Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
nicht zu überraschen.«
    »Ich glaube nicht, dass es in dem Haus spukt, aber der Ort hat, wie ich Ihnen am Telefon schon sagte, etwas Eigenartiges an sich. Es scheint, als passierten im Pendleton alle achtunddreißig Jahre furchtbare Dinge.«
    »Die Nachforschungen, die Sie angestellt haben, die Stunden, die Sie in diese Arbeit gesteckt haben … Warum?«
    Silas zögerte und zuckte dann mit den Achseln. »Ich habe nichts anderes zu tun.«
    »Der Ruhestand kann einem ganz schön zusetzen, was?« Eine kleine Spur von Sarkasmus in Kysers Stimme wies darauf hin, dass er die Antwort nicht glaubte und eine bessere haben wollte, ehe er mitteilsamer wurde.
    »Also gut. Seit ich meine Frau verloren habe, bin ich auf nichts anderes gestoßen, was mich interessiert hat. Die üblichen Ablenkungen – Fernsehen, Filme, Bücher, Musik –, nichts von alldem scheint mir die Zeit wert zu sein. Vielleicht sind diese Nachforschungen auch reine Zeitvergeudung. Vielleicht ist alles nur Zeitvergeudung. Aber ich habe nun mal nichts anderes mehr.«
    Kyser dache einen Moment über diese Antwort nach und nickte dann. »Ich habe Jenny noch. Ich kann mir vorstellen, wenn ich sie nicht mehr hätte, würde ich vielleicht auch irgend ein eigenes Projekt in Angriff nehmen.« Wieder musterte er die Leute in der Bar, als rechne er damit, jemanden zu sehen, den er kannte.
    Silas kam auf den Zweck ihres Treffens zurück: »Sie sagten gerade, die Phänomene seien von Donnerstag, dem 29., bis zum 1. Dezember aufgetaucht. Das war ein Samstag. Haben Sie samstags gearbeitet?«
    Kysers Aufmerksamkeit verlagerte sich von dem Gedränge an der Bar auf seinen kristallklaren Martini, in den er schaute, als ließe sich darin die Zukunft lesen. »In den ersten zwölf Monaten haben wir einen großen Bautrupp sechs Tage in der Woche beschäftigt, um den Termin zu halten. Aber gegen Ende ’73 hatten wir für die Nachbesserungen eine Fünftagewoche eingeführt. Ich war an jenem Samstagmorgen da, um ein Mängelprotokoll zu erstellen, Hunderte von Kleinigkeiten, die wir erledigen mussten, wenn wir die Arbeiten bis Weihnachten abgeschlossen haben wollten.«
    Hinter der Fensterscheibe ließen sturzbachartige Regenfälle die Rinnsteine überlaufen, und das abfließende Wasser brachte den Asphalt zum Schimmern. Die Shadow Street erhob sich wie eine große Sturmwoge auf einem nächtlichen Meer und auf ihrem Kamm zeichnete sich das Pendleton ab, nicht prächtig und einladend, wie es ihm zuvor erschienen war, sondern so unheilverkündend wie ein kolossales Kriegsschiff mit massiven Geschützen, die für die Schlacht geladen waren.
    »Ricky Neems, der Chef unserer Malerbrigade, war an eben jenem Samstag auch da und hat oben sein eigenes Mängelprotokoll erstellt. Wegen dieser Sache« – er zögerte – »ich meine, wegen dem, was vorgefallen ist, bin ich früher gegangen und habe meine Liste nicht fertiggestellt. Ricky … wir haben ihn nie wieder gesehen. Ein guter Anstreicher, der beste, aber ein paar Mal im Jahr hat er zur Flasche gegriffen, sich einen Alkoholexzess geleistet und ist für drei Tage verschwunden. Er ist jedes Mal zurückgekommen und hat gesagt, es sei die Grippe oder etwas dergleichen gewesen, aber wir kannten die Wahrheit. Die meiste Zeit war er nüchtern und er war ein so guter Kerl, wenn er nüchtern war, dass wir seine Sauftouren einfach toleriert haben. Aber nach jenem Samstag ist Ricky nie mehr zurückgekommen. Niemand hat ihn je wiedergesehen. Die Polizei hat eine Vermisstenanzeige aufgenommen, kam aber bald zu dem Schluss, er hätte sich betrunken, sich mit dem falschen Kerl angelegt, sei umgebracht und irgendwo verscharrt worden. Ich wusste, dass es nicht so war. Oder ich dachte, es zu wissen. Meiner Meinung nach haben sie keinerlei Anstrengungen unternommen, um Ricky zu finden, denn er war alleinstehend und hatte keine Familie, die auf Antworten gedrängt hat. Aber selbst wenn sie hart gearbeitet hätten, hätten sie ihn nicht unbedingt gefunden … ich glaube, Ricky wurde geschnappt und mit Leib und Seele geradewegs in die Hölle oder an einen ähnlichen Ort befördert.«
    Diese Verurteilung zur ewigen Verdammnis schien untypisch für einen Bauleiter zu sein, der sein Leben lang mit den Händen gearbeitet und auf robusten Fundamenten gebaut hatte. Wieder verstummte Perry, wich Silas’ Blick aus und musterte die Leute am Tresen, während er von seinem Martini trank.
    Wenn er eidesstattliche Aussagen aufnahm, gab es Momente, in denen ein guter

Weitere Kostenlose Bücher