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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ist eine Tür, hinter der Tür ein neuer Ort und zwei Frauen mit Stimmen, die so nett klingen, dass sie es wagt, sie anzusehen.
    Eine von ihnen hält eine Waffe in der Hand.
    Iris tritt sofort wieder den Rückzug hinter das Laub in ihrem Inneren an, zu einem Moment in den ersten Tagen im Leben des Rehkitzes, als Bambi entsetzt darüber war, zu sehen, wie ein Frettchen eine Maus tötete.
    Schließlich fragte Bambi besorgt: »Werden wir auch irgendwann eine Maus töten?«
    »Nein«, erwiderte seine Mutter.
    »Niemals?«, fragte Bambi.
    »Niemals«, lautete die Antwort.
    »Warum nicht?«, fragte Bambi erleichtert.
    »Weil wir nie etwas töten«, sagte seine Mutter schlicht und einfach.
    Da war Bambi wieder froh.
    * * *

Silas Kinsley
    Anstelle einer vierten Spirale aus blauem Licht ergoss sich ein gewaltiges stürmisches Leuchten aus dem offenen Schacht. Es war mit intensiver Farbe getränkt und kein stetiger transparenter Strahl wie gewöhnliches Licht, sondern nur durchscheinend und mit sichtbaren Strömungen, die darin brodelten. Es drang weniger wie Licht nach oben, sondern eher so, wie Wasser unter extremem Druck aus einer gebrochenen Rohrleitung quellen könnte. Der strahlende Glanz färbte alles in dem Raum blau, den Beton und die Kühlaggregate, die Rohrleitungen und die Boiler, Mickey Dimes Gesicht und seine Hände und sein weißes Hemd, und sogar die Schatten wurden saphirblau. Ebenso, wie sich der Gullydeckel von seinen Scharnieren losgerissen hatte, vibrierte auch Silas’ Armbanduhr an seinem Handgelenk, die Gürtelschnalle auf seinem Bauch, und die Pistole des Wachmanns in einer Tasche des Regenmantels schlug gegen seinen Oberschenkel. Die schweren Maschinen und Boiler waren im Fußboden verankert, aber die Metallgehäuse knarrten und brummten, als wollten sie ihre Schweißnähte und Nieten sprengen.
    Der stürmische Strahlenglanz dauerte zehn Sekunden. Vielleicht auch fünfzehn. Aber als er verschwand, hielten seine Auswirkungen an oder verstärkten sich sogar. Mit dem Erlöschen des blauen Glanzes ging ein Laut einher, der augenblicklich aus dem Inneren der dicken Wände hinausdrang, ein gespenstischer schriller Hall, der sich laufend anpasste wie das schrille Pfeifen von Störungen in einem Kurzwellenradio, als könnte das verzweigte Stahlgitternetz im Beton die blauen Energien in einer anderen Form als Licht in jede Ecke des Gebäudes übertragen.
    Als hätte dieses Heulen es hervorgerufen, setzte auch das Rumpeln unter dem Pendleton wieder ein. Je schriller der Laut in den Wänden wurde, desto tiefere Noten schlug das Rumpeln an, bis die beiden im selben Moment zu ihrer Höchstlautstärke anschwollen und sich alles veränderte.
    * * *

Mickey Dime
    Vor seinen Augen schimmerte es, als stiegen Wellen intensiver Hitze in dem Keller auf, doch er fühlte keine Hitze. Die Reihen von Geräten verschwammen vor seinen Augen. Sie schienen sich zu kräuseln. Der Raum wirkte wie eine Fata Morgana. Er glaubte, er könnte sich auflösen wie eine Phantom-Oase, die vor den Augen eines durstigen Reisenden in der Sahara dahinschmolz.
    Die Reihen von Leuchtstoffröhren, die über seinem Kopf an Ketten hingen, wurden dunkel. Ein schwächeres gelbes Licht, das von unregelmäßig angebrachten und seltsam geformten Beleuchtungskörpern kam – keiner wie der andere –, die vor einem Moment noch nicht da gewesen waren, verlieh dem Raum einen ganz anderen und beunruhigenden Charakter. Die Schatten waren zahlreicher, tiefer und unheimlicher.
    Die Geräte standen stumm da. Die rundlichen Formen der Boiler und die eckigen Kühlaggregate waren mit einer dicken Staubschicht überzogen. Der schmutzige Fußboden war von heruntergefallenen und zerbrochenen Leuchtstoffröhren, Pa pierschnipseln und rostigem Werkzeug übersät. Verfilzte Felle, zerstreute kleine Knochen, aber auch intakte Skelette von Ratten wiesen darauf hin, dass Ungeziefer hier eine Zeitlang gut gediehen war, inzwischen aber nicht mehr.
    Die Luft fühlte sich kühl an, wenn auch nicht so kalt, wie sie an einem Dezemberabend ohne Heizung hätte sein sollen. Mickey roch Schimmel, feuchten Beton, einen schwer definierbaren widerlichen Geruch, der kam und ging.
    Der Gullydeckel lag an seinem Platz, als sei er nie an die Decke geflogen. Rost und Staub gaben ihm einen stumpfen rötlichen Farbton. Die Gummidichtung um ihn herum wies Sprünge auf und bröselte.
    Klick, das Arschloch, war verschwunden. Die Decke und die Möbelriemen, die die Leiche eingehüllt hatten, waren

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