Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
habe die einzige lohnende Form von Unsterblichkeit zu bieten.
    Zeit. Ich halte in all meinen Manifestationen inne. Überall auf meiner Welt endet das Töten und nichts wird wiedergeboren. Einen Moment lang kann ich mich nicht mit diesen Funktionen abgeben, da ich über die Eigenheiten der Zeit nachdenke.
    Zeit ist eine tückische Angelegenheit. Ich existiere hier in meiner Zeit, aber die Schritte, die notwenig sind, um meine Schöpfung abzusichern, sind in eurer Zeit noch nicht unternommen worden. Obwohl das Töten meine Pläne immer begünstigt hat und bisher meine Vorherrschaft über die Erde garantierte, habe ich den Verdacht, ich sollte von der jetzigen Ernte an Bewohnern des Pendleton ein paar mehr verschonen, als ich vorhatte. Den Jungen werde ich mir trotzdem einverleiben können. Und den ehemaligen Marine. Vielleicht noch einen Dritten. Sogar ich, der Fürst dieser Welt, muss in dieser Situation vorsichtig vorgehen, denn es steht alles auf dem Spiel.

31 Da und dort
    Fielding Udell
    In einer Ecke des Zimmers saß Fielding aufrecht da und schlief. Da er jetzt nicht mehr von dem Einen durch eine Träumerei des Einsseins geleitet wurde, öffnete er die Türen zu seiner eigenen Traumwerkstatt und schwebte durch einige seiner liebsten Szenarien. Sie spielten in seiner Kindheit, als Pu der Bär sein Lieblingsgefährte und die Welt noch rosig war, lange bevor er die Universität besuchte und seinesgleichen, seine Gesellschaftsschicht und sich selbst hassen lernte. In seiner jugendlichen Unschuld hasste er nichts und niemanden und Pu liebte alles.
    Der beharrliche Sprechgesang ertönte jetzt nicht mehr, weder in seinen Träumen noch in den Wänden. Legionen waren verstummt wie durch eine plötzliche Enthüllung, die gründliches Nachdenken erforderte. Das Eine konnte sich nicht in seine Kindheit zurückträumen, weil es nie eine gehabt hatte, sondern nur einen Ursprung. Die Besonderheiten der Zeit und des Zeitreisens waren dergestalt, dass Fielding bei der Verwirklichung dieses Ursprungs eine Schlüsselrolle spielen könnte. Er war sich zwar unterbewusst über seine Rolle in der Weltgeschichte im Klaren, aber im Schlaf stimmte ihn die Last seiner Verpflichtung weder ernst noch feierlich. Er träumte von goldenen Sommerwiesen und Schmetterlingen und einem gelben Drachen hoch oben am blauen Himmel und von dem Fest zu seinem sechsten Geburtstag und den bunten Luftballons.
    * * *

Twyla Trahern
    Der Gesang endete abrupt. Als die Sängerin das Interesse an dem Lied verlor, hörten auch die Phantomfinger in Twylas Kopf auf, sie zur Kapitulation zu verlocken.
    Sie und Sparkle Sykes konnten im unteren Stockwerk von Gary Dais Wohnung keinen anderen Weg dorthin finden, wo Winny sie mit Iris erwartete. Als sie zu der Schwelle zurückkehrten, die sie nicht überschritten hatten, weil der Junge sie gewarnt hatte, stellte der Raum voller Peitschen kein Hindernis mehr dar. Sie hatten sich in die Wände zurückgezogen, und geblieben waren nur die von hinten grün angestrahlten Netze von Sprüngen im Verputz und die phosphoreszierenden gelben Pilzkolonien, die nicht mehr pulsierten.
    Von Winny und Iris war hinter der Tür am anderen Ende des Raumes, wo sie noch vor weniger als einer Minute gewesen waren, nichts zu sehen, und als ihre Mütter nach ihnen riefen, reagierten sie nicht. Unter den gegebenen Umständen war die Stille eines Kindes nicht weniger alarmierend, als es ein Schrei gewesen wäre.
    Falls die Bestien dieser Zukunft verschlagen waren, könnte dieser anscheinend gefahrlose Raum vor ihnen eine Falle sein. Sowie sie und Sparkle eintraten, würden die Peitschen vielleicht schlagartig aus den Wänden hervorkommen, sie geißeln, sich um sie schlingen und sie bewegungsunfähig machen wie Fliegen im feinen, klebrigen Gespinst eines Spinnennetzes.
    Dennoch zögerten sie nur einen Moment, bevor sie sich in das Zimmer stürzten. Dieses Pendleton einer fernen Zukunft war zur letzten Heimat – und zu einem Mahnmal – des Bösen geworden, das Männer und Frauen seit Menschengedenken bedrohte. Hier in dieser Welt, wo anscheinend keine Menschheit mehr existierte, die man martern konnte, musste die Schar von Nachbarn aus dem Jahr 2011 ein äußerst begehrenswerter Leckerbissen sein. Der Verderber, der über diesen Ort herrschte, könnte eine Zeitlang auf der Lauer liegen, sich zum Spaß in Abstinenz üben und sich den endgültigen Nachtisch mit ein paar Löffeln Vorfreude versüßen, bevor er ihn endlich verschlang. Twyla fühlte,

Weitere Kostenlose Bücher