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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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von sich, nicht direkt einen Schrei, eher ein lang gezogenes Wimmern, wie ein Tier, das Schmerzen hat. Sie wich aus, machte einen Bogen um zwei dunkle Umrisse, die auf dem Boden lagen, und sauste noch schneller bis ans Ende des Flures und durch die Tür zur nördlichen Treppe.
    Als Winny die Umrisse erreichte, denen Iris ausgewichen war, machte auch er einen Bogen um sie herum, und das Pilzlicht reichte gerade aus, um zu sehen, dass es sich um zwei Gestalten handelte, eine nackt und ganz und gar nicht menschlich, die andere bekleidet und halb menschlich, beide tot, beide mit geborstenem Schädel. Er glaubte nicht, dass er einen Schrei ausstieß, aber er fühlte sich, als würde er schreien, und daher war sein Schrei vielleicht noch viel schriller als der Laut, den Iris von sich gegeben hatte, so hoch, das nur Hunde ihn hören konnten.
    Als er das Treppenhaus erreichte, betete er wieder; diesmal wünschte er sich inbrünstig, Iris sei nach oben und nicht nach unten gelaufen, denn er wusste ganz einfach, dass es eine schlechte Idee war, in den Keller zu gehen. Keller waren sogar dann, wenn sie sauber und gut beleuchtet waren und sich in der anderen Welt, in seiner Welt, befanden, wo die meisten Monster mensch lich waren, ziemlich oft eine schlechte Idee. Hier war der Keller wahrscheinlich eine Pforte zur Hölle oder zu einem Ort, an den nicht einmal die Höllenbewohner umziehen wollten.
    Er hörte die verkrusteten Angeln einer Tür unter sich knarren, als Iris das Treppenhaus verließ.
    * * *

Dr. Kirby Ignis
    Während Bailey und Silas noch darüber diskutierten, wie sie sich am besten auf die Suche nach den Verschollenen machen sollten, stand Kirby Ignis am Rande der Erleuchtung, denn er fühlte, wie ein Verständnis, das alles ändern würde, in seine Reichweite rückte.
    Als er in der Wohnung der Cupp-Schwestern an einem Fenster stand und auf die weite Graslandschaft in ihrer vollkommenen Stille hinausblickte, dachte Kirby über das Ding nach, das Julian Sanchez angegriffen hatte und das Sally Hollander gewesen sein könnte, bevor es aus ihrem Fleisch und ihren Knochen erschaffen worden war. Dieser Hybride aus Bestie und Maschine war mit Sicherheit als eine Waffe entwickelt worden, eine Waffe des Grauens, die dazu gedacht war, die stärksten und primitivsten der menschlichen Ängste vor Gestaltwandlern hervorzurufen – vor Werwölfen, Werkatzen und dergleichen. Das Grauen davor, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, psychisch und physisch von einem anderen Wesen durchdrungen zu werden, besessen und für alle Zeiten verwandelt zu sein, war vielleicht die älteste aller spirituellen Ängste, abgesehen von der Furcht vor einem gerechten Gott. Und mindestens so alt wie diese spirituelle Furcht war die materielle Furcht davor, bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden, die ihre Wurzeln in den Zeiten der ersten Menschen hatte, als sie in einer Welt voller Raubtiere Beute gewesen waren. Eine Waffe des Grauens zu bauen, um diese beiden elementarsten und ältesten Ängste zu nutzen, und sie zu einem äußerst effizienten Umwandler der Unschuldigen in neue Gemetzelmaschinen zu machen, war eine Glanzleistung, die viel Fantasie und äußerst präzise Technik erforderte. Die Bestie konnte für keinen anderen Zweck gedacht gewesen und musste dann Amok gelaufen sein oder sich zu dem entwickelt haben, was aus ihr geworden war.
    Dieses Werding, um es in Ermangelung eines besseren Na mens erst einmal so zu nennen, war höchstwahrscheinlich weder eine Ursache noch eine Folge dessen, was in dieser zukünf tigen Welt mit der Natur passiert war. Vielleicht war es die Umsetzung eines wissenschaftlichen Durchbruchs, der segensreich gedacht und fürchterlich schiefgegangen war, mit Konsequenzen, die niemand hatte vorhersehen können. Aber er neigte zu der Annahme, das, was die natürliche Welt verwandelt hatte, sei eine andere , eine eigenständige Waffe, die unabhängig von dem Werding war und einen sehr beschränkten Zweck erfüllen sollte; dann musste sich jedoch erwiesen haben, dass man sie nicht ausreichend steuern konnte.
    Vielleicht war es eine nanotechnologische Waffe gewesen, die dazu gedacht war, die Infrastruktur des Feindes anzugreifen, eine Horde von Megabillionen von Nanomaschinen, die darauf programmiert waren, sich von Beton und Stahl und Kupfer und Eisen und Aluminium und Plastik zu ernähren, darauf programmiert, aus diesen Materialien immer größere fresswütige Horden zu produzieren, bis sie schließlich durch

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