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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nicht, ohne diesen Scheißkerl mitzunehmen.
    Deswegen kroch er zur Tür. Myron lag da wie ein nasser Sack, Speichel troff ihm aus dem offenen Mund. Carl wünschte, es hätte sich eine Gelegenheit geboten, ihn dafür umzulegen, daß er so dämlich war und alles vermasselt hatte. Aber jetzt wollte er keine Zeit an Myron verschwenden. Jetzt zählte jede Sekunde.
    Er wollte es diesem Klugscheißer zeigen, der sich einbildete, er hätte ihm einen Riesengefallen getan, indem er ihn am Leben gelassen hatte. Carl wäre es lieber gewesen, er hätte ihm die Kehle durchgeschnitten, anstatt ihn gnädig zu verschonen. Als brauchte ein Carl Herbold Gnade!
    Verbissen robbte er über die Leiche des Kerls hinweg, der hier mit seinem dicken Jaguar angerauscht war. Nächster Stopp die Haustür. Der Weg war eine Qual – wie ein Versuch, die Niagarafälle zu durchschwimmen. Jede Sekunde ein Jahrtausend. Mehrmals war er nahe daran, das Bewußtsein zu verlieren. Nur der mörderische Haß hielt ihn aufrecht.
    Und dann war er endlich am Ziel.
    Seine ganze Kraft zusammenraffend, zog er sich Hand um Hand am Türpfosten hoch, zwang seine Beine, die schon kalt und tot am Körper hingen, in den Dienst. Als er endlich stand, sah er die Pistole. Sie schien kilometerweit entfernt,
obwohl sie nur ein paar Schritte von der Haustür weg auf der Veranda lag.
    Zum Nachladen würden ihm Zeit und Kraft fehlen. Wie viele Schüsse waren abgegeben worden? Drei? Vier? Es mußten noch mindestens zwei Kugeln übrig sein. Vielleicht auch drei.
    Allein sein aufgepeitschter Wille half ihm über die Schwelle. Das Adrenalin, das durch seine Blutbahn schoß, erlaubte ihm, sich zu bücken und die Waffe zu ergreifen. Das Heben des Arms brauchte tausendmal mehr Kraft, als er hatte – aber er schaffte es und richtete die Pistole auf den Rücken dieses Affenarschs.
    Aus dem Augenwinkel sah er die Frau hinter dem Pick-up aufspringen.
    »Jack!«
    Sie hatten ihn angelogen! Ihn und Cecil. Er und Cecil hatten sich von denen verscheißern lassen und ihnen die Taubstummheit der dummen Gans geglaubt. Cecil, dieser blöde Hund! Er hatte das Märchen gefressen und brühwarm an ihn – Carl – weitergegeben. Und er war genauso drauf reingefallen. Wie ein echter Idiot.
    Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten. Grinsend drückte Carl ab.
    Der Klugscheißer brach zusammen. Carl schwenkte den Arm leicht nach rechts und richtete die Pistole auf das Luder, das ihn reingelegt hatte.
     
    Ezzy sprang auf. Die plötzliche Bewegung erschreckte Herbold und lenkte seine Aufmerksamkeit von Anna Corbett ab. »Hallo, Carl, erinnern Sie sich an mich?«
    Herbold fiel die Kinnlade herunter. Er hatte nicht geahnt, daß noch jemand hier war. Und ausgerechnet einer seiner Erzfeinde!
    »Werfen Sie die Waffe weg«, sagte Ezzy ruhig und hoffte, er würde es nicht tun.
    Er tat es nicht. Er schoß.
    Ezzy feuerte zu gleicher Zeit.
    Aber im selben Moment zuckte sein Arm zurück. Die Pistole flog ihm aus der Hand und landete im Blumenbeet.
    Die Kugel schlug in eine der Tragsäulen der Veranda. Das Holz splitterte. Carl Herbold wurde kein Härchen gekrümmt.
    Herbold lachte. Ezzy blickte in die Mündung seiner Pistole.
     
    Genau in dem Augenblick, als Ezzy Hardge und Carl Herbold feuerten, warf Jack sich auf die Seite und blickte hinter sich. Er überlegte nicht. Er zögerte nicht. Er rief weder Gott noch den Teufel an. Er fragte nicht, warum es ihm überlassen blieb, und er fragte nicht nach den Konsequenzen. Er handelte instinktiv. Er warf sein Messer.
     
    Das Messer traf, als Carl Herbold abdrückte.
    Es drang bis zum Griff in Herbolds Brustkorb ein und blieb dort, von der Wucht des Wurfs zitternd, stecken.
    Ezzy verstand nicht, wieso er nicht tot war.
    Nach Herbolds Gesicht zu urteilen, war auch der ganz verdattert.
    Töricht starrte Ezzy auf das Messer.
    Herbold senkte den Kopf und sah den geschnitzten Griff, der aus seiner Brust ragte. Er riß den Mund auf, um zu schreien, aber nur Blut quoll über seine Lippen.
    Taumelnd fiel er nach rückwärts – eine Leiche, noch ehe er auf dem Boden aufschlug.
    Der ehemalige Gesetzeshüter, dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen, drehte sich um. Im Vorgarten kniete Anna Corbett neben ihrem Cowboy und hielt seinen Kopf im Schoß. Der kleine Junge hockte neben ihr und weinte. Aber die Beine des Mannes bewegten sich. Er war am Leben.
    Nachdem Ezzy seine Pistole aus dem Petunienbeet geholt hatte, schleppte er sich auf die Veranda und sah zu Carl

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