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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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dieser Visionen waren, nicht ein Teil der wirklichen Welt. Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los. Er rief sie sich nicht bewusst ins Gedächtnis zurück, und doch zogen vor sei nem geistigen Auge Bilder von blassgrünen, schwarz gesprenkel ten Organismen vorüber, auch wenn es sich streng genommen nicht um Erinnerungen daran handelte, was er in der Gästetoilette gesehen hatte, denn die Bilder waren in Bewegung. Nicht nur die Schluckreflexe, die Peristaltik. Kontraktionen. Sie locker ten sich und spannten sich an, wanden sich über- und untereinander, wanden sich, regelrecht erregt und ausgelassen, schlängelnd umeinander. Er konnte diese Erscheinungen nicht aus seinen Gedanken verbannen. Sie wurden wahrer als die Küche, in der er stand; er stellte sich vor, so könnte eine LSD -Erfahrung die Realität verdrängen, obwohl er noch nie Halluzinogene eingenommen hatte. Auf den Pilzklumpen, um die herum sich schlangenartige Schimmelpilze wanden, zog sich die runz lige Haut der Kappen zurück, wie sie es in der Gästetoilette getan hatte, doch diesmal wurden keine Wolken von Sporen freigesetzt. Stattdessen streckten sich in diesem exotischen Film, den ihm sein Geist vorführte, aus einigen der Kappen Dinge, die graue Zungen zu sein schienen, und aus anderen stiegen gelbe Augen auf faserigen Stängeln auf, als hätten sich Pflanzen und Tiere miteinander gepaart und dämonischen Nachwuchs gezeugt. Abrupt und vollkommen undenkbar veränderte sich innerhalb dieses Deliriums sein Blickwinkel: Er stellte fest, dass er nicht auf die Pilze starrte, sondern aus ihrem Inneren hervorlugte, als seien die Augen auf Stängeln seine Augen, und er sah sich selbst in seiner Uniform, sein Gesicht bleich und schweißüberströmt, die Augen so trostlos wie eine arktische Morgendämmerung.
    Er stellte fest, dass er in die Gästetoilette zurückgekehrt war, obwohl ihm nicht bewusst gewesen war, dass er die Küche verlassen hatte. Er stand vor dem Waschbecken und hielt mit beiden Händen die Marmorplatte umfasst, als wollte er in heftigen Turbulenzen Halt finden, während er in den Spiegel sah. Über die Wand hinter ihm krochen widerliche Schimmelpilze, aber das Licht war nicht mehr so schwach wie vorhin, und als er sich von dem Spiegel abwandte, um der sich schlängelnden Kolonie gegenüberzutreten, war sie in Wirklichkeit gar nicht da. Sie existierte nur im Spiegelbild. Der Spiegel zeigte Logan, wie er jetzt war, doch die Wand hinter ihm stellte er so dar, wie sie vorhin ausgesehen hatte. Der Spiegel war jedoch nicht das Problem. Mit Logan war etwas schiefgegangen.
    Ein kribbelndes Gefühl lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine Hände, mit denen er die Marmorplatte umklammerte. Seine Fingernägel waren schwarz.
    * * *

Martha Cupp
    Als Martha dicht hinter ihrer Schwester das Wohnzimmer betrat, hatten Smoke und Ashes aufgehört zu zanken. Obwohl die Katzen selten Kletterübungen veranstalteten, hockten beide auf einer Etagere, die mit Porzellanvögeln gefüllt war. Sie lugten um den Ziergiebel der Vitrine herum und ihre bernsteingelben Augen waren weit aufgerissen. Normalerweise waren sie so selbstzufrieden und selbstsicher wie alle Katzen, aber jetzt schienen sie alarmiert.
    Martha wandte sich an das Paar, das hoch oben thronte, und sagte: »Was hat euch bloß solche Angst eingejagt?«
    »Na, was glaubst du wohl?« Der Tonfall von Ednas Frage deutete an, dass sie beide die Antwort kannten.
    »Nicht Satan«, sagte Martha unwillig. »Weshalb sollte der Höllenfürst in einer so korrupten Welt so viel Zeit darauf vergeuden, hier rumzuspuken – weil wir guten Kuchen backen?«
    »Er ist der Herrscher der Hölle und der Fürst dieser Welt.«
    »Königshäuser haben mich schon immer gelangweilt.«
    »Ich habe ohnehin nie von Satan gesprochen, meine Liebe. Ich habe gesagt, Sally hätte einen Dämon gesehen. Er hat zahllose Namen und Heerscharen, die sein Werk für ihn tun.«
    Martha betrachtete die zusammengekauerten Katzen, die sich so hoch hinauf geflüchtet hatten, und sagte: »Sie waren nie Mäusefänger. In der Hinsicht machen sie ihrer Gattung wirklich Schande.«
    »Im Pendleton gibt es keine Mäuse, an denen sich das erproben ließe. Ich bin sicher, wenn es hier Mäuse gäbe, hätten sie uns schon viele kleine Geschenke mit Schwänzen hingelegt. Eine Maus hat ihnen bestimmt keine Angst eingejagt.«
    »Dann war es der Donner.«
    »Oder auch nicht«, sagte Edna.
    Smoke und Ashes reagierten simultan; ihre Köpfe wandten sich im selben Moment

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