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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Elektrizitätswerke die Schäden behoben haben. Überall herrscht Chaos. Im Moment sind wir auf uns selbst gestellt.«
    Nach dem Frühstück kletterte er aufs Hausdach, um die Zerstörungen des Tornados zu begutachten. Er würde neue Schindeln brauchen, aber fürs erste verschloß er die undichten Stellen mit Teerpappe. Den Geräteschuppen würde er wiederaufbauen können, sobald er das notwendige Material beisammen hatte; aber das Stalldach mußten Fachleute reparieren. Sobald das Telefon wieder funktionierte, würde er den Tierarzt wegen der Verletzung des Pferdes anrufen; er hatte sie sich noch einmal angesehen, sie schien nicht allzu ernst zu sein.
    Nachdem er mit alldem fertig war, schlug er Anna vor, gemeinsam die Herde in Augenschein zu nehmen. Ohne Telefon wollte er Anna und David nicht im Haus zurücklassen.
    Anna packte einen Picknickkorb und dann David, der nicht davon abzubringen gewesen war, seinen eigenen kleinen Ranzen zu füllen. Außerdem nahm sie ihren Fotoapparat mit, weil sie meinte, es könne nur nützlich sein, den Leuten von der Versicherung Aufnahmen vorzulegen, die von unmittelbar nach dem Sturm stammten.
    Die Spuren des Tornados reichten bis weit über den eisernen Torbogen hinaus, der die Corbett-Ranch begrenzte. Jack mußte beinahe im Slalom zwischen Trümmern und abgerissenen Ästen hindurchjonglieren, die der Sturm auf die Straße geschleudert hatte. Stromleitungen waren aus den umgestürzten Masten gerissen. Sie sahen einen genau in der Mitte abgeknickten Wegweiser. Eine Wellblechplatte vom Dach des Pferdestalls, die einem Stück zerknitterter Alufolie ähnelte, war an die achthundert Meter weit fortgetragen worden. Mitten auf der Weide lag eine alte Windmühle, rundherum verstreut ihre abgebrochenen Flügel.
    Als Jack um eine Kurve fuhr, wäre er beinahe mit einer Kuh zusammengestoßen. Im letzten Moment konnte er den Wagen zum Stehen bringen. Mehrere Tiere hatten die Straße überquert und grasten seelenruhig im Graben auf der anderen Seite.
    »Na, ist das nicht mal wieder typisch für die schlauen Corbett-Kühe? Finden genau die Stelle, wo es eine Zaunlücke gibt.«
    Damit stieg er aus und trieb die Streuner mit wedelnden Armen und lauten Kommandos zurück auf ihre Weide. Zum Glück hatte er einen Werkzeugkasten und ein paar Bretter mitgenommen; so konnte er den Zaun notdürftig flicken.
    Er stellte den Pick-up außerhalb des Viehgeheges ab. »Von hier aus gehen wir besser zu Fuß. Ich möchte nicht, daß uns die Kutsche irgendwo im Schlamm steckenbleibt.«
    Anna steckte in einem Paar Stiefel von Delray. Sie waren ihr viel zu groß, aber schützten ihre Füße vor dem Schlamm und dem Wasser, das überall stand. Auch David hatte Stiefel angezogen, aber Jack trug den Jungen den größten Teil des Wegs rings um die Weide. Die Herde hatte das Unwetter gut überstanden. Soweit Jack feststellen konnte, fehlte nicht ein einziges Tier.
    Das hielt er beinahe für ein Wunder, obwohl er schon davon gehört hatte, daß diese Wirbelstürme sich häufig höchst
seltsam verhielten. So konnten sie beispielsweise eine Straßenseite in Trümmer legen, während sie die andere völlig unberührt ließen. Manchmal fegten sie über Kilometer dicht am Boden dahin und machten alles, was sich in ihrer Bahn befand, dem Erdboden gleich. Dann wieder sprangen sie auf und nieder wie ein flacher Stein auf glattem Wasser und hinterließen ein Lochmuster der Zerstörung. Dieser Tornado mußte unversehens scharf nach Osten abgeschwenkt sein und so die Weide verfehlt haben, wo ihre Herde graste.
    Während des Rundgangs hielt Jack Anna die ganze Zeit bei der Hand, und auf dem Rückweg zum Wagen fragte er sich, was David darüber dachte. Wenn er es überhaupt bemerkte, so sagte er wenigstens nichts dazu. Tatsächlich schien er gar nicht wahrzunehmen, daß ihre Beziehung sich verändert hatte; aber sie verhielten sich natürlich auch rücksichtsvoll im Hinblick auf das Kind. Jack war zur Wohnzimmercouch hinuntergeschlichen, bevor der Junge aufgewacht war – obwohl ihm das sehr leid tat.
    Auch jetzt mußte er sich beherrschen, die Finger von ihr zu lassen. Jedesmal, wenn er sie ansah, wollte er sie auch berühren. Und er schaute sie dauernd an.
    Das war es, was David schließlich doch auffiel.
    Jack hatte eine dicke Decke im Laderaum seines Wagens ausgebreitet, weil der Boden für ein richtiges Picknick viel zu naß war. Sie aßen Erdnußbutterbrote, frisches Obst und tranken Fruchtsaft dazu. Jacks Blick begegnete Annas

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