Nachthaus
Schnipseln, die das Feuer über standen hatten, in dem er sie verbrennen wollte, so deutlich zum Vorschein kam. Was auch immer alle achtunddreißig Jahre in diesem Gebäude passierte – Wahnsinn könnte keine Folge des Ereignisses, sondern vielmehr ein Teil des Geschehens sein, ein Symptom dafür. Während er zusah, wie Dime den Einstiegschacht öffnete, fragte er sich, ob dieser Mann vielleicht gar kein gewöhnlicher Mörder war, der aus eigenem Antrieb tötete, sondern die Entsprechung des Butlers Tolliver, der vielleicht durch irgendeinen Giftstoff oder okkulte Energien in den Wahnsinn getrieben worden war.
Ihm waren gerade erst die Worte okkulte Energien durch den Kopf gegangen, als eine strahlend blaue Spirale aus irgendetwas aus dem Gully geschossen kam, Dime erschreckte und wie Feuerwerkskörper am Unabhängigkeitstag zur Decke wirbelte, sich dann jedoch auf dem Beton ausbreitete und zerstreute. Er hätte gesagt, es sei Licht, aber Licht konnte nicht in eine Spiralform gebracht und wie ein Korkenzieher durch die Luft gewirbelt werden. Hinter der ersten Spirale folgte eine zweite, die substanzieller war, heller, und dann eine dritte.
Mit dem dritten kreisenden blauen Strudel riss sich der eiserne Gullydeckel von seinen Scharnieren los. Er schoss an die Decke und klammerte sich dort einen Moment lang an, bis das Licht davonplätscherte, woraufhin die Scheibe hinunterfiel, so laut wie ein Kanonenböller auf den Betonboden knallte, hochkant aufprallte und davonrollte wie eine gigantische Münze.
* * *
Martha Cupp
Als das verschnörkelte Kamingitter zerknittert und zerknüllt war wie ein Blatt Papier und von dem blauen Licht in den Kamineinsatz gezogen worden war, ließ Martha den Schürhaken fallen und eilte in ihr Schlafzimmer, wo sie in der Schublade ihres Nachttischs eine imposantere Waffe aufbewahrte. Ein Magnetfeld – oder was auch immer dieses blaue Licht gewesen war – konnte man zwar nicht erschießen, aber man konnte immerhin auf jedes groteske, hasserfüllte Ding schießen, das sich wand, während es einem das Sofa zerriss, zumindest wenn es sich nicht in Luft auflöste, ehe man einen verdammten Schuss abgeben konnte!
Iris
Sie wollen zusammenbleiben, aber sie wollen auch auf der Stelle in den zweiten Stock raufgehen, um dort irgendwelche Frauen aufzusuchen. Dabei sind es schon zu viele Menschen. Jetzt werden es noch mehr.
Eine Stimme auf einmal, das geht. Zwei Stimmen zuzuhören ist schon schwer. Jetzt sind es fünf, und was sie sagen, sind für sie nicht einmal mehr Wörter, die Hälfte der Zeit ist es ein Summen, wie Wespen, wie ein Wespenschwarm im Zimmer, die Wörter flattern an ihr Gesicht wie spröde Flügel, surren, surren, und jeden Moment könnten die Wörter beginnen, sie zu stechen, sie könnten stechen und stechen, bis sie es nicht mehr erträgt, bis sie anfängt zu schreien, obwohl sie das gar nicht will, und wenn sie erst einmal anfängt zu schreien, könnte sie als Nächstes auch um sich schlagen, obwohl sie so gut wie nie zuschlägt und nicht zuschlagen will, es niemals will.
Sie versucht die Stimmen abzublocken, versucht die Geräusche des Waldes zu hören, wie die Wörter in dem Buch sie beschreiben: … die Pfauen kreischten laut und hoch. Der Ruf des Falken schrillte, hell und durchdringend, über die Baumwipfel, und der heisere Krähenchor war beständig zu hören.
Die Laute von Tieren sind in Ordnung. Die Stimmen von Tieren wollen nichts von dir, sie fordern dich nicht auf, etwas zu tun, sie erwarten noch nicht einmal, dass du ihnen antwortest. Die Stimmen von Tieren sind beruhigend und das gilt auch für die Geräusche, die der Wald selbst von sich gibt.
… die fallenden Blätter flüsterten zwischen den Bäumen. Von allen Baumwipfeln und Ästen flatterten und raschelten sie unaufhörlich durch die Luft. Ein zarter silberner Klang fiel ständig zur Erde hinab. Es war wunderbar, mittendrin aufzuwachen, wunderbar mit diesem mysteriösen und melancholischen Flüstern im Ohr einzuschlafen.
Unter den Geräuschen der Tiere und dem Flüstern des Laubes dringt die Stimme ihrer Mutter durch den schützenden Wald, den sie sich um sich herum ausgemalt hat, zu Iris und ruft sie wieder auf den Bambipfad. Aus Liebe zu diesem Reh, das in einer anderen Welt lebt als sie, in der Buchwelt, und aus Liebe zu ihrer Mutter, die sie ihr allerdings nie zeigen kann, hält Iris den Kopf weiterhin gesenkt und trottet mit der Herde. Sie gehen und steigen nach oben und gehen wieder, und dort
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