Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Darbietung ihre Libido, ehe sie sagte: »Der Typ ist ziemlich gruselig.«
    »An einigen der Krawatten hat er sogar gerochen.«
    »Er hat an den Krawatten gerochen? Sag mir bitte, dass er nicht auch noch dran geleckt hat.«
    »Das hat er nicht. Aber vielleicht hätte er es gern getan. Er ist total auf diese Seidenkrawatten abgefahren.«
    »Wie lange ging das so?«
    »Ich habe vielleicht fünf Minuten zugesehen. Aber dann bin ich gegangen. Ich wollte den Höhepunkt nicht miterleben.«
    Nachdem ihnen die Kellnerin die Spezialitäten des Tages aufgezählt hatte und wieder gegangen war, sagte Shelly: »Bei der Mutter hatte der arme Dime keine Chance, sich normal zu entwickeln.«
    »Tja, um fair zu sein – wir sind ihr ja nur einmal begegnet.« Mac behagte es nicht, schlecht über eine Verstorbene zu sprechen. »Möglicherweise hatte sie einen miesen Tag.«
    »Renata Dime hat mir erzählt, sie sei unsterblich.«
    »Sie ist trotzdem gestorben.«
    »Ich würde wetten, das hat sie überrascht.«
    »Sie meinte bestimmt, unsterblich durch ihre Bücher«, sagte Mac.
    »Wir haben beide versucht, eines zu lesen, erinnerst du dich noch?«
    Er seufzte. »Mir ist Hören und Sehen vergangen.«
    Draußen ertönte eine Sirene und Autofahrer fuhren dort, wo es ging, an den Randstein, um einem Streifenwagen der Polizei mit eingeschaltetem Blaulicht die Durchfahrt zu erleichtern. Während das Einsatzfahrzeug die Shadow Street hinunterraste, sah Mac Reeves an ihm vorbei auf das Pendleton oben auf der Anhöhe. Obwohl der Streifenwagen weder von diesem prachtvollen alten Haus kam noch dorthin fuhr, sah das Gebäude in Macs Augen nicht so aus wie sonst, nicht so herrschaftlich, nicht so einladend und tatsächlich sogar auf eine unerklärliche Weise bedrohlich. Eine düstere Vorahnung überkam ihn und er erschauerte.
    Shelly, die schon immer eine gute Beobachterin war, sagte: »Was ist los?«
    »Nichts. Ich weiß es nicht. Vielleicht hat es mir die Stimmung verdorben, über Renata Dime zu reden.«
    »Wenn das so ist, reden wir eben nicht mehr über sie.«

26 Da und dort
    Mickey Dime
    Er wusste nicht, was mit den Leichen passiert war. Er wusste nicht, warum sich der Versorgungsraum verändert hatte. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte.
    Nach einer Weile beschloss er, in seine Wohnung zurückzukehren. Die Fotografien von seiner Mutter, ihre Einrichtungsgegenstände, die Dinge, die sie geliebt hatte, würden ihn ihr so nah wie möglich bringen. Ihre Habseligkeiten und die Erinnerungen an sie würden ihn inspirieren. Dann würde er wissen, was zu tun war.
    Und wenn das nicht klappte, war vielleicht der Zeitpunkt für Sparkle und Iris gekommen. Schließlich fühlte er sich abgewiesen, wie vor fünfzehn Jahren, als ihn die Bardame gedemütigt hatte. Jetzt lehnte ihn die Welt ab. Er war sich klein und dumm vorgekommen, als sie ihn verschmäht hatte, aber er hatte sich gleich viel besser gefühlt, nachdem er sich von ihr, ihrer Schwester und ihrer Freundin genommen hatte, was er wollte; sein Selbstwertgefühl und sein Wohlbefinden waren geradezu sensationell wiederhergestellt gewesen.
    Als er aus dem Versorgungsraum trat, erwies sich der Gang im Keller als ebenso verändert wie der Raum hinter ihm. Dreckig, vermüllt. Die Hälfte der Deckenlampen brannte nicht; sie waren zerbrochen. An den Wänden und an der Decke schwammig wirkende Wucherungen, manche schwarz, andere gelb schimmernd. Die Luft roch schlecht, der absolute Gegensatz zu Limonenessenz oder Seidendessous.
    Verwirrt wandte er sich nach rechts, fort von dem nördlichen Aufzug, den er brauchte. Splitter von Leuchtstoffröhren knirschten unter seinen Füßen. Seine Schritte schienen einen widerlichen, beißenden Gestank aus den Abfällen auf dem Boden aufsteigen zu lassen.
    Am Wachraum und an der Hausmeisterwohnung vorbei. In der hintersten Ecke hing knapp unter der Decke ein kleiner Monitor. Konzentrische Kreise blauen Lichts breiteten sich pulsierend von der Mitte des Bildschirms aus. Nachdem Mickey acht oder zehn Schritte gemacht hatte, drang aus dem Fernseher eine Art Roboterstimme: »Erwachsene männliche Person. Braunes Haar. Braune Augen. Im Keller. Westflügel. Eliminieren. Eliminieren.«
    Das ging zu weit. Das Pendleton verfiel im Handumdrehen zu einer Ruine. Der tote Jerry und Klick das Arschloch verschwanden. Nichts war mehr so, wie es sein sollte. Und jetzt ordnete irgendein Klugscheißer an, dass er abgeknallt werden sollte. So lief das aber nicht. Mickey knallte

Weitere Kostenlose Bücher