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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Aufgabe, die er bewältigen musste, war von Minute zu Minute schwieriger geworden, und mittlerweile war sie so schwierig, dass er an seiner Kraft zum Weitermachen zweifelte. Aber wenn er jetzt umkehrte, würde er es sich in Zukunft immer leicht machen, ganz gleich, ob Iris aufgrund seiner Feigheit starb oder nicht, denn er wusste, dass Menschen, die einmal vor etwas zurückschreckten, es immer wieder tun würden. Wenn er vor dieser Herausforderung davonrannte, sah die Zukunft für ihn eine gescheiterte Ehe vor, widerliche Tussis, Whiskey, dann und wann ein bisschen Dope, Schlägereien in Bars und ein Gefolge von Schwachköpfen, die behaupteten, seine Freunde zu sein, ihn aber in Wirklichkeit verabscheuten. Und das würde seine Zukunft sein, nachdem er die nächsten zehn Jahre damit zugebracht hatte, erwachsen zu werden, also wusste nur Gott, wie übel er sich zwischen jetzt und dann zurichten würde.
    Er schluckte, schluckte noch einmal und schluckte, obwohl ihm klar war, dass der Kloß in seiner Kehle nicht wirkich vorhanden war, ein drittes Mal, ehe er leise auf die Tür zum Pool auf der anderen Seite des Flurs zuging. Er öffnete sie vorsichtig und war erleichtert, weil die Scharniere weniger Lärm machten, als er befürchtet hatte, und dann lugte er misstrauisch in den langen Raum, der nicht mehr so aussah wie früher.
    Es war heller dort als im Flur des Kellers, da die Wände mit schimmernden Pilzen verkrustet waren und rotes Licht den dreißig Meter langen Pool schillern ließ. Er konnte bis ans hinterste Ende sehen, und dort war weit und breit niemand.
    Als er die Tür gerade vorsichtig zuziehen wollte, hörte er ein leises Plätschern, horchte und hörte es noch einmal. Irgendwie bezweifelte er, dass ein autistisches Mädchen schwimmen lernen konnte, und vor seinem geistigen Auge sah er Iris zum dritten Mal untergehen.
    Der automatische Türschließer funktionierte nicht und Winny war froh, dass er die Tür hinter sich offen lassen konnte. Er war nur wenige Schritte vom Wasser entfernt und sah sofort, dass der Pool jetzt Felswände hatte und so tief wie eine Schlucht zu sein schien. Er sah Iris nicht zappeln und auch nicht von ihrer nassen Kleidung nach unten gezogen werden, aber dafür sah er etwas anderes, etwas, das Ähnlichkeit mit einem Mann hatte und doch keiner war, dunkel, geschmeidig und sehr kräftig. Vielleicht drei Meter unter der Wasseroberfläche und so schnell wie ein Fisch entfernte es sich schleunigst von ihm und brauchte offenbar beim Schwimmen nicht zu atmen.
    Er konnte das Ding deutlich genug sehen, um klar zu erkennen, dass es Beine hatte, und wenn es Beine hatte, konnte es sich nicht nur im Wasser voranbewegen, sondern auch draußen. Bevor es das hintere Ende des Pools erreichen und umkehren konnte, um auf ihn zuzuschwimmen, wich Winny in den Flur zurück und zog die Tür hinter sich zu, wie er den Deckel einer Kiste geschlossen hätte, in der er gerade eine schlafende Tarantel entdeckt hatte.
    Sein Herz hämmerte laut in seinen Ohren, was ganz schlecht war, weil er so nicht mehr hören konnte, ob im Keller noch Stille herrschte.
    Die Tür zur Treppe, die nur wenige Schritte entfernt war, stand offen. Winny wusste genau, wo sie war, aber er weigerte sich, einen Blick darauf zu werfen, weil er damit rechnete musste, dass schon allein der Anblick dieser Treppe ihn magnetisch aus dem Keller ziehen würde – dass er bis in den zweiten Stock hinaufstürmen würde, als hätte ihn Zugluft von Orkanstärke nach oben gesogen.
    Er ging zur Tür des Fitnessraums und warf dort einen schnel len Blick hinein. Weiteres Pilzlicht zeigte ihm, dass die Trainingsgeräte verschwunden waren und zum Glück kein menschenähnlicher Unmensch Freiübungen machte.
    Während er sich durch den Flur Richtung Süden bewegte, teilte Winny seine Aufmerksamkeit zwischen der offenen Tür des Versorgungsraums vor ihm und der geschlossenen Tür zum Pool hinter ihm. Seine Beine schienen so zu schlackern, als müssten die Knie- und die Knöchelgelenke fester angezogen werden.
    Im Moment schien ihm Nashville gar keine so schlechte Idee zu sein, obwohl ein Leben in der Villa Dad immer noch nicht so viel Reiz auf ihn ausübte, dass er losgelaufen wäre, um sich schleunigst auf die Suche nach einem Flugplan nach Tennessee zu machen.
    Er stützte sich mit einer Hand an den Türrahmen und blieb in der Tür zu dem riesigen Betriebsraum stehen. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er die Boiler und die anderen Geräte sah,

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