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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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und hielt ihn fest. Sie bedachte ihn mit dem besonderen Lächeln, das eine Frau einem Mann nach einer erfüllten Nacht schenkt.
    Es war ein kleines, kaum merkliches Lächeln, das folgendes verriet: Sie kenne all seine Geheimnisse und wünschte, er kenne die ihren. Jedesmal, wenn Anna ihn mit diesem Lächeln ansah, hätte er sich am liebsten in den Arm gekniffen, um sicher zu sein, daß die vergangene Nacht nicht ein Traum gewesen war.
    Aber im Gegenteil! Sie hatte sich wirklich ereignet. Anna
hatte ihm sogar gesagt, daß sie ihn liebte – nicht etwa im Drogen- oder Alkoholrausch, und auch nicht wegen seiner Brieftasche. So märchenhaft es klang, sie hatte ihm gesagt, daß sie ihn liebte, und er glaubte ihr.
    Ihre Blicke blieben so lange ineinander versunken, daß David aufmerksam wurde. »Hey, warum redet ihr überhaupt nichts? Ist irgendwas los? Seid ihr böse?«
    Jack zauste dem Jungen das Haar. »Gar nichts ist los. Ich schaue nur deine Mutter an.«
    »Warum denn?«
    Jack faßte wieder Anna ins Auge und richtete seine Worte genauso an sie wie an David. »Weil sie wunderhübsch ist.«
    »Du findest die hübsch?«
    »Hm!«
    Ihr Sohn musterte Anna, als versuchte er, sie mit Jacks Augen zu sehen. »Na ja, sie ist wahrscheinlich ganz okay«, befand er und biß in sein Brot.
    »David?« Jack zögerte einen Moment, dann sagte er: »Wär’s dir recht, wenn deine Mutter und ich zusammen wären?«
    Der Kleine krauste die Stirn. »Wieso? Wir sind doch schon zusammen, Jack.«
    »Ich meine, weißt du, wenn deine Mutter und ich Freund und Freundin wären.«
    David machte ein enttäuschtes Gesicht. Soeben war sein Idol vom Sockel gestürzt. »Ich hab nicht gewußt, daß du Mädchen magst, Jack«, sagte er in einem Ton, als wäre ihm schwerer Verrat geschehen.
    »In deinem Alter hab ich sie wahrscheinlich auch nicht gemocht. Aber das ändert sich, wenn man älter wird.«
    »Bei mir nicht.«
    »Sei da mal nicht so sicher.«
    »Bestimmt nicht«, erklärte David mit Nachdruck. Verwirrt sah er von einem zum anderen. »Du willst, daß meine Mama mit dir geht?« fragte er Jack dann.
    »Ja. Das möchte ich sehr gern.«
    »Du willst sie küssen und so?«
    »Ja.«
    Genervt verdrehte David die Augen. »Na ja, wenn du’s unbedingt willst … okay.«
    »Danke«, sagte Jack feierlich.
    »Aber mich magst du doch auch noch, oder?«
    »Absolut. Du bist mein bester Freund.« Jack hob die Hand zum männlichen Abklatschen.
    Beruhigt machte sich David über die Chips her. »Können wir nach dem Essen schwimmen gehen?«
    Jack lachte über die Lässigkeit, mit der der Junge ihre Liebe hinnahm – fühlte sich aber auch erleichtert. Und er sah Anna an, daß sie dem Gespräch gefolgt war und ebenso empfand wie er. Sie hätten beide nicht glücklich sein können, wenn ihre Beziehung bei David auf Widerstand gestoßen wäre.
    Jetzt überzeugte er David davon, daß es nicht ratsam war, schwimmen zu gehen während des Hochwassers. Doch um den enttäuschten Jungen zu trösten und sich selbst diesen ersten Familienausflug zu verlängern, fuhr er mit Anna und David zu dem Wald, der zur Corbett-Ranch gehörte.
    »David, weißt du eigentlich, daß deine Mama eine sehr kluge Frau ist? Sie hat beschlossen, einen Teil der Bäume hier zu verkaufen und von den Holzfällern junge Bäume setzen zu lassen.«
    »Cool!« rief David. »Darf ich zuschauen, wenn sie die Bäume umhauen?«
    »Warten wir’s ab! Jetzt kannst du erst mal ein paar von ihnen markieren.«
    Der Teppich aus Unterholz und Fichtennadeln hatte wie ein Filter gewirkt, durch den das Regenwasser abgeflossen war; auf diese Weise gelangten sie beinahe trockenen Fußes vorwärts. Wenn sie einen Baum sahen, von dem Jack meinte, daß er die Holzverwertungsgesellschaft interessieren
könnte, zog er sein Messer heraus, reichte es David und ließ den Jungen ein X in die Borke ritzen.
    Einmal, als David durch seine Aufgabe abgelenkt war, legte Anna Jack den Arm um die Taille und hob ihm ihr Gesicht zum Kuß entgegen. Er ließ sich nicht zweimal bitten und küßte sie leidenschaftlich.
    Während ihrer ganzen Wanderung experimentierte sie mit ihrem Fotoapparat und verschiedenen Objektiven. Immer wieder bat sie ihn und David, sich von ihr knipsen zu lassen – bis David sich beschwerte, er sähe vor lauter Blitzlicht nur noch rote Punkte. Jack hatte den Verdacht, daß sie gelegentlich auch Schnappschüsse bei natürlichem Licht von ihnen machte, wenn sie sich unbeobachtet glaubten. Einmal nämlich, als er und

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