Nachthaus
die längst kaputt waren, aber immer noch viel Platz wegnahmen und sich zwischen viel zu vielen Schattenfetzen als gelbe Rundungen und Flächen abzeichneten.
Er konnte sich nicht vorstellen, warum Iris ausgerechnet hierher gekommen sein sollte, es sei denn, sie rannte, ohne auch nur im Geringsten darüber nachzudenken, wohin sie lief. Aber vielleicht wollte sie sich auch nur so weit wie möglich von anderen Menschen und plappernden Stimmen entfernen, und der Keller versprach die tiefste Stille und die größte Abgeschiedenheit.
Er hörte irgendwo im Versorgungsraum ein Klirren und Klappern und flüsterte so leise: »Iris« , dass sie ihn vielleicht selbst dann nicht gehört hätte, wenn sie neben ihm gestanden hätte.
* * *
Bailey Hawks
Obwohl die Frauen und Kinder von hier verschwunden waren, einigten sie sich schnell darauf, dass die Wohnung der Cupps nicht gefährlicher war als irgendein anderer Ort im Pendleton. Sie vermuteten, dass Sparkle, Twyla, die Cupp-Schwestern und die Kinder aus freiem Willen von hier fortgegangen waren, aus einem Grund, der etwas mit der seltsamen Pampe auf dem Boden zu tun haben mochte. Sie gelangten auch übereinstimmend zu der Ansicht, je weniger sie sich als Gruppenziel anboten, desto mehr Überlebende könnte es geben, wenn sich der Über gang in die umgekehrte Richtung vollzog. Solange jede Gruppe eine Schusswaffe und eine Taschenlampe hatte, würden alle gleich gut auf einen Angriff vorbereitet sein.
In Anbetracht der Zuckungen, die Silas plagten, gab er seine Pistole Padmini, denn es stellte sich heraus, dass sie blendend damit umgehen konnte. Sie sagte, heutzutage gäbe es überall, wohin man ging, einen Tapori, einen Haraamkhor oder einen Vediya – einen miesen Gangster, einen Dieb oder einen Irren – und jede kluge Frau verstünde sich auf Selbstverteidigung. Sie würde mit Kirby Ignis und Silas in der Wohnung der Cupp-Schwestern bleiben.
Bailey mit seiner Beretta und Tom Tran mit der Taschenlampe würden aufbrechen, um die Vermissten zu finden … falls sie denn irgendwo auffindbar waren. Als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf und sah, dass es erst 18 Uhr 28 war, fiel es Bailey schwer zu glauben, dass erst gut drei Stunden vergan gen waren, seit er an seinem Schreibtisch gesessen und seine Arbeit für den heutigen Tag abgeschlossen hatte, als eine Silhouette eingedrungen, mit langen Sätzen durch sein Zimmer gesprungen und anscheinend durch eine Wand verschwunden war – es musste wohl der Schatten des Dings gewesen sein, das Sally Hollander später gebissen hatte. Ihn hatte der Vorfall dazu veranlasst, seine Pistole zu laden und sie einzustecken.
* * *
Sparkle Sykes
Iris war nicht in die Vertrautheit der eigenen Wohnung geflohen, oder wenn doch, dann hatte sie die Wohnung sofort wieder verlassen, als sie die Räumlichkeiten so verändert vorgefunden hatte wie alles andere im Pendleton. Sparkle und Twyla durchsuchten die beiden anderen Wohnungen im südlichen Flügel des ersten Stockwerks, die gleichermaßen menschenleer waren.
»Ihr fehlt nichts, ihr fehlt ganz bestimmt nichts, sie muss einen sicheren Ort gefunden haben«, beteuerte ihr Twyla, während sie durch den Hausflur zur Treppe eilten.
Und Sparkle revanchierte sich: »Er auch, du würdest es fühlen, du wüsstest es, wenn es nicht so wäre.«
Bisher hatten sie nichts dergleichen gesagt und Sparkle glaubte, jetzt müssten sie es aussprechen, weil es sie beide Mühe kostete, ihre Hoffnung nicht in einem Meer des Grauens versinken zu spüren.
Sie hatten die Treppe fast erreicht, als sie das Surren und Zischen der Aufzugkabine im Schacht gleich um die Ecke hörte. Die Anzeigetafel zeigte, dass der Lift vom zweiten Stock herunterfuhr.
Vielleicht würde Winny nach dem, was ihm zugestoßen war, nicht noch einmal in den Aufzug steigen, aber Iris könnte ihn genommen haben. Jemand musste in dem Aufzug sein und es gab keinen Grund dafür, warum es nicht Iris sein sollte. Daher drückte Sparkle auf den Knopf, um den Aufzug zu rufen, damit sie sicher sein konnte, dass er nicht an ihnen vorbeifuhr.
»Vielleicht solltest du das besser nicht tun«, warnte Twyla, als Sparkle den Knopf drückte.
Im nächsten Moment ertönte auch schon das »»Pling!« der Positionsanzeige, die Türen glitten zur Seite und in der Kabine aus Edelstahl standen Logan Spangler und die Cupp-Schwestern.
* * *
Winny
Der Versorgungsraum dieses verfallenen Pendleton war ein Ort von genau der Sorte, über den die Mutter jedes Jungen
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