Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
nur Chick.
    Shelly sagte: »Ich komme heute Morgen aus der Tür, um die Zeitung zu holen, und im Hausflur steht Chick und hebt seinen üblichen gigantischen Berg von Drucksachen auf. Der Zusteller muss den alten Chick lieben. Noch ein paar Jährchen, und er hat allein von diesem einen Kunden genug abgesahnt, um sich bequem zur Ruhe zu setzen. Und ehe ich mir unsere Zeitung schnappen und mich wieder verdrücken kann, fragt Chick, ob ich weiß, was mit den Läusekräutern passiert.«
    »Hast du so getan, als mache dir dein Hörgerät Probleme?«
    »Ich glaube nicht, dass ich das noch einmal probieren werde. Er weiß, dass wir Rundfunksendungen machen. Dafür brauchen wir ein gutes Gehör.«
    »Entkräftung durch eine plötzliche Herzrhythmusstörung.«
    »Das ist deine Ausrede. So jung, wie wir sind, wird er nicht glauben, dass wir beide herzkrank sind.«
    »Und jetzt weißt du, was mit den Läusekräutern passiert?«
    »Ich habe gesagt, Läuse wären mir schon einige begegnet, aber mit Kräutern hätten die nicht viel im Sinn gehabt.«
    »Ich würde dich auf der Stelle noch mal heiraten. Was hat er daraufhin gesagt?«
    »Er hat gesagt, alle Läusekräuter-Arten sind vom Aussterben bedroht und die Folgen sind katastrophal.«
    »Das sind sie immer. Was sind Läusekräuter überhaupt?«
    »Wie sich herausstellte, sind es Pflanzen. Alle Tierarten, die grasen, mögen sie.«
    »Kühe?«
    »Kühe, Schafe, Ziegen, vielleicht auch Bigfoot, was weiß ich.«
    »Ist Bigfoot ein grasendes Tier?«
    »Na ja, er ist ein Allesfresser und futtert daher, was er will – Läusekräuter, Katzen, kleine Kinder.«
    »Ich habe eine Theorie über Bigfoot«, sagte Mac. »Ich weiß, dass sie heftig umstritten ist – aber meine Theorie lautet, dass es ihn nicht gibt.«
    »Radikal. Das bringt dir in der Wochenendausgabe von Coast to Coast AM mit Ian Punnet volle drei Stunden.«
    »Und worin genau besteht die Katastrophe?«
    »Es scheint, als gediehen bestimmte Gräser nur, wenn reichlich Läusekräuter vorhanden sind, und andere Gräser gedeihen nur in einer Umgebung, in der Pollen von eben diesen Kräutern vorkommen. Es kann sein, dass ich das alles falsch verstanden habe, weil ich zu dem Zeitpunkt von Mordgedanken abgelenkt war. Aber unter dem Strich kommt eine Art biologische Kettenreaktion dabei heraus, die zum Aussterben Tausender Grassorten führt.«
    »Was werden wir dann nehmen, um Rasen anzupflanzen?«
    »Wir haben keinen Rasen in unserer Wohnung.«
    »Denk nicht nur an dich. Was ist mit den Vorstädten?«
    »Wenn sie dort keinen Rasen mehr zu mähen brauchen«, sagte Shelly, »haben sie mehr Zeit, um Radio zu hören. Weißt du, ich glaube nicht, dass du den Faden von den Läusekräutern zum großen Ganzen weiterspinnst.«
    »Ich vermute, Chick hat ihn für dich weitergesponnen.«
    »Er war so freundlich. Wenn wir die Gräser verlieren, verlieren wir all die grasenden Tiere. Das heißt, wir verlieren unsere wichtigsten Lieferanten von Fleisch, Milch, Käse, Wolle, Leder, Knochenmehl und vielendigen Geweihen, die in Jagdhütten über Kaminen hängen. Die Konsequenz sind Hungersnöte. Und schlechte Schuhe.«
    Nach einer Pause, in der er einen Schluck Wein trank, sagte Mac: »Ich habe heute Mickey Dime bei Butterworth’s ge sehen.«
    »In meinen Ohren wird das niemals nach einem Herrenausstatter klingen.«
    »Dort hatten sie einen Schlipsausverkauf.«
    »Für mich klingt es eher wie ein Sirup, den man über Waffeln gießt.«
    »Ein Krawattenständer nach dem anderen. Ich habe Dime gesehen, aber er mich nicht.«
    Shelly sagte: »Baby, es ist gespenstisch, wie still du halten kannst, wenn du dich als Schaufensterpuppe ausgibst.«
    »Er interessiert sich für Seidenkrawatten. Aber vorher zieht er ein feuchtes Reinigungstuch aus einem Tütchen, in das es eingeschweißt ist, und desinfiziert sich die Hände.«
    Sie ließ einen Zeigefinger an ihr Weinglas schnippen, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen: »Dasselbe habe ich ihn in der Frischobstabteilung von Whole Foods tun sehen. Hat er auch an dem Reinigungstuch gerochen?«
    »Er hat es quasi inhaliert. Ich habe mich schon gefragt, ob dieses feuchte Tuch wohl mit Kokain getränkt ist.«
    »Der Mann ist total vernarrt in den Geruch dieser feuchten Reinigungstücher.«
    »Sowie seine Hände sauber sind, fängt er an, die Seidenkrawatten zu befingern.«
    »Zu befingern?«
    Mac führte es ihr mit seiner Stoffserviette vor.
    Shelly fächelte sich mit der Weinkarte Luft zu, als entflamme seine

Weitere Kostenlose Bücher