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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Talent dafür – ich meine, es fällt mir ungeheuer schwer, meine Gefühle in Worten auszudrücken. Aber ich hoffe, du weißt … du mußt wissen, daß ich …«
    Sie hoffte, er würde ihr jetzt nicht die Liebe gestehen, die sie die Jahre über immer in seinem Blick gesehen hatte. Es war unmöglich auf den Punkt genau zu sagen, wann sie begriff, daß Delray sie liebte. Es hatte keinen Moment blitzartiger Erleuchtung gegeben, der ihr seinerzeit die zweifelsfreie Gewißheit brachte. Die Gewißheit war im Laufe von Monaten und Jahren ganz allmählich und still entstanden, bis sie es eines Tages einfach gespürt hatte.
    Weder sie noch er verloren je ein Wort darüber. Sie hatte ihm durch keinen noch so kleinen Hinweis zu verstehen gegeben, daß sie seine Gefühle kannte. Es wäre grausam gewesen, das zu tun. Weil es zu nichts geführt hätte.
    Sie erwiderte Delrays Liebe nicht. Anna liebte ihn dafür, daß er sie trotz seiner anfänglichen Bedenken akzeptiert hatte. Er hatte weder Zeit noch Mühe gescheut, die Gebärdensprache zu erlernen, auch dafür liebte sie ihn. Verbunden durch ihre gemeinsame Liebe zu Dean und zu David, war sie ihm eine ergebene und treue Schwiegertochter. Aber weiter ging es nicht.
    Seine Liebe zu ihr sah anders aus.
    Hätte er sich ihr je erklärt, so hätte sie gehen müssen. Sie hatte inbrünstig gehofft, daß es dazu nicht kommen würde. Die Ranch war ihr Zuhause geworden. Aber noch mehr bedeutete sie für David. Außer Delray gab es keine Vaterfigur in seinem Leben, keine andere Familie. Den kleinen Jungen aus allem, was ihm vertraut und wichtig war, herauszureißen, hätte bleibende Verletzungen hinterlassen. Offenbar hatte Delray geahnt, wie sie reagieren würde. Die Ironie seines Dilemmas mußte ihm klar gewesen sein – sich ihr zu erklären, hätte bedeutet, sie und seinen Enkel zu verlieren.
    So war es also zu einem stillschweigenden Einvernehmen gekommen: Seine Gefühle blieben unausgesprochen, und Anna gab vor, nichts von ihnen zu wissen.
    Auch jetzt wahrte sie den Schein, als sie sich zu ihm hinunterbeugte und ihn liebevoll auf die Stirn küßte. Als sie sich aufrichtete und ihn anschaute, tauschten sie einen Blick stummen Respekts, der weit beredter war als alle Worte. Mit diesem Blick dankte sie ihm dafür, daß er sie nicht durch das Geständnis seiner Liebe fortgetrieben hatte. Und er dankte ihr dafür, seine Liebe nie lächerlich gemacht zu haben. Beiden blieb ihre Würde erhalten.

25
    M anche Geistesblitze sollten wirklich für die Nachwelt aufgezeichnet werden. Es sollte eine Enzyklopädie großartiger Einfälle geben, um künftigen Generationen die Möglichkeit zu bieten, ihre Urheber zu bewundern.
    Allerdings, wenn es ein solches Nachschlagewerk gäbe, würde das Element der Überraschung auf der Strecke bleiben. Und genau das war ja das Entscheidende bei jedem Geistesblitz, der auch nur einen Pfifferling taugte. Nur darum war dieser besondere Einfall so irre gewesen. Kein Mensch hatte erwartet, daß Cecil Herbold seinem fiesen alten Stiefvater einen Besuch abstatten würde.
    Er trommelte im Takt mit dem röhrenden Gesang aus den Lautsprechern auf das Lenkrad seines Mustang. Klar, auf seinem Gebiet galt Springsteen als Genie. Aber Cecil Herbold war auf seinem auch nicht gerade eine Niete, haha! Er besaß ein echt kreatives Talent, es war nur niemals richtig gefördert worden.
    Vielleicht hatte Carl mehr Schneid – trat waghalsiger und frecher auf. Aber Cecil war der Klügere – der Stratege! Der Denker. Der Planer.
    Es juckte ihn, das Gaspedal bis zum Boden durchzutreten. Er hatte die größte Lust, wie der Teufel den Highway runterzudonnern. Das täte sein leichtsinniger jüngerer Bruder. Vom Erfolg berauscht, wäre Carl dumm genug, sich eine Verwarnung wegen zu schnellen Fahrens einzufangen; dumm genug, den Bullen genau das zu liefern, worauf sie warteten, einen Vorwand nämlich, ihn rauszuwinken und unter Beschuß zu nehmen.
    Aber Cecil passierte so was nicht. Er hielt sich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung. O nein, keine Verwarnung, besten Dank!
    Außerdem würde er vielleicht seinen Schatten verlieren, wenn er jetzt auf die Tube drückte. »Dieser Witzbold«, knurrte er voller Geringschätzung, als er die Coladose zum Mund führte. Was glaubten die Bullen eigentlich, mit wem sie es hier zu tun hatten? Die wußten wohl nicht, daß er ein Genie war?
    Während er darauf achtete, daß die Tachonadel immer schön unter sechzig Meilen blieb, ließ er die

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