Nachtjaeger
Bett zu schweben und unter der Decke hängen zu bleiben.
In ihr machte sich allmählich der Verdacht breit, dass dieses neue Gefühl vielleicht Glück sein könnte.
Nein, dachte sie. O Gott, nein.
»Direkt?«, wiederholte sie schwach. Ihr Puls dröhnte auf einmal wie ein donnernder Sturm in ihren Ohren.
Du darfst dich nicht in ihn verlieben. Das darfst du nicht.
Er strich mit der Hand über ihren Arm, streichelte ihr Handgelenk und die weiche Stelle ihrer Ellenbogenbeuge, ehe er ihre Schulter und ihren Nacken liebkoste. Dann hielt er ihr Gesicht in seiner Hand und senkte den Kopf. Mit der Nasenspitze berührte er sanft die ihre.
»Der New Forest hat den Ikati von Sommerley seit beinahe zwanzig Generationen in schwierigen Situationen Beistand geleistet. Er kennt all unsere Geheimnisse und ermöglicht es uns, seit Hunderten von Jahren zu gedeihen und unerkannt unter den Menschen zu leben. Er ist in unserem Blut. Er ist in deinem Blut. Du magst zwar nicht körperlich hier geboren sein, aber deine Seele und dein Geist sind es. Es ist dein Zuhause, Jenna«, erklärte er. »Du bist endlich zu Hause.«
»Oh.« Sie lachte schrill und atemlos, ehe sie das Gesicht zur Seite drehte, um ihn nicht ansehen zu müssen. »Das heißt das also.«
Sie wusste nicht, wo genau sie zur Welt gekommen war. Diese Frage war ein weiteres Geheimnis ihrer Kindheit. Eine unwichtige Tatsache, die in dem Durcheinander der vielen Umzüge, der Verstecke und ihrer Aufgabe, so zu tun, als wäre sie eine andere, untergegangen war. »In der Nähe des Wassers«, hatte die Standardantwort ihrer Mutter gelautet. Jenna erfuhr nie, ob sie sich tatsächlich nicht mehr erinnern konnte oder es nur nicht verraten wollte. So wurde auch diese Frage zusammen mit all den anderen unbeantworteten Fragen in jene bittere Kälte geschoben, die sich vor so langer Zeit um ihr Herz gelegt hatte. Eine Kälte, die wie Feuer brannte.
Deshalb bist du hier. Vergiss das nicht, tadelte sie sich innerlich. Um Antworten zu bekommen. Aus keinem anderen Grund.
Leander senkte den Kopf, um ihr näher zu sein. Sie atmete aus, und in diesem Moment küsste er sie, sodass sich ihr Atem mit dem seinen vermengte. Sie seufzte. Er legte seinen Mund mit einer wunderbar zärtlichen Geste auf den ihren, Haut auf Haut – eine Geste, die sie erschaudern ließ.
»Meine Schöne«, murmelte er und küsste ihren Mundwinkel. Er spreizte die Finger um ihren Nacken und vergrub sie warm und kraftvoll in ihren Haaren. Besitzergreifend. »Meine Liebste.« Sie spürte, wie seine Erektion heiß gegen ihre Hüfte drängte. Er senkte den Kopf und knabberte an der zarten Haut ihres Halses. Auf jene Stelle, die noch von der Nacht zuvor so mitgenommen war, presste er sanft seine Lippen. »Sag mir, dass du die Meine bist. Sag es mir. Du bist die Meine.«
Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein … NEIN !
Sie wand sich unter ihm und versuchte, zu entkommen. Doch er lachte nur heiser und zog sie noch näher zu sich.
»So züchtig«, spöttelte er mit dieser rauchigen Piratenstimme, die sie ganz schwach werden ließ. Er glitt mit der Hand über ihren Oberkörper und umfasste eine ihre Brüste. Seine Stimme wurde um eine Oktave tiefer. »Letzte Nacht warst du nicht ganz so züchtig.«
Er nahm eine Brustwarze zwischen seine Finger, und sie unterdrückte ein Stöhnen.
Jetzt schaffte sie es doch, seiner Umarmung zu entkommen. Sie sprang vom Bett und stand zitternd und mit großen Augen vor ihm. »Zeig es mir!«, rief sie, verzweifelt nach jeglicher Form der Ablenkung suchend. Sie durfte nicht die Kontrolle verlieren. Das durfte nicht geschehen.
Er musterte sie voller Bewunderung – ihre Brüste, Hüften und Schenkel. Alles war so wunderbar rund und weich, so sinnlich. So weiblich.
»Wie Sie wünschen, meine Dame«, erwiderte er. Er zog die Decke mit einer ausladenden Bewegung von seinem Körper. Der Stoff raschelte, als er seinen nackten Leib, die flachen, festen Muskeln seines Bauchs und die Erektion enthüllte, die nicht zu übersehen war.
Jenna wurde weiß. Sie riss die Decke entschlossen vom Bett und wickelte sich darin ein. Jetzt sah man nur noch einen Unterarm, ihre Stirn und ihre Augen, die ihn verwirrt wie ein Vögelchen ansahen.
»Nicht das!«, rief sie hysterisch. Sie stand jetzt wirklich in Gefahr, die Nerven zu verlieren.
Leander legte sich zurück, die Hände verschränkt unter seinem Kopf. Ein hinreißendes Lächeln zeigte sich auf seinem schönen Gesicht. Das Morgenlicht fiel in
Weitere Kostenlose Bücher