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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hatte zwei sehr gute Gründe, ihn hinauszuwerfen.
    Aber Delray hatte ihn nicht hinausgeworfen, weder gestern noch heute morgen, als er sich wieder zur Arbeit meldete. Seinen Job hatte er noch.
    Aber er erwartete definitiv keine Einladung ins Haus. Darum zögerte er, als David ihm von der Veranda aus zuwinkte und rief: »Hey, Jack! Komm doch! Wir machen Eis.«
Na ja, guten Tag sagen kann ich wenigstens. Er hielt seinen Wagen an und stieg aus.
    »Hallo, Jack!«
    »Hallo, David!« Er stieg die Stufen zur Veranda hinauf und wies mit einer Kopfbewegung auf die altmodische Eismaschine. »Ich dachte, alle Eismaschinen wären heutzutage elektrisch. Komisch, daß die alten Holzdinger noch gemacht werden!«
    »Werden Sie auch nicht.« Delray schwitzte vor Aufregung, aber die Arbeit schien ihm Vergnügen zu bereiten. »Wir haben eine elektrische, aber irgendwie schmeckt das Eis da nicht so gut, wie wenn man selbst kurbelt.«
    Delray brauchte seine ganze Kraft dazu. David hockte, zur Polsterung ein gefaltetes Handtuch unter dem Po, oben auf dem Antrieb des Rührwerks. Der Eiskübel aus vertikalen Holzleisten stand in einem Plastikbehälter, in dem die Salzbrühe, die aus einem Loch in seiner Seite rann, aufgefangen wurde, damit sie nicht in die Blumenbeete unter der Veranda lief.
    »Es gefriert schneller, wenn ich drauf sitze«, erklärte David.
    »Deswegen bist du hier so eine wichtige Person.«
    David zeigte lachend seine Zahnlücke.
    »Haben Sie das Teil bekommen?« fragte Delray.
    »Ja, ich fang gleich morgen früh mit der Pumpe an. Außer Sie möchten, daß ich’s noch heute abend mache.«
    »Unsinn! Setzen Sie sich.«
    Angenehm überrascht setzte er sich auf die oberste Stufe.
    »Haben Sie schon was gegessen?«
    »Ja, ich hab mir unterwegs einen Burger genehmigt.«
    »Das Eis muß gleich fertig sein.«
    Wie auf Kommando kam Anna mit einem Tablett mit Schalen, Servietten und Löffeln aus dem Haus. Jack sprang auf und nahm ihr das Tablett ab. Das schien sie verlegen zu machen. Aber vielleicht war es ihr auch peinlich, daß sie für
ihn kein Gedeck mitgebracht hatte und noch einmal hineingehen mußte, um eines zu holen. Als sie zurückkam, meldete Delray, das Eis sei fertig.
    David sprang von der Maschine. Das Handtuch wurde weggenommen. Jack sah interessiert zu, wie das salzige Eis vom inneren Stahlbehälter abgeschabt wurde, ehe man diesen heraushob. Anna nahm den Deckel ab und zog das Rührwerk heraus. Dann füllte sie mit einem langstieligen Löffel die erste Schale und reichte sie Jack.
    Erstaunt nahm er sie mit einem gemurmelten ›Danke‹ entgegen. Er wartete, bis jeder ein gefülltes Schälchen hatte, ehe er zu essen begann. Das Eis war sahnig und süß und hatte einen betörenden Vanillegeschmack. Köstlich.
    »Anna macht die Creme nach einem alten Familienrezept von Mary«, bemerkte Delray. »Ich wette, es ist das beste selbstgemachte Eis, das Sie je gegessen haben.«
    »Es ist das erste selbstgemachte Eis, das ich esse«, korrigierte er, ohne zu überlegen, und konnte danach nur hoffen, daß die Bemerkung unbeachtet blieb. Aber Delray hob prompt den Kopf und sah ihn an. Jack zuckte die Achseln. »Meine – äh – bei meiner Familie hatten sie für so was keinen Sinn. Wie ist die Besprechung mit Lomax gelaufen?«
    Delray runzelte die Stirn, und Jack freute sich über das geglückte Ablenkungsmanöver.
    »Ich hab ihn an die Luft gesetzt«, berichtete Delray, »und ihm gesagt, er solle mich nicht wieder belästigen. Daraufhin hat er’s bei Anna probiert.«
    Jack sah zu ihr hinüber. Sie hatten bisher beide jeden Blickkontakt vermieden, obwohl er jede Bewegung, die sie machte, gewahr gewesen war und das Gefühl hatte, daß sie sich seiner Nähe ebenso bewußt war. Warum sollte sie nervös sein? Sie waren erwachsene Leute, keine Kinder mehr – und hatten schließlich nichts Verbotenes getan.
    Aber jetzt, wo er Delrays Gefühle kannte, würde er natürlich niemals fähig sein, sie anzusehen, ohne daran zu denken.
    Er warf ihr einen neugierigen Blick zu, und Delray sagte: »Erzähl’s ihm, Anna. Das wird ihn amüsieren.«
    Mit Delray als Übersetzer berichtete sie von ihrem Gespräch mit Emory Lomax. Als sie zum Ende gekommen war, sagte Jack: »Ich dachte, er wär nur ein Schnösel. Aber offensichtlich ist er ein echter Widerling.«
    Jack hatte im Vestibül genug von dem Gespräch mitbekommen, um sich eine Meinung über den Banker zu bilden. Wäre Lomax ein redlicher Geschäftsmann gewesen, ein Mensch mit

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