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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hab gar nichts verschüttet. Wenn du magst, mach ich dir auch so ein Eis!«
    Anna antwortete ihm mit kurzen Zeichen.
    »Sie sagt, ein andermal«, übersetzte David für Jack. »Heute abend nicht mehr. Weil sie müde ist.«
    »Dann gehen wir wohl besser rein.« Jack versuchte, noch einmal Blickkontakt mit Anna aufzunehmen, aber sie sah ihn nicht an.
    In der Küche nahm sie einen Krug Orangensaft aus dem Kühlschrank und goß sich ein Glas ein.
    David plapperte immer noch aufgeregt weiter. »Weißt du, was wir heute abend gegessen haben, Mama? Hot dogs. Die kann Jack wirklich gut. Er hat versprochen, daß er mir Damespielen lernt – dann überrasche ich Opa, wenn er heimkommt.«
    Annas Lächeln erlosch. Rasch wandte sie sich ab, um ihr leeres Glas ins Spülbecken zu stellen.
    »Weißt du was, David?« sagte Jack. »Ich glaub, deine Mama ist todmüde. Ich jedenfalls könnte eine Mütze voll Schlaf gebrauchen. Warum gehen wir jetzt nicht alle ins Bett? Du bringst deine Mama rauf, und ich sperr hier hinter mir ab.«
    »Wenn ich früher ins Bett geh, hab ich auch früher ausgeschlafen, stimmt’s, Jack?«
    »Stimmt genau.«
    David nahm seine Mutter bei der Hand. »Komm, Mama. Ich geh mit dir nach oben.«
    Anna streichelte seine Wange, aber David schien die Tränen in ihren Augen nicht zu bemerken.
    »Gut Nacht, Jack.«
    »Schlaf schön, David. Bis morgen.«
    Jack räumte die klebrigen Eisschälchen weg und stellte sie in die Geschirrspülmaschine. Er ging kurz hinaus, um ein paar feuchte Geschirrtücher in der Waschküche aufzuhängen. Als er zurückkam, wartete zu seiner Überraschung Anna auf ihn.
    Sie sah müde und erschöpft aus, seelisch und körperlich am Ende. Ihre Sandalen hatte sie abgestreift und ihre Bluse aus dem Rock gezogen. Von der Schminke in ihrem Gesicht waren nur noch Spuren übrig, ihre Augen blickten trübe.
    »Delray…?«
    Kaum wahrnehmbar nickte sie und ging zu einem der Küchenschränke. Jack hielt sie auf.
    »Setzen Sie sich. Sagen Sie mir, was Sie wollen. Ich mach das schon.«
    Die Bereitwilligkeit, mit der sie sich seinem Vorschlag fügte, bewies ihren Schwächezustand. Sie setzte sich an den Küchentisch und griff nach Block und Stift.
    »Was möchten Sie haben?«
    Als sie auf die Teedose wies, füllte Jack den Elektrokessel mit Wasser und steckte ihn ein. Er stellte Tasse und Untertasse vor sie und setzte sich ihr gegenüber.
    »Haben Sie es David schon gesagt?«
    Mit einem Seufzer schüttelte sie den Kopf und deutete durch eine Gebärde an, daß sie ihn schlafen lassen wollte.
    »Ich glaube, das war richtig. Morgen ist noch früh genug.«
    Sie schrieb, David werde enttäuscht sein, daß die Reise nach Six Flags nun ins Wasser fallen würde.
    Jack verzog einen Mundwinkel. »Kinder…«
    »Danke, daß Sie heute bei ihm geblieben sind.«
    »War doch selbstverständlich.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß ich so lang wegbleiben würde. Es…«
    Jack griff über den Tisch und nahm ihr den Stift aus der Hand.
    »Ich mag David und bin gern mit ihm zusammen. Es freut mich, daß ich einspringen konnte.«
    »Danke«, bedeutete sie ihm.
    »Keine Ursache«, gab Jack in Zeichensprache zurück.
    Das Telefon läutete. Er fragte, ob er hingehen solle. Sie nickte.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Mr. Sawyer?«
    »Ja.«
    »Marjorie Baker hier. Ich wollte nur wissen, ob Anna gut nach Hause gekommen ist.«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Wie zu erwarten. Sie ist sehr müde.«
    »Würden Sie ihr etwas ausrichten? Sagen Sie ihr, daß ich mit einem Bestattungsinstitut telefoniert habe. Wir haben morgen früh um neun einen Termin.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. Baker.«
    »Es war das mindeste, was ich tun konnte. Haben Sie Papier und Stift da?«
    Er schrieb sich ihre Angaben auf und sagte dann: »Darf ich noch etwas fragen? Ich möchte Anna jetzt nicht damit belästigen. Sie ist schon müde genug. Aber ich würde doch gern wissen, was geschehen ist. Eigentlich sollte Delray doch nach Dallas geflogen werden?«
    »Er hatte noch einmal einen Infarkt. Alle Bemühungen, ihn am Leben zu erhalten, waren vergeblich.«
    Jack hörte ihrem kurzen Bericht aufmerksam zu. »Arme
Anna!« sagte er, als sie verstummte. »Vielen Dank. Ich werde ihr den Termin mitteilen.«
    »Und sagen Sie ihr, daß sie mich jederzeit anrufen kann, wenn sie mich braucht.«
    »Nochmals vielen Dank!«
    Als er auflegte, begann der Kessel zu pfeifen. Er trug ihn zum Tisch und goß Wasser über den Teebeutel, den Anna sich

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