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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ist. Wie alt sind die – um die zwanzig oder dreißig, oder? Für ihr Alter sind sie zu bemüht.«
    »Bemüht um was?«
    »Um Sorglosigkeit. Wenn man so jung ist, sollte das ganz von selbst kommen. Sie wirken, ich weiß auch nicht … besorgt und verunsichert.«
    Silas sagte: »Ich glaube, sie kommen wegen des Ambientes, der Musik und der Atmosphäre hierher, weil sie sich in eine sichere Zeit flüchten wollen.«
    »So eine Zeit gab es nie.«
    »Eine weniger unsichere Zeit«, verbesserte sich Silas.
    »Die Dreißigerjahre? Da stand der Krieg bevor.«
    »Aber der hatte ein Ende. Das jetzt … endet vielleicht nie.«
    Perry hatte seinen Blick immer noch auf das Gedränge am Tresen gerichtet, während er sagte: »Und ich dachte, es läge nur daran, dass ich alt werde.«
    »Was?«
    »Dieses Gefühl, dass alles zu Bruch geht. Oder, genauer gesagt, niedergerissen wird. Ab und zu habe ich diesen Albtraum.«
    Silas steckte seine Brieftasche wieder ein.
    Perry Kyser sagte: »Alles niedergerissen, jeder ist sich selbst der Nächste. Nein, noch schlimmer: Jeder gegen jeden.«
    Silas blickte auf die Shadow Street hinaus, an deren oberem Ende das Pendleton in dichten Regenschauern aufragte.
    »Jeder gegen jeden«, wiederholte Perry, »Mord und Selbstmord überall, Tag und Nacht, erbarmungslos.«
    »Das ist nur ein Albtraum«, sagte Silas.
    »Kann schon sein.« Perry sah ihn an. »Und jetzt?«
    »Jetzt gehe ich nach Hause, setze mich hin und denke eine Weile nach.«
    »Nach Hause«, stimmte Perry ihm zu. »Aber ich werde versuchen, an nichts zu denken.«
    »Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben und so offen waren.«
    Als sie von ihren Stühlen aufstanden, sagte der kräftige Mann: »Ich dachte, wenn ich endlich drüber rede, würde es was von seinem Schrecken verlieren. Hat aber nicht geholfen.«
    Die Stimmen am Tresen klangen jetzt lauter und gereizter. Das Gelächter tönte schrill.
    Als sie in dem kleinen Foyer an der Garderobe warteten, sagte Perry: »Haben Sie Kinder?«
    »Wir hatten nie welche.«
    »Wir haben Kinder, Enkel und Urenkel.«
    »Allein das sollte doch schon gegen die Mutlosigkeit helfen.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich bin alt genug, um zu verstehen, dass ich sie nicht beschützen kann. Nicht vor dem Schlimmsten. Eigentlich sogar vor ziemlich wenig.«
    Silas protestierte, als Perry Kyser darauf bestand, der Garderobiere ein Trinkgeld für beide zu geben.
    Draußen unter der Markise zog sich jeder von beiden in dem kalten Wind die Kapuze seines Regenmantels über den Kopf. Sie gaben einander die Hand. Perry Kyser ging den Hügel hinunter. Silas stieg zum Pendleton hinauf.

17 Apartment 3-D
    In Senator Earl Blandons Wohnung, wo Luxus und Ordnung für einen Moment hinter einer trostlosen Vision von Leerstand und Verfall verschwunden waren, drehte sich Logan Spangler in dem jetzt wiederhergestellten Schlafzimmer um und suchte, mit der Hand auf dem Griff der Pistole in seinem schwenkbaren Halfter, nach der Herkunft des Zischens. Das war, wenn auch nur für einen Moment, eine feindseligere Herausforderung gewesen als jedes andere Geräusch, das er jemals gehört hatte. Es erinnerte ihn an Schlangen und Raubkatzen und namen lose Dinge in Träumen.
    Er sah eine große, schlanke und flinke Gestalt, etwas mehr als ein Umriss, aber eindeutig nicht der Senator, als sie mit einem Satz aus seinem Blickfeld verschwand und in den Flur sprang. Das Ganze war so schnell gegangen, dass er nicht sagen konnte, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelte – und er hatte den äußerst sonderbaren Eindruck, es könnte kei nes von beidem gewesen sein, obwohl die Haltung eher aufrecht gewesen war und nicht auf allen vieren wie bei einem Tier.
    Ein Leben im Polizeidienst hatte ihn an einen verantwortungsbewussten Umgang mit Schusswaffen gewöhnt. Er zog eine Waffe nie nur deshalb, weil die Möglichkeit einer gewalttätigen Konfrontation bestand, sondern nur dann, wenn sich diese Möglichkeit zu einer hohen Wahrscheinlichkeit erhärtete. Hatte man eine Schusswaffe erst einmal gezogen, dann war eher anzunehmen, dass sie auch benutzt würde – und zwar nicht immer so vernünftig, wie man es von sich selbst erwartete. Logan vertraute auf seine polizeilichen Fertigkeiten, doch ihm war absolut bewusst, dass er nur ein Mensch und daher zu dummen Fehlern fähig war. Als er sich der Tür näherte, ließ er seine rechte Hand auf der 45er liegen, die in ihrem Halfter steckte.
    Niemand erwartete ihn im Flur. Am anderen Ende des

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