erst wirklich, ob ein Tempel geeignet ist, wenn man es ausprobiert hat.
    Unfähig, auch nur ein weiteres Wort über die Lippen zu bringen, deutete Adam mit der Hand auf Toskas Überreste.

    Tu nicht so, als hätte ich es dir nicht gesagt, dass sie mein ist.
    »Ja, das hast du«, flüsterte Adam, während er sich den Anblick des Bettes so fest einprägte, bis er wie eingebrannt vor ihm aufflackerte, selbst wenn er die Augen schloss. Dann wandte er sich ab und ging.

14
    Wegeskreuzung
    Es kostete Rischka fast ihre ganze Geduld, die Porzellanfigur einer Tänzerin in Seidenpapier einzuschlagen und sie vorsichtig zu den anderen Gegenständen in eine Truhe zu legen, damit sie nicht umfielen und zerbrachen, wenn das Hausboot mit der anbrechenden Dunkelheit ablegte.
    »Es gefällt mir ganz und gar nicht, Paris bereits wieder verlassen zu müssen«, sagte sie zu Etienne, ohne sich ihm zuzuwenden. »Ich hätte die Zügel bei Lakas und Truss nicht derartig schleifen lassen dürfen. Sie leben beide nur zur Erfüllung ihrer Talente: opfern und töten. Bislang ist das nie ein Problem gewesen, aber die Zeiten haben sich geändert. Der gut organisierten Polizeibehörde entgeht so schnell nichts, besonders da die Stadt angesichts der Weltausstellung glänzen will. Und die Zeitungen sind heutzutage schneller, als der Tratsch es jemals gewesen ist. Die Neuigkeiten über blutleere Leichen gehen nicht von Mund zu Mund, sondern dank der Zeitungen von Viertel zu Viertel. So ist es bislang noch nie gewesen.Wir werden künftig Vorsicht walten lassen müssen - was Truss natürlich vehement abgelehnt hat. Für etwas anderes als zu töten scheint in ihrem Spatzenhirn kein Platz zu sein.«
    »Du hättest die beiden schon viel eher an die Leine legen müssen. Diese vollkommen unnötigen Gräueltaten.«
    Die Missbilligung in Etiennes Stimme war nicht zu überhören. Zwar hatte er sie schon immer spüren lassen, dass er von
ihrer laxen Haltung gegenüber dem Geschwisterpaar nicht viel hielt, aber er hatte es ihr nie direkt zu sagen gewagt. Seit Adam aufgetaucht war, war bei Etienne etwas in Bewegung geraten. Rischka war sich nicht sicher, was sie von dieser Entwicklung halten sollte.
    »Ich nehme es als Kompliment, dass du mir zutrauen würdest, Truss meinem Willen zu unterwerfen.«
    »Ich unterschätze dich niemals, Rischka.Aber das heißt noch lange nicht, dass ich alles gutheiße, was du tust.«
    Rischka schnaufte aufgebracht. Sosehr sie Etiennes Gesellschaft auch schätzte, heute hätte sie ihn am liebsten fortgeschickt. Seine Aufmüpfigkeit setzte ihr zu, außerdem war sie ohnehin nervös genug.Wenn ihreVorahnung sie nicht im Stich ließ,

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