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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wieder weg. »Okay, Sie kennen mich nicht. Ich bin ein wildfremder Mensch, der aus heiterem Himmel hier auftaucht. Gestern habe ich einen Job in Corpus aufgegeben.
Wenn Sie eine Referenz wollen, dann rufen Sie dort an und sprechen sie mit meinem vormaligen Chef.«
    »Warum sind Sie gegangen?«
    »Weil ich wollte.«
    »Einfach so?«
    »So lebe ich nun mal.«
    »Eine Garantie für Zuverlässigkeit ist das nicht gerade, Mr. Sawyer.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Jack ließ sich nicht abwimmeln. »Solange ich hier bin, können Sie von mir jeden Tag ganze Arbeit erwarten. Ich habe auf vielerlei Gebieten Erfahrung. Um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, hab ich nämlich so ziemlich alles gemacht, was nicht verboten ist:
    Ich war Koch in einem Schnellrestaurant und Fremdenführer. Ich hab auf Ölfeldern und am Fließband gearbeitet. Ich habe Pferde zugeritten, Ziegen gemolken, Geschirr gespült, Toiletten gereinigt und einmal, als es mir wirklich dreckig ging, hab ich für eine Fünfdollarnutte den Zuhälter gemacht.«
    Corbett blieb abrupt stehen und starrte ihn an.
    »Ganz recht, Mr. Corbett, ich hab vieles getan, worauf ich nicht stolz bin. Zeigen Sie mir den, der das nicht von sich sagen muß. Aber ein Dieb bin ich nicht. Niemals würde ich Sie bestehlen. Und ebensowenig würde ich Ihnen, Ihrer Schwiegertocher oder Ihrem Enkel etwas Böses tun. Im Gegenteil, es wäre für Sie vielleicht eine Beruhigung, wenn noch ein Mann hier wohnt, der ein Auge auf den Hof hat«, schloß Jack, seine Trumpfkarte ausspielend.
    Und sie stach, wie es schien. Er hatte den Eindruck, daß Corbett in seiner Entschlossenheit wankend wurde. Daher war es eine Überraschung und eine Riesenenttäuschung, als der den Kopf schüttelte. »Tut mir leid, Mr. Sawyer. Es bleibt bei meinem Nein.«
    »Was kann ich tun, um Sie umzustimmen?«
    »Nichts. Tatsache ist nämlich, daß ich Sie mir nicht leisten kann.«
    Jack lachte. »Wahrscheinlich nicht. Ich bin ziemlich teuer. Aber ich denke, wir könnten uns einigen.«
    »Wie denn?«
    »Ich brauche ein Dach über dem Kopf.«
    Corbett ließ etwas hören, das tatsächlich wie ein Lachen klang. »Sie müssen mich für verrückt halten.«
    »Ich erwarte nicht, daß Sie mich in Ihr Haus einladen. Aber wie wär’s mit dem alten Wohnwagen, der nördlich vom Stall steht? Der würde mir reichen.«
    Corbett blickte in die angegebene Richtung. »Der steht seit Jahren dort rum. Meine Frau und ich haben eine Weile dort gehaust, als wir das Haus bauten. Wir ließen das alte damals abreißen, wollten aber wieder an derselben Stelle eins haben. Das ist jetzt fast vierzig Jahre her. Ich hätte das Ding an einen Autoverwerter verkaufen sollen, aber ich hab’s nicht fertiggebracht. Es ist, wie man sieht, nur noch ein Wrack.«
    »Hat es Strom und Wasser?«
    »Die Anschlüsse sind da, ja. Der Herd arbeitet mit Butan.«
    »Ich mach den Kasten sauber. Er reicht mir völlig.« Corbett musterte ihn mit einem langen prüfenden Blick, dem Jack ohne ein Zucken standhielt – eine Fähigkeit, die er sich in einem Spielkasino in Reno erworben hatte, wo er als Geber am Blackjacktisch fungierte. »Also, Mr. Corbett, was meinen Sie?«

6
    C ecil Herbold hatte den Nagel seines Zeigefingers bis aufs Fleisch abgekaut, als die Beamten der Arkansas State Police in das Büro der Autowerkstatt traten, bei der er arbeitete. Es waren zwei. Scharfe Hunde ihrem Aussehen nach.
    Es war vorauszusehen gewesen, daß sie aufkreuzen würden. Den ganzen heißen Vormittag hindurch hatten sie ihn in ängstlicher Erwartung des Unvermeidlichen schmoren lassen. Inzwischen war es Nachmittag geworden, und obwohl er mit dem Besuch gerechnet hatte, war ihm mehr als mulmig, als einer der beiden Kerle einen Papierkorb umdrehte und sich ihm gegenüber darauf niedersetzte, keine fünfzehn Zentimeter von seiner Nasenspitze entfernt.
    »Also, Cecil«, begann der Typ, »Mr. Reynolds hat uns netterweise sein Büro für dieses Gespräch mit Ihnen zur Verfügung gestellt, und wir möchten sein Entgegenkommen nicht mißbrauchen. Machen wir’s also kurz und schmerzlos, okay?«
    Diese Typen waren doch nichts weiter als Hillbillys mit blitzenden Dienstabzeichen, gestärkten Uniformen und schnellen Autos. Cecil kannte sie nicht persönlich, aber er hatte sein Leben lang mit ihresgleichen zu tun gehabt, und er haßte sie alle miteinander. Ihre Gesichter waren so haarscharf rasiert, daß die Haut wund schien. Nirgends ein Fältchen in den Uniformen. Trotz der Glut nicht

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