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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Herbold
hinunter. Der Mann, der im Leben so eitel gewesen war, sah im Tod gar nicht beeindruckend aus. Es würde ihn schön fuchsen, wenn er wüßte, was für ein jämmerliches Schlußbild er abgab, dachte Ezzy.
    Dann ging er weiter und trat vorsichtig ins Haus. In Anna Corbetts Diele sah es aus wie in einem Schlachthaus. Und es roch auch so. Lomax lag lang hingestreckt auf dem Boden, die toten Augen zur Decke gerichtet.
    Myron Hutts lag zusammengerollt wie ein Fötus an der Wand und brabbelte leise vor sich hin.
    Ezzy näherte sich ihm ungern; aber der Mann leistete keinen Widerstand, als er neben ihm niederkniete.
    »Geben Sie mir Ihre Hände, Hutts!«
    Gehorsam streckte Hutts ihm seine Pranken entgegen. Ezzy legte ihm Handschellen an und steckte dann seine Pistole ein.
    »Ist Carl böse auf mich?«
    »Carl ist tot.«
    »Oh.«
    »Sie bluten ziemlich stark, Hutts.«
    »Es tut weh.«
    »Was meinen Sie, können Sie aufstehen?«
    »Okay.«
    Ezzy half ihm auf die Füße und führte ihn an Lomax vorbei. Er beachtete den Toten überhaupt nicht. Und auch von Carl Herbold nahm er keine Notiz, als er über die Schwelle schlurfte und auf die Veranda trat.
    »Kann ich ein PayDay haben?«
    »Natürlich.«
    »Und ein Eis?«
    »Sobald wir im Krankenhaus sind, kümmere ich mich darum.«
    Rettungsfahrzeuge und Streifenwagen brausten mit heulenden Sirenen in den Hof. Wie aus einem bösen Traum erwacht, mochte Ezzy kaum glauben, daß seit seiner Ankunft
am Tor nur wenige Minuten vergangen waren. Genausogut könnten eine Million Jahre verstrichen sein. So lang war es ihm erschienen.
    Er reichte Myron Hutts an zwei Polizeibeamte weiter, die ihn auf seine Rechte hinwiesen, während gleichzeitig ein Team von Sanitätern sich um ihn kümmerte. Myron wollte nur wissen, wann er sein PayDay und das versprochene Eis bekäme.
    Eine junge Notärztin befahl Ezzy, sich auf der Veranda niederzulegen, bis die Leute mit der Trage kämen.
    »Wozu denn?« fragte er unwillig.
    Die junge Frau sah ihn verblüfft an. »Sie sind angeschossen worden, Sir.«
    Erst da nahm er den pulsenden Schmerz in seinem rechten Arm wahr. »Das darf doch nicht wahr sein!« Tatsächlich empfand er eine gewisse Genugtuung, daß Carl Herbold ihn getroffen hatte. Denn es war ihm schon peinlich gewesen, seine Waffe aus Unachtsamkeit oder reiner Tatterigkeit fallen gelassen zu haben.
    Sein Lachen geriet ein wenig schief. Die junge Ärztin machte ein erschrockenes Gesicht.
    »Nein, junge Frau, ich bin nicht im Delirium«, beruhigte er sie und lehnte es ab, sich das kurze Stück bis zum Rettungswagen auf eine Trage zu legen. »Das schaff ich noch aus eigener Kraft.«
    »Hey, Ezzy!« Sheriff Ron Foster lief ihm entgegen und begleitete ihn zum Wagen. »Alles in Ordnung?«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Das haben Sie verdammt gut gemacht, Ezzy. Verdammt gut!«
    Ohne sich weiter in dem Lob zu sonnen, fragte er: »Wie geht’s Steve Jones?«
    »Er wird lange physikalische Therapie brauchen, wenn sie sein Knie einigermaßen wieder hingekriegt haben – aber er kann es schaffen.«
    »Ein tüchtiger Mann! Schrecklich, daß es Jim erwischt hat.«
    Diesem stimmte Foster grimmig zu.
    »Und der da?« Der Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, wurde in die Ambulanz gehoben. Anna Corbett und ihr kleiner Sohn kletterten hinter der Trage her.
    »Da muß man abwarten. Er kann innere Verletzungen haben.«
    Ezzy nickte bedrückt. »Wenn er nicht gewesen wäre, wär ich tot.«
    »Sobald die Ärzte Ihren Arm geflickt haben und Sie halbwegs wieder auf dem Damm sind, brauch ich einen genauen Bericht über die Ereignisse.«
    »Was drinnen los war, weiß ich nicht«, gab er Auskunft. »Aber das Ganze muß schlimm gewesen sein. Ein Wunder, daß sie überlebt haben!«
    Es war nicht mehr weit bis zum Rettungswagen. Er würde sich jetzt nicht blamieren, indem er um die Trage bat, die er vorher abgelehnt hatte – aber er fühlte sich tatsächlich etwas flau. Wahrscheinlich hatte er mehr Blut verloren als gedacht. Er mußte sich richtig konzentrieren, um sich auf den Beinen zu halten.
    »Ich kann Mrs. Corbett erst vernehmen, wenn wir einen Dolmetscher haben«, erklärte Foster; »aber als ich den Kleinen fragte, was passiert sei, sagte er, der böse Mann hätte Mr. Lomax erschossen und Jack niedergeschlagen – und seine Mutter hätte den bösen Mann ins Bein gestochen.«
    »Anna Corbett hat das getan?«
    »Ja, mit Jacks Messer.«
    »Das ominöse Messer«, murmelte Ezzy.
    »Was?«
    »Ach, nichts.« Ezzy

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