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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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langen, gespenstisch beleuchteten Korridor und an dem Versorgungs raum vorbei. Als er sich dem nördlichen Aufzug näherte, stieß ein weiterer pulsierender blauer Bildschirm dieselbe Drohung aus wie der, den er bereits abgeknallt hatte. Er knallte auch den hier ab.
    Als der Aufzug auf seinen Knopfdruck reagierte und kam und die Türen auseinanderglitten, war es nicht die Kabine, mit der er vertraut war. Das Wandgemälde mit den Vögeln war ver schwunden. Im Inneren bestand alles aus Edelstahl, und Paneele in der Decke verströmten ein kaltes blaues Licht. Ihm gefiel die neue Realität des Aufzugs nicht. Sie gefiel ihm überhaupt nicht.
    Er beschloss, die Treppe zum zweiten Stock zu nehmen.
    * * *

Silas Kinsley
    In dem schwefelgelben Licht blieb er in den Schatten zwischen den Kühlaggregaten und erwartete die Rückkehr des Mörders. Durch die offene Tür drang eine laute, möglicherweise computerisierte Stimme, die Dime beschrieb, seinen genauen Standort angab und zu seiner Eliminierung aufzurufen schien, eine Einstellung, der sich Silas nur anschließen konnte. Dann ein Schuss.
    Er wusste nicht, ob jemand auf Mickey Dime geschossen oder ob Dime jemanden niedergeschossen hatte. Da es ihm widerstrebte, aus seiner Deckung zu kommen, bevor er die Situa tion besser im Griff hatte, zog er lediglich Vernon Klicks Pistole aus einer Tasche seines Regenmantels, blieb regungslos stehen und lauschte.
    Die Veränderungen in dem Keller überraschten Silas nicht. Er war bereits vorher zu der verblüffenden, aber unausweichlichen Schlussfolgerung gelangt, dass in diesem Gebäude alle achtunddreißig Jahre etwas mit der Zeit schiefging. Aus den Anzeichen von Schmutz und Verfall um sich herum folgerte er, dass er sich nicht mehr im Pendleton von 2011 befand, sondern in einem zukünftigen Pendleton in einem unbekannten Jahr, doch er hatte keine Ahnung, wie lange er hier bleiben würde.
    Die Veränderungen beunruhigten ihn weniger als die Atmosphäre in dem Raum, die schlimmer als nur ungesund war. Zu ihrer Zeit waren er und Nora an einige exotische Orte gereist und die Beschaffenheit dieses schwefelgelben Lichts erinnerte ihn an den rauchigen Schimmer, der aus Granitschalen mit schwach glimmendem Talg aufgestiegen war, in einem vom Urwald verhangenen Tempel, wo ein hoch aufragender steinerner Gott lächelte, aber es war kein gutmütiges Lächeln; der Altar war mit dem Blut von Generationen aus Zeiten befleckt, bevor der Ort zu einer Touristenattraktion wurde. Die Schatten waren kohlschwarz und kamen ihm so vor, als seien sie kein Fehlen von Licht, sondern kauernde Gestalten, lebendig und feindselig, die auf ihren Moment warteten. Die unregelmäßigen phosphoreszierenden Formen waren nicht nur auf den Wänden und der Decke verteilt wie ein Archipel, auf dessen Inseln Atomversuche vorgenommen worden waren, sondern auch auf einigen der Geräte. Als er die Augen zusammenkniff, konnte er durch den leuchtenden Fleck, der ihm am nächsten war, auf seinen Ursprung blicken, bei dem es sich um eine Kolonie von winzigen, Licht abstrahlenden Pilzen zu handeln schien. In der Luft hingen der Gestank von Schimmel, feuchtem Beton, sich schuppendem Rost, ranzigem Fett und eine schwache Widerwärtigkeit, bei der es sich um ausgetrocknetes Fleisch handeln mochte. Wenn das Böse hier nicht bereits auf der Lauer lag, dann war es dem Keller mit Sicherheit willkommen.
    Aus dem Korridor jenseits der offenen Tür drang wieder eine Computerstimme, die Mickey Dime beschrieb und seinen Standort angab. Sie hätte auch, wie beim letzten Mal, zu seiner Eliminierung aufrufen können, aber da ertönte schon ein weiterer Schuss, gefolgt von Stille.
    Vorsichtig bewegte sich Silas durch den Wald von Geräten auf die Lichtung, in deren Mitte sich der Gully befand. Die eingewickelte Leiche des Wächters und die Sackkarre samt ihrer Last waren verschwunden, was bedeuten musste, dass sie den Sprung aus dem Pendleton von 2011 in die spätere Version des Gebäudes nicht vollzogen hatten.
    Er hatte gesehen, wie der eiserne Gullydeckel aus dem Einstiegschacht geflogen und an die Decke geschossen war, dann auf den Boden gefallen und in die Düsternis gerollt war, als widerstrebte es den Parzen, sich für Kopf oder Zahl zu entscheiden, doch jetzt saß die Scheibe wieder an ihrem Platz. Er nahm an, im Jahr 2011, in dem sich dieser Vorfall abgespielt hatte, blieb das Loch ohne Deckel. Zwischen damals und jetzt mussten Reparaturen an den Scharnieren vorgenommen worden sein.
    Er

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