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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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und trug ein Kleid, das Leander noch nie zuvor gesehen hatte. Es bestand vor allem aus Luft – ein zarter Hauch von schwarzer Seide bis zu ihren Knien mit einem ausgestanzten Rautenmuster. Man sah ihre perfekt gebräunte Haut und die festen Bauchmuskeln darunter. Leander kniff die Augen zusammen und fragte sich, wie viel ihn dieser Fetzen wohl gekostet hatte.
    Und waren das etwa Python-Pumps an ihren Füßen?
    »Kommt gar nicht infrage! Uns bleiben noch ein paar Tage, bis sie Geburtstag hat. Es gibt keinen Grund, das Ganze zu beschleunigen!«
    »Wir sind hier nicht im Urlaub, Morgan! Wir sind nicht hierhergekommen, um uns zu entspannen, die Sehenswürdigkeiten anzusehen oder zu shoppen.«
    »Du hast es leicht!«, fuhr ihn Morgan an. Ihre Augen funkelten grün und kalt. »Du konntest immer kommen und gehen, wie es dir gefällt. Du bist nicht dein ganzes Leben lang eingesperrt gewesen und musstest darauf warten, eines Tages vielleicht zu entkommen, darauf hoffend …«
    »Worauf hoffend?«, hakte Leander mit einer auffallend ruhigen Stimme nach.
    Sie starrten einander wütend an.
    »Wenn du wirklich glaubst, dass das Leben eines Alpha besser ist als das deine, einfacher als das deine, dann liegst du leider völlig falsch, Morgan.«
    Trotz seiner Privilegien und des vielen Geldes, trotz der Macht, die seine Position in der Kolonie mit sich brachte, wünschte er sich oft insgeheim, die Rolle des Alpha würde einem anderen zufallen.
    Er allein war der Anführer. Er allein hielt das Schicksal aller in seinen Händen. Diese Art von Leben war keineswegs so, wie Morgan sich das vorstellte: ein automatischer Garant für Glück und Zufriedenheit. Nein, es war ein Fluch.
    Morgan hob trotzig das Kinn. »Und was schlägst du dann vor? Was sollen wir machen?«, fragte sie mit eisiger Stimme. Sie verschränkte die Arme über der Brust und klopfte ungeduldig mit einem Fuß auf den dicken Teppichboden. »Ich könnte ihr einflüstern, damit sie mit uns kommt. Aber das hält nur einige Stunden lang an. Sehr weit bringt uns das nicht. Wie sollen wir es schaffen, sie nach Sommerley zu bringen? Wollen wir sie etwa entführen?«
    »Ich finde, wir sollten ihr die Wahrheit sagen«, erklärte Christian, der immer noch am Fenster stand. »Sie weiß doch bestimmt, dass sie anders ist. Wie wäre es, wenn wir uns vor ihr verwandeln und ihr dann mitteilen, dass sie eine von uns ist?«
    »Und dann?«, fuhr Morgan ihn an und warf ihm einen frostigen Blick zu. »Sollen wir ihr einen Sack über den Kopf werfen und sie überwältigen, während sie versucht, sich zu befreien und davonzulaufen?«
    Christian fuhr sich erneut durch seine dichten, schwarzen Haare und brachte sie in Unordnung. »Nein. Aber wir könnten ihr ein Schlafmittel geben.«
    »Das war sarkastisch gemeint, Christian«, wies ihn Morgan mit einem genervten Seufzer hin. »Wir können sie nicht mit Gewalt zwingen, sie ist schließlich nicht einfach nur irgendeine …«
    Leander klammerte sich mit einer solchen Heftigkeit an die geschnitzten Armlehnen seines Sessels, dass das Holz unter seinen Händen splitterte. Morgan und Christian verstummten und sahen ihn überrascht an.
    »Wenn ihr beide bei der Ratssitzung aufgepasst hättet, dann würdet ihr wissen, wie es jetzt weitergeht«, fauchte er wütend. »Wir suchen sie auf. Wir werden sie mit deiner Gabe der Einflüsterung überwältigen, Morgan. Dann werden wir …« Das Telefon klingelte. Leander holte tief Luft, ließ die Armlehnen des Sessels los, stand mit steifen Gliedern auf und trat zum Schreibtisch. Dort riss er den Hörer von der Basisstation.
    »Ja?«, fragte er kurz angebunden.
    »Was machen schon ein paar Tage hin oder her aus?«, fragte Morgan leise. Sie versuchte, Christian auf ihre Seite zu ziehen.
    Er reckte sich, wobei er seine langen Arme ausstreckte und dann beide Handflächen gegen die Scheibe drückte. Konzentriert blickte er auf die Stadt unter ihm. »Stimmt«, murmelte er so leise, dass man fast glauben könnte, er spräche mit sich selbst. »Wir sollten noch hierbleiben und … Wir sollten sie besser kennenlernen, ehe wir sie mitnehmen. Bevor wir für sie entscheiden, was wahrscheinlich das Beste für sie ist.«
    »Was?«, entgegnete Morgan. »Was soll das heißen?«
    Er antwortete nicht. Die deutlich sichtbare Anspannung in seinen Schultern signalisierte ihr, dass er nicht in der Stimmung war, sich weiter mit ihr zu unterhalten.
    Sie ließ die Arme sinken. Die zarten Armbänder aus Rubinen, die um ihr rechtes

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