Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
beende, beginnt das Ding … mit mir zu sprechen.«
    Silas warf überrascht ein: »Es hat gesprochen? Englisch?«
    »Da war kein Mund, den ich sehen konnte, aber es hat gesprochen. Ein solches Elend lag in dieser Stimme. Ich kann dieses Elend und diese Verzweiflung nicht rüberbringen. Es sagt: ›Hilf mir. Um Gottes willen, so hilf mir doch jemand.‹ Die Stimme gehört Ricky Neems. Dem Maler, der in dem Moment oben im zweiten Stock ist und sein Mängelprotokoll erstellt. Ich weiß nicht … ist das wirklich Ricky oder imitiert dieses Ding Ricky nur? Ist dieses Ding irgendwie Ricky? Wie kann das sein? Mein ganzes Leben lang … habe ich so schnell keine Angst bekommen. Ich hatte nie etwas, das es wert war, sich zu fürchten, nicht nach Korea, nach dem Krieg.«
    Die Kellnerin kam an ihren Tisch, um zu fragen, ob sie eine zweite Runde wollten. Silas brauchte noch eine Drink, wollte ihn aber nicht. Perry lehnte ebenfalls ab.
    »Korea war auch mein Krieg«, sagte Silas. »Wenn man Tag für Tag mit dieser Angst lebt, ist man irgendwann immun dagegen.«
    »Aber in diesem Kellerflur, Silas, da graust mir so sehr, dass mich jede Kraft verlässt, wie es mir in Korea nie passiert ist. Ich habe eine Hand auf dem Türknopf liegen und es scheint so, als könnte ich ihn nicht umdrehen. Meine Knie sind weich. Der einzige Grund, weshalb ich noch auf den Füßen bin, ist, dass ich mit dem Rücken an der Tür zum Treppenhaus lehne. Dann verändert sich alles. Das Licht wird heller. Der schmutzige Fußboden, der Schimmel, die blauen Monitore, alles, was falsch ist, verblasst, die Konturen lösen sich auf. Der Flur, wie er zu sein hat, frisch und sauber, nimmt wieder Gestalt an. Und das Ding, das auf mich zukommt, verblasst auch, als sei alles nur ein Traum gewesen. Aber ich bin wach. Es war kein Traum. Etwas war es mit Sicherheit, aber bestimmt kein Traum.«
    Perry starrte einen Moment in den regnerischen Abend hinaus, ehe er fortfuhr: »Anschließend gehe ich nach oben, um mich auf die Suche nach Ricky zu machen, und er ist da, ihm fehlt nichts. Er hatte dieses Rumpeln auch gehört, wie ein Tympanon, aber ansonsten war ihm nichts zugestoßen, und ich wusste nicht, wie ich ihm sagen sollte, was ich gesehen hatte. Es hätte doch total bescheuert geklungen. Aber ich hätte es ihm sagen sollen. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass er die Bau stelle verlässt und sein Mängelprotokoll am Montag fertig schreibt. Ich habe versucht, ihn dazu zu bringen, dass er Feierabend macht, aber er wollte nicht, und so habe ich ihn dort sterben lassen.«
    »Das haben Sie nicht. Sie konnten es nicht wissen. Wer hätte das ahnen können?«
    »Am nächsten Tag, am Sonntag, gehe ich in die Kirche. Da war ich schon seit einiger Zeit nicht mehr. Es schien mir nötig zu sein. Am Montag bin ich mit einer Pistole unter der Jacke zur Arbeit gegangen. Nicht, dass ich geglaubt hätte, mit einer Pistole ließe sich was dagegen ausrichten. Aber womit denn sonst? Eine Pistole war immerhin etwas. Aber … es war vorbei. Keine Schattenmenschen mehr. Nichts von der Sorte, was ich gesehen hatte. Vielleicht war am Samstag etwas passiert, aber außer Ricky Neems war niemand da, der es hätte sehen können. Im Lauf des nächsten Monats haben wir die Arbeiten abgeschlossen.«
    Silas wischte seine Finger an einer Serviette ab, da seine rechte Hand von dem beschlagenen Scotchglas feucht und kalt war. »Haben Sie irgendwelche Theorien dazu?«
    Perry Kyser schüttelte den Kopf. »Nur das, was ich vorhin schon sagte. Ich habe einen Blick in die Hölle geworfen. Diese Begegnung hat mich verändert. Es schien mir plötzlich eine gute Idee zu sein, häufig zur Beichte zu gehen und das Abendmahl zu empfangen.«
    »Und Sie haben Ihrem Sohn oder Ihrer Frau nie etwas davon erzählt?«
    »Ich habe mir gesagt … wenn mir ein Blick in die Hölle gewährt wurde, dann brauchte ich wohl den Schock. Um mich zu ändern. Und ich habe mich geändert, aber nicht den Mut aufgebracht, meiner Frau zu sagen, warum es notwendig gewesen sein könnte. Verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte Silas. »Ich weiß nichts über die Hölle. Im Moment weiß ich so gut wie gar nichts mit Sicherheit.«
    Die Kellnerin kam zurück und ließ die Rechnung auf dem Tisch liegen.
    Während Silas das Trinkgeld ausrechnete und Bargeld aus seiner Brieftasche zog, musterte Perry wieder die Gäste am Tresen. »Mit denen stimmt doch etwas nicht.«
    Silas sagte überrascht: »Sie spüren es also auch?«
    »Ich weiß nicht, was es

Weitere Kostenlose Bücher