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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wieder öffnen, erstaunt, daß er dazu überhaupt imstande war – daß der Schlag ihn nicht bewußtlos gemacht oder getötet hatte.
    Instinktiv versuchte er aufzustehen, schaffte es aber nur bis auf alle viere. Als er den Kopf hob, tanzten die Wände Boogie-Woogie, und der Boden schlingerte. Ihm wurde speiübel. Er ließ seinen Kopf herabfallen und übergab sich.
    »Mensch! Hör bloß auf!«
    Jacks Arme knickten unter ihm ein, und er stürzte zur Seite. Neuer Schmerz, so heiß wie von einem Brandeisen, schoß durch seinen Oberkörper…
    Er biß die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.
    »Jetzt schau dir mal an, was du da für eine Sauerei veranstaltet hast! Na, wie ist es, Süße? Willst du ihn nicht dafür zusammenstauchen, daß er auf deinen frischgewachsten Boden gekotzt hat?«
    Jack machte die Augen wieder auf. Der Schwindel hatte ein wenig nachgelassen. Wenigstens war das Tempo des Tanzes, den Wände und Boden vollführten, etwas gemächlicher geworden. Dennoch mußte er sich durch Wellen von Übelkeit kämpfen, ehe es ihm gelang, halbwegs scharf zu sehen.
    Der Mann war groß, gutaussehend, mörderisch.
    Das erkannte Jack sofort, und bei dieser Erkenntnis drohte neue Übelkeit ihn zu übermannen, die er nur mit äußerster Willenskraft niederzukämpfen vermochte.
    Der Eindringling drückte David eine Hand auf den Mund, so fest, daß der Junge wie an ihn gefesselt war. In der anderen Hand hielt er eine Pistole, die auf Davids Kopf zielte. Anna stand flach an die gegenüberliegende Wand gepreßt und starrte den Unhold mit vor Todesangst aufgerissenen Augen an. In ihrem Gesicht befand sich kein Blutstropfen mehr.
    Der Mann sagte zu ihr: »Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, daß es unhöflich ist, Leuten nicht zu antworten, wenn sie mit einem reden?«
    Anna fuhr fort, ihn anzustarren.
    David vor sich her stoßend, trat er näher an sie heran.
»Hey, was ist los mit dir, Schätzchen? Hat’s dir die Sprache verschlagen?«
    Sie stand wie versteinert da.
    Der Mann puffte sie mit dem Pistolenlauf leicht in den Bauch. »Na los, mach schon, sag was!« Er schob den Pistolenlauf abwärts und drückte ihn ihr zwischen die Beine. »Wetten, daß ich dich zum Reden bringen kann?« Die Stimme zu einem obszönen Flüstern senkend, setzte er hinzu: »Wetten, daß ich dich zum Schreien bringe?«
    »Taubstumm…«
    Jacks Stimme war kaum mehr als ein Krächzen, aber der Mann hörte es und drehte den Kopf. Er sah Jack mit einem Blick an, der von Jahren der Gefangenschaft zu gleißender Schärfe geschliffen war.
    »Sie… ist… taubstumm… kann nicht… sprechen.«
    Die kalten Augen verengten sich mißtrauisch, aber das entwaffnende Lächeln blieb. »Du würdest mich doch nicht anlügen, oder? Raten würd ich’s dir auf keinen Fall.«
    »…taubstumm!«
    Zu Jacks Überraschung warf er den Kopf zurück und lachte mit blitzenden weißen Zähnen. »Ich hab nicht gewußt, ob ich’s glauben soll oder nicht. Aber dann ist es tatsächlich wahr. Mein Bruder sagte – Aua!« schrie er plötzlich auf und schleuderte David von sich. Mit einer Grimasse des Schmerzes inspizierte er den roten Abdruck kleiner Zähne auf seinem Handballen. »Du widerliches Arschloch, du! Dir werd ich’s zeigen, mich zu beißen!« Drohend ging er auf David zu.
    »Nein!« brüllte Jack.
    Anna keuchte auf in höchster Not.
    »Du sollst meine Mama in Frieden lassen«, rief David weinend, als der Mann ihn vorn am T-Shirt packte und in die Höhe riß. Der Junge strampelte mit Armen und Beinen. Ein paar Sekunden lang hatte der Mann alle Hände voll damit zu tun, den Kleinen zu bändigen.
    Jack, der fürchtete, daß in dem Handgemenge die Pistole losgehen würde, rappelte sich mühsam hoch und tappte schwankend vorwärts.
    »Keinen Schritt näher!« Der Mann richtete die Pistole auf Jacks Brust und stieß gleichzeitig David zu Anna hin, die den schluchzenden Jungen an sich drückte.
    So wie Jack es sah, hatte er zwei Möglichkeiten. Er konnte als mutiger Narr sterben oder auf seinen Verstand hören: Der sagte ihm, daß er Anna und David nicht half, indem er sich von diesem Kerl umlegen ließ. Alles trieb ihn, sich auf den gemeinen Schweinehund zu stürzen. Aber welchen Sinn machte ein solcher Angriff, wenn er sich damit nur den Tod holte?
    Er gehorchte also und blieb stehen.
    Der Mann grinste und rollte die Schultern, als wollte er sie entspannen. »Das ist schon viel besser. Aufregung schadet nur.«
    »Ich bin nicht aufgeregt«, erwiderte Jack

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