Nachtjaeger
ihr Gesicht sah. Sein Lächeln wurde breiter. Er strich ihr mit einer Hand über die Wange und ließ dann die Finger über ihren Kieferknochen zu ihrem Hals herunterwandern. Ein Finger folgte schließlich der zarten Linie ihres Schlüsselbeins.
»Wie hinreißend du bist«, murmelte er und strich ihr über die Haut zwischen der Schwellung ihrer Brüste. »Es ist noch nicht einmal fünf Uhr morgens, und du brüllst mich bereits an.«
Sie zog das Kissen unter seinem Kopf hervor und schlug damit auf ihn ein.
Leander ließ sich mit einem Lachen zurückfallen. Er tastete mit den Händen nach ihr, fand ihre Taille und zog sie mit einer eleganten Bewegung zu sich herab. Sie sah ihn finster an, als er ihr die Haare aus dem Gesicht strich und dann ihren Kopf mit beiden Händen umfasste. Aufmerksam sah er sie an.
»Wirst du irgendwann mit diesen dramatischen Erklärungen aufhören?«, wollte sie wissen.
Etwas in seinem Gesicht wurde weicher. Er strich mit einem Daumen über den äußeren Rand ihrer Wimpern und zog dann ihr Gesicht zu sich heran, um sie zu küssen. Einen Moment lang glaubte sie, vor Verlangen kaum atmen zu können. Eine große Leidenschaft erfasste sie, als sie erneut seinen warmen Körper unter dem ihren spürte und sich seine Lippen auf die ihren pressten.
Als er mit einer Hand über ihren Rücken strich und einen Finger in die Spalte zwischen ihren Pobacken wandern ließ, befand sie das Atmen auf einmal gar nicht mehr für nötig.
»Ein oder zwei dramatische Erklärungen kann ich sicher noch aus dem Ärmel schütteln«, flüsterte er. Seine Augen, die jetzt blass grün wirkten, sahen Jenna an. »Vielleicht etwas, das mit einem Kniefall zu tun hat?«
Sie brauchte einen Moment, ehe sie wieder zu sprechen vermochte, so groß war ihre Verblüffung.
»Ich weiß nicht, ob ich noch viele Überraschungen ertrage«, erwiderte sie irritiert. Sie legte den Kopf auf seine Brust, um seinem Blick auszuweichen, und lauschte dem steten Rhythmus seines Herzens. Das Heben und Senken seiner Brust beruhigte sie allmählich.
»Und außerdem«, fügte sie pikiert hinzu, ehe sie sich zurückzuhalten vermochte, »geht es bei Männern und Kniefällen weniger um Erklärungen als um Fragen. Und um große Klunker. Meistens Diamanten.«
Sie schluckte und biss sich auf die Unterlippe. Wieder spürte sie, wie sie rot anlief.
»Also gut«, sagte er belustigt und ohne einen Anflug von Reue. Er strich ihr über den Kopf und wickelte dann eine dicke, goldene Locke ihres Haars um seinen Finger. »Dann werde ich also lieber etwas ganz Neutrales sagen. Wie wäre es zum Beispiel mit ›Guten Morgen‹?«
Jenna atmete mehrmals ein und aus. Sie war völlig durcheinander und im Begriff, hysterisch zu werden. »Du hast genau zehn Sekunden, ehe dein Kopf von deinem Körper getrennt wird«, erklärte sie betont langsam, während sie sich auf den beruhigend realen Anblick einer Frisierkommode konzentrierte, die am anderen Ende des Zimmers stand.
Ein elegantes Möbelstück aus Walnussholz, mit einer Platte aus Carrara-Marmor, und einem ovalen Spiegel.
»Ich bin hier geboren worden?«
Leander drückte seine Lippen auf ihre Haare, und sie spürte, wie das Lachen seinen Körper erbeben ließ. »Feindselig und fordernd. Die perfekte Mischung. Unwiderstehlich. Du bist eindeutig meine Traumfrau.«
Sie schwang sich mit einem frustrierten Schnauben von ihm herunter. Doch er erwischte sie, ehe sie aufstehen und das Bett verlassen konnte. Wieder wurde sie auf die weiche Matratze zurückgezogen. Er schlang ein Bein um sie, hielt sie am Handgelenk fest und drückte es auf das Kissen über ihren Kopf.
»Du bist so entzückend direkt«, sagte er leise. Licht fiel durch sein tintenschwarzes Haar und färbte die Linien seines Gesichts schokoladen- und espressobraun. Sie genoss es, die Wärme und das Gewicht seines Beins auf ihrem Körper zu spüren, ebenso wie die festen Muskeln seines Schenkels, seines Bauchs und seiner Arme. Seine Härchen kitzelten auf ihrer Haut.
Sie blickte in seine Augen, die von einer großen Wärme und Zärtlichkeit erfüllt waren. Das kalte, undurchdringliche Ding, das seit ihrer Kindheit in ihrer Brust gewesen war, begann sich aufzulösen – wie ein Klumpen Stahl, der in einen Schmelztiegel getaucht wurde.
Sie sah ihn blinzelnd an, benommen von diesem neuen Gefühl, von etwas, das sie seit Jahren nicht gespürt hatte. Es ließ ihren Körper so leicht werden, als ob sie mit Helium gefüllt wäre und in Gefahr stünde, vom
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