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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Flures lag hinter einem Rundbogen, der als Durchgang diente, das Wohnzimmer. Zwischen ihm und dem Wohnzimmer führte eine Tür nach rechts ins Arbeitszimmer, eine Tür nach links in ein Gästezimmer mit eigenem Bad und eine zweite Tür nach links zu einer Gästetoilette, lauter Räume, in denen er auf seiner Suche nach dem Senator bereits gewesen war.
    Auf der Schwelle zum Flur blieb Logan stehen und lauschte. Nachdem zunächst Stille geherrscht hatte, zog nun ein gewaltiges Donnergrollen über den Himmel – der Klang war hier nur gedämpft zu vernehmen, weil der Flur keine Fenster hatte –, und als es zu einem fernen Horizont weiterzog und seine Hörweite verließ, hütete er sich vor der tiefen Stille, die ihm bedrohlich erschien.
    Zuerst wagte er sich in das Gästezimmer auf der linken Seite und von dort aus in das angrenzende Bad, wo alles so war, wie es sein sollte. Da er die Tür des Kleiderschranks vorhin schon geöffnet hatte, konnte er sehen, dass dort niemand lauerte.
    In dem Arbeitszimmer auf der anderen Seite des Flures, direkt gegenüber von dem Gästezimmer gelegen, hielt sich auch niemand auf. Er überschritt die Schwelle nicht. Hinter den hohen Fenstern brannte in dem großen Innenhof die Außenbeleuchtung und strahlte die vom Wind geblähten dichten Schnüre aus silbernem Regen an, die wie die zerfetzten Schleier von etwas wirkten, das auf dem Fensterbrett kauerte und Einlass begehrte.
    Logan wandte sich von dem Arbeitszimmer ab und ging diagonal auf die Gästetoilette zu, deren angelehnte Tür fünf Zentimeter offen stand. Er glaubte sich zu erinnern, dass er sie vollständig geöffnet zurückgelassen hatte, aber vielleicht täuschte er sich ja. Durch den schmalen Spalt zwischen der Tür und dem Türrahmen wirkte das Licht nicht so, wie es sein sollte, sondern gelblicher und schwächer.
    Die Ruhe nach dem Donner vertiefte sich jetzt zu einem Meer von Stille, in dem nicht ein einziger Laut schwamm. Von der Stille ging etwas Bedrückendes aus, ein böses Omen, das Gewalttätigkeit vorhersagte und wie ein Gewicht auf seiner Brust lastete.
    Mit der linken Hand zog Logan die kleine Sprühdose mit dem Pfefferspray von seinem Waffengurt.
    Mit einem Fuß stieß er die Tür auf, die nach innen schwang. Die Gästetoilette sah nicht mehr so aus wie vorhin. Die beiden Einbauleuchten über dem Waschtisch funktionierten nicht mehr, und die Fassung von einer der beiden Lampen hing an einem Kabel aus dem Zylinder. Das einzige Licht kam von einer flachen Scheibe mit unregelmäßigen Rändern an der Decke, die fünfundvierzig Zentimeter Durchmesser hatte und vorhin noch nicht da gewesen war. Der Raum fühlte sich feucht an und roch nach Schimmel.
    Auf einem Teil der Wand links von der Tür und auf der gesamten Rückwand wuchs etwas, das auch den größten Teil der Toilette überzog. Es schien sich dabei um zwei verschiedene Arten von Schimmelpilzen zu handeln, die Logan beide noch nie gesehen hatte. Von der Decke bis zum Boden schlängelten sich gewundene Formen, die so dick wie Gartenschläuche waren, Reihe für Reihe hintereinander, wobei sich jede den Windungen der anderen anpasste, was die Wirkung einer sinnlichen Skulptur hervorrief, blassgrün, aber da und dort mit Schwarz gesprenkelt. An einem halben Dutzend Stellen sprossen zwischen diesen bestens aneinander angepassten Reihen Klümpchen von Pilzen derselben Färbung auf kurzen, dicken Stielen. Der Durchmesser ihrer Kappen variierte zwischen etwa sieben und fünfzehn Zentimetern; jeder wies in der Mitte einen runzligen Höcker auf.
    Ebenso, wie sich das Schlafzimmer um ihn herum verwandelt hatte, hatte sich auch dieses kleine Bad in seiner Abwesenheit verändert. Er zweifelte weder an seiner Zurechnungsfähig keit noch an dem Beweis, den ihm seine Augen lieferten; mit einer Bereitwilligkeit, die ihn selbst überraschte, hatte er sich an den Gedanken gewöhnt, dass an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt das Unmögliche möglich sein könnte. Er war entschlos sen, diese Phänomene zu verstehen und dasselbe Engagement an den Tag zu legen, mit dem er an jeden ihm zugeteilten Mord fall herangegangen war, um ihn zu lösen.
    Bevor die Gästetoilette ihren früheren Zustand wieder annehmen konnte, steckte er die Dose Pfefferspray in die Gürteltasche an seinem Waffengurt und tauschte sie gegen seine kleine Taschenlampe aus. Er ließ den hellen weißen LED -Strahl über den Schimmelpilz gleiten, während er die Schwelle zu dem kleinen Bad überschritt.

18 Apartment

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