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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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denen er sie tatsächlich vergaß.
    Unglücklicherweise kamen sie durch Carl Herbolds gestrigen Gefängnisausbruch wieder an die Oberfläche.

8
    Z ur Zeit beißen sie schlecht an, Ezzy. Das macht die verdammte Hitze.« Burl Mundy warf einen Beutel Chips und einen Schokoriegel in die braune Papiertüte.
    »Sie haben wahrscheinlich recht, aber ich muß was unternehmen.«
    »Sie haben sich wohl noch nicht an den Ruhestand gewöhnt?«
    »Ich glaub, das wird nie passieren.«
    »Kann ich verstehen. Ich sitz praktisch mein Leben lang in dem Anglerladen hier. Die werden mich mit den Füßen voraus wegtragen müssen.«
    »Von den Grillen brauch ich auch noch welche«, sagte Ezzy. »Und tun Sie mir da ein paar Dosen Cola mit rein.« Er stellte eine Kühltasche auf die Glastheke.
    »Wollen Sie nicht lieber Bier nehmen?«
    »Bloß nicht. Ich muß schließlich heut abend nach Hause.«
    Mundy lachte. »Cora hält wohl immer noch nichts vom Alkohol, was?»«
    »Baptistin bis in die Knochen!« Ezra bezahlte bar. »Da ist der Sprit auch dabei.« Er hatte den Motor seines kleinen Boots aufgetankt, bevor er in den Laden getreten war. Er ergriff die Tüte mit seinem Proviant, den Karton mit den Ködergrillen und die Kühltasche, die jetzt zwei Dr. Peppers enthielt. »Danke, Burl.«
    »Guten Fang, Ezzy!« Noch bevor Ezzy zur Tür hinaus war, hatte Burl seinen Schwingventilator umgestellt und sich in seinem Sessel niedergelassen, um sich wieder der Lektüre eines eselsohrigen Louis-L’Amour-Taschenbuchs zu widmen.
    Ezra verfrachtete seine Enkäufe ins Boot, wo er bereits sein Angelzeug verstaut hatte. Die Ausrüstung war weder teuer noch raffiniert, und Ezzy kein großer Angler. Notfälle gab es jeden Tag im Jahr und zu den unerwartetsten Zeiten; da konnte der Sheriff eines Landkreises, der außerdem nicht gerade ein Vermögen verdiente, unmöglich seine Freizeit planen. Ezzys Revier war immer unterbesetzt gewesen, das Budget ständig überzogen. Folglich litt er dauernd an Überarbeitung und verbrachte dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr praktisch ununterbrochen im Dienst.
    Selbst wenn er mehr Freizeit gehabt hätte, hätte er sich vermutlich nicht mit Leidenschaft aufs Fischen, Golfspielen, Jagen oder eines der anderen Hobbys verlegt, die anderen Männern soviel bedeuteten. Es interessierte ihn einfach nicht genug. Ihn hatte nie etwas stärker fesseln können als seine Arbeit. Sein ganzes Leben hatte sich um sie gedreht. Sogar im Schlaf waren seine Gedanken mit ihr beschäftigt gewesen.
    Und als er jetzt seine Schleppangel durch den Fluß zog, dachte er mit Sehnsucht an sie.
    Das Frühjahr war ungewöhnlich trocken gewesen, der Wasserstand also niedrig, die Strömung träge. Der Fluß schien es nicht eilig zu haben, den Golf ein paar hundert Kilometer weiter südlich zu erreichen. Das Sonnenlicht machte aus der stillen Oberfläche einen blendenden Spiegel, da war die dunkle Brille dringend nötig.
    An den Stellen, wo der Fluß sich verengte, bildeten ausladende Äste von Bäumen ein schattenspendendes Dach. Diese Momente dämmriger Kühle taten unendlich wohl. Es wehte nicht einmal ein Lüftchen. Kein Blatt regte sich. Die Pflanzen an den Ufern waren in der drückenden Hitze welk geworden und verliehen der Landschaft ein tristes Aussehen. Schildkröten und Wasserschlangen waren nur zu entdecken, wenn hin und wieder ihre Köpfe im trüben Wasser nahe dem Ufer durch die Oberfläche brachen. Auch sie
waren zu lethargisch, um sich zu bewegen. Selbst das Zirpen der Zikaden klang halbherzig.
    Ezzys Hemd war schweißnaß, als er sein Boot etwas später zum Ufer steuerte. Nach einem kühnen Sprung an Land zog er es in das hochstehende trockene Schilf. Er hatte die Stelle nicht einmal zu suchen brauchen. Sie war ihm so vertraut wie sein eigenes Gesicht. Tatsächlich hatte er mit der Erforschung dieses Gebiets weit mehr Zeit zugebracht als je mit der Betrachtung seines Spiegelbilds.
    In den vergangenen zweiundzwanzig Jahren war er unzählige Male allein hierhergekommen. Wie ein Pilger zu einer heiligen Gedenkstätte kehrte er immer wieder getreulich zurück. Er unterließ es, diesen zwanghaften Impuls genauer unter die Lupe zu nehmen, da er fürchtete, ihn als krankhaft zu erkennen – eine fixe Idee, an der nur ein Besessener festhielt.
    Aber trotzdem kam er immer wieder her, als könnte er diesen verdammten Ort zwingen, irgendwann sein Geheimnis preiszugeben.
    Oft, wenn er hier war, ging er sogar auf die Knie – nicht um zu beten,

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