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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ihr bewegt hatte. Etwas gut Verborgenes.
    Gedankenverloren kämmte Esther ihr Haar aus, das in weichen Wellen auf ihre Schultern fiel, dann versuchte sie, sich mit Rouge und Lippenstift etwas Farbe in ihr blasses Gesicht zu zaubern. Im Sommer bemühte sie sich darum, wenigstens einen Hauch von Bräune einzufangen, was in Kalifornien fast einer Pflicht gleichkam. Aber im Winter traute sie mit ihrer hellen Haut der stechenden Sonne nicht über den Weg, zu oft hatte sie sich schon verbrannt. Ein Erbe ihrer Heimat, in der der Himmel von Regenwolken beherrscht wurde.
    In dem Moment, in dem sie in ihre Strümpfe schlüpfte, schrillte das Telefon.Von Unwillen erfasst, starrte sie es an.
    Vermutlich Anders, der sie nun doch schon früher zu ihrem Auftrag delegieren wollte. Normalerweise bargen seine Anweisungen kein Problem für sie, doch sie hatte den Ausklang der gestrigen Party noch zu lebendig vor Augen, um diesem Adam nicht früher als nötig unter die Augen treten zu wollen. Jedenfalls nicht, solange der Gedanke an ihn sie noch derartig durcheinanderbrachte. Wenn sie sich nicht allzu sehr täuschte, war er bestimmt noch mit seiner Gespielin beschäftigt, so wie die beiden sich nach Anders’ Kuss vor Publikum aufgeführt hatten.

    Allein die Erinnerung versetzte Esther einen Stich. Sie hätte sich abwenden sollen. Stattdessen hatte sie - wie alle anderen auch - dem leidenschaftlichen, oder besser gesagt: hemmungslosen Treiben des Paares zugesehen. Selbst in den Armen einer anderen Frau hatte Adams Anziehungskraft keinen Deut eingebüßt.
    Am anderen Ende der Leitung meldete sich zu ihrer Erleichterung Hayden. »Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich mich eine halbe Stunde früher aus der Kanzlei losmachen konnte. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich jetzt schon abhole? Dann kann ich dich nach dem Mittagessen noch auf einen Kaffee einladen.«
    Esther stimmte zu, froh, dass Hayden ihr nicht nur eine Möglichkeit bot, ihrem Gefühlschaos zu entkommen, sondern auch, um ihr vor Augen zu halten, was wichtig für sie sein sollte. Nämlich exakt das Gegenteil von diesem Adam. So beeilte sie sich, sich fertig zu machen, denn sie wollte Hayden gern unten am Eingang in Empfang nehmen, ehe er die Treppen heraufkommen konnte.

7
    Rachlust
    Als Adam wieder zu sich kam, konnte er nicht sagen, wie lange er in jener schwarzen Unendlichkeit eingesperrt gewesen war. Er ahnte aber, dass sie der eigentliche Hort des Dämons war. Nun kehrte er wie ein Gast in seinen Körper zurück, der nur noch für eine kurze Weile geduldet werden würde. Und zwar so lange, bis Anders wieder Hand an ihn legte.
    Regungslos lag Adam da, spürte zerwühlte Laken unter sich und nahm den Geruch seines Hotelzimmers in West Hollywood wahr, in dem er vor einer gefühlten Ewigkeit eingecheckt hatte. Da war noch ein anderer, bekannter Geruch, den er jedoch tunlichst ignorierte. Ein Geruch nach zwei Körpern, die sich ausgiebig miteinander vereint hatten.
    Das Sonnenlicht prickelte ihm auf den Lidern, doch er wagte es nicht, die Augen zu öffnen, zu fragil erschien ihm die Realität. Obwohl er eigentlich keine Hoffnung hegte, tastete er in seinem Inneren nach jener Stelle, die für einige wertvolle Momente durch Anders’ Gabe leer gewesen war. Sofort war ihm, als würde ihm eine Tür vor der Nase zugeschlagen werden. Der Tyrann war zurückgekehrt und nahm sein Reich erneut für sich in Anspruch.
    Ein frustriertes Knurren unterdrückend, setzte Adam sich im Bett auf.
    Wie war es für dich, Schatz? , fragte der Dämon hämisch.
    »Sieht ganz so aus, als wären wir dank Anders beide auf unsere Kosten gekommen«, murmelte Adam. Er strich sich durchs
zerzauste Haar, konnte sich jedoch nicht dazu aufraffen, die Beine über die Bettkante zu schwingen. Zum ersten Mal fühlte er sich verkatert.
    Auf dem Nachttisch lag der venezianische Dolch, dessen Klinge mit getrocknetem Blut bedeckt war. Anders’ Blut.
    Will mehr davon.
    »Wie kann ein unsterblicher Dämon nur so kindisch klingen. Hat dir niemand die Wahrung von Würde beigebracht?«
    Adam genoss die Verachtung, die in seiner Wortwahl mitschwang. Doch im nächsten Moment überkam ihn als Strafe eine Übelkeitswelle. Stöhnend ließ er sich wieder in die Kissen fallen. Allem Anschein nach war der Dämon zu gereizt, um auf kleinliche Racheakte zu verzichten.
    Hat dir niemand die Wahrung deiner Würde beigebracht? , äffte er ihn nach. Hier so elend herumzustöhnen, also wirklich.
    Nachdem Adam einigermaßen die

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