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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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galten, noch im Wohnzimmer war.
    Martha wandte sich von dem Chesterfield-Sofa ab und er kundete die Schluchten zwischen den sperrigen viktorianischen Möbelstücken, die unzählige Verstecke für eine Maus boten – und für ein Gila-Tier übrigens auch.
    »Wenn es etwas Übernatürliches ist«, sagte Edna, »dann wird es sich nicht vor einem Schürhaken aus Messing fürchten.«
    »Es ist nichts Übernatürliches.«
    »Du hast es nicht klar sehen können. Das ist ein Merkmal übernatürlicher Wesen. Sie sind flink, man bekommt kaum etwas von ihnen zu sehen und sie sind enigmatisch.«
    »›Flink, enigmatisch und man bekommt kaum etwas zu sehen‹ – das ist höchstens eine treffende Beschreibung für das, was mein erster Ehemann im Bett zu bieten hatte, und der war nicht übernatürlich.«
    »Nein, aber er war goldig«, sagte Edna.
    Auf ihrem erhöhten Thron schrien und fauchten die Katzen mit wachsender Unruhe.
    Edna sagte: »Meine Liebe – das Chesterfield-Sofa !«
    Als sie sich wieder zu dem klobigen Sofa umdrehte, sah Martha, dass sich darin etwas bewegte. Die Sitzfläche mit der Rosshaarfüllung hatte keine abnehmbaren Kissen, sondern war eine einzige gepolsterte Masse mit einem fließenden Behang. Unter dem gestreiften Stoff grub sich ein Geschöpf, das etwa die Größe von einer der Katzen haben mochte, durch die Füllung, dehnte und verformte den Bezug und kroch hin und her, anscheinend panisch, aber lautlos. Offenbar hatte es sich durch die Unterseite des Sofas und in die Eingeweide des Möbelstücks hineingefressen.
    Martha trat vor das Sofa, stellte sich mit gespreizten Beinen hin und hob den Schürhaken über ihren Kopf.
    »Es könnte ein Geist sein«, warnte Edna. »Schlag bloß keinen Geist.«
    »Es ist kein Geist«, beteuerte ihr Martha.
    »Wenn es ein guter Geist ist, wäre draufhauen ein Sakrileg.«
    Martha, die darauf wartete, dass das Ding im Sofa langsamer wurde oder stillhielt, damit sie sicher sein konnte, dass sie es bei ihrem ersten Schlag auch richtig traf, sagte sarkastisch: »Was ist, wenn es ein dämonischer Geist ist?«
    »Dann, meine Liebe, wird er stinksauer sein. Bitte, lass uns Mr. Tran rufen und ihm alles Weitere überlassen.«
    Martha sagte: »Du bist das Genie in Sachen Kuchenrezepte. Ich bin das Genie in Sachen Geschäfte. Und hier habe ich eine geschäftliche Entscheidung zu treffen. Geh und back etwas, während ich mich um das hier kümmere.«
    Auf der Sitzfläche des Chesterfield-Sofas riss der Polsterbezug und der grabende Eindringling brach in einem Rosshaarregen hervor.
    * * *

Mickey Dime
    Während Mickey im zweiten Stockwerk auf den nördlichen Aufzug wartete, ließen neuerliche Beben das Pendleton wieder erschauern. Das bereitete ihm nicht die geringsten Sorgen.
    Auf den Philippinen hatte er einmal zwei Männer bis an den Rand eines Vulkankraters verfolgt. Er musste sie töten, um einen Vertrag zu erfüllen. Als er gerade auf sie schießen wollte, erschütterte ein unerwartetes kleines Beben den Berg. Eine Fontäne weißglühender Lava ergoss sich über die beiden Männer, ließ ihr Fleisch nahezu verdampfen und verwandelte ihre Knochen in Holzkohle. Obwohl Mickey keine fünf Meter von ihnen entfernt stand, berührte ihn nicht ein einziger Tropfen. Als er fortging, hatte er gerade mal so etwas wie einen leichten Sonnenbrand im Gesicht.
    Der Geruch geschmolzenen Gesteins hatte ihm gefallen. Metallisch, herb, sexy.
    Einen Tag später war der Vulkan im großen Stil ausgebrochen. Aber da hatte er es sich längst mit einer jungen Prostituierten und eine Sprühdose Schlagsahne in einer Hotelsuite in Hongkong gemütlich gemacht. Sie war köstlich gewesen.
    Wenn ein Vulkan ihm nichts anhaben konnte, dann konnte ihm nichts etwas anhaben.
    Jetzt fuhr er mit dem Aufzug in den Keller. Die Türen glitten zur Seite.
    Mickey trat auf den Korridor hinaus.
    Schräg gegenüber von ihm auf der anderen Seite des Flurs schwang die Treppenhaustür hinter jemandem zu. Er sah genau hin. Ihm gefiel das Geräusch, mit dem das Schloss einschnappte. Ein massives, endgültiges Geräusch.
    Es erinnerte ihn an das Geräusch der robusten Riegel der Überseekoffer, in die er die Überreste der Kellnerin namens Mallory, ihrer kleine Schwester und ihrer Freundin gepackt hatte. Fünfzehn Jahre waren vergangen, seit er sich dieser Leichen entledigt hatte, doch jene berauschende Nacht war ihm noch so frisch im Gedächtnis, als hätten sich die Ereignisse erst heute im Lauf des Tages abgespielt. Mit seiner

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