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Nachtklinge: Roman (German Edition)

Nachtklinge: Roman (German Edition)

Titel: Nachtklinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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blitzte es in den Augen ihres Schwagers auf. Alexas Magen krampfte sich zusammen. »Oder täusche ich mich? Vielleicht deine neueste Eroberung … die kleine Dolphini?«
    »Die nicht.«
    »Alonzo.«
    »Keine von ihnen ist schwanger.«
    Sein entschiedener Tonfall überraschte sie.
    Sie würden natürlich für immer Feinde sein, doch da Sigismunds ehrgeizige Pläne die Zukunft der Serenissima bedrohten, konnte sie sich sogar mit Alonzo verbünden; wenn auch nur für kurze Zeit. Sie ging das Risiko ein und erzählte ihm von einem ihrer Pläne.
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, Marco zu verheiraten und seine Frau von irgendeinem Adeligen schwängern zu lassen. Oder eine Schwangerschaft zu verkünden und irgendein Kind als seines auszugeben.«
    »Was hat dich davon abgehalten?«
    »Das Kind muss ein Millioni sein.«
    »Marco zeigt nach wie vor nicht das geringste Interesse an …?«
    »Ich habe sogar einen Jungen in sein Bett gesetzt«, erklärte Alexa widerstrebend. »Aber er interessiert sich nicht einmal für Jungen. Der Kleine, den Atilo gebracht hat. Theodors Bastard. Sie haben mit Spielzeugbooten in Marcos Waschschüssel gespielt. Nein, wir dürfen uns nichts vormachen. Marcos Tod macht Giulietta zur Dogaressa.«
    »Und ihren Sohn zum Dogen.«
    Etwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Was war ihr da entgangen? In angetrunkenem Zustand war es für Alonzo praktisch unmöglich, etwas vor ihr zu verbergen, was ihm auch sonst schon schwer genug fiel. Aber es war nicht zu bestreiten: Zum ersten Mal wusste sie nicht, was hinter seiner Stirn vorging. Beide warteten darauf, dass der andere zuerst das Wort ergriff.
    »Ihr Sohn ist Leopolds Erbe«, sagte Alexa schließlich.
    »Wodurch seine Ländereien an Venedig fallen.«
    »Die an Giuliettas eigene Ländereien angrenzen.«
    »Wir könnten unseren Machtbereich also ausdehnen?«
    »Möglicherweise. Andererseits bleibt die Frage, ob Venedig dadurch nicht an Sigismund fällt. Giulietta könnte zunächst als Witwe das Doganat übernehmen, aber Leo ist der Enkel des deutschen Kaisers. Das Heilige Römische Reich hat damit einen Anspruch auf Venedig. Das wird dem byzantinischen Kaiser nicht gefallen.«
    »Wir könnten sie mit einem byzantinischen Prinzen verheiraten.«
    »Das bringt uns in dieselbe Situation. Nur dass dann der byzantinische Kaiser nach Venedig greifen könnte. Wir sitzen in der Klemme, Alonzo.«
    »Empfangen wir Frederick also mit offenen Armen?«
    »Falls du keine bessere Idee hast.«
    »Ich sowieso nicht«, sagte Alonzo. »Du bist diejenige mit dem messerscharfen Verstand.«

44
    B ist du wach?«
    Auf ihrem Nachttisch brannte eine Kerze, die Giulietta vor ein paar Stunden gelöscht hatte. Tycho saß am Fuß des Bettes und sah sie an.
    Er lächelte, als sie das Laken über sich zog und errötete. Sie runzelte die Stirn. Wie hätte sie in dieser heißen Spätsommernacht in etwas anderem als einem dünnen Hemd schlafen können?
    Tycho gefiel dieses Gewand am besten. Es war bestickt und wurde mit dünnen Bändchen am Ausschnitt geschlossen. Ganz besonders mochte er den hauchdünnen Seidenstoff.
    »Keine Wölfe heute Nacht?«
    »In den vergangen drei Nächten nicht.«
    »Ob das etwas zu bedeuten hat?«
    »Sie haben aufgegeben.« Das hoffte Tycho zumindest.
    Rosalie war noch auf einem ihrer nächtlichen Streifzüge. Falls etwas geschehen sollte, würde er es umgehend erfahren. Blasses Sternenlicht schimmerte über der Landschaft um Alta Mofacon. Vor anderthalb Tagen war Halbmond gewesen, und die silberne Scheibe war bereits hinter den Bergen versunken, aber Tycho spürte den Mond. Er spürte ihn immer.
    »Wie lange beobachtest du mich schon?«
    »Ein paar Minuten.«
    Lange genug, um ihr Gesicht, das im Schlaf so jung und unschuldig aussah, eingehend zu studieren. Alta Mofacon tat ihr gut. Sie wirkte erwachsener, aber weniger erschöpft.
    Die Sonnenstrahlen hatten ihrem Haar einen noch flammenderen Bronzefarbton verliehen, ihre Haut gebräunt und jene Sprossen zum Vorschein gebracht, die sie hasste und die er liebte. Ihre Hände waren vom Hopfenpflücken zerkratzt, und der schwarze Rand unter ihren Nägeln ließ sich auch durch gründliches Schrubben nicht entfernen. Was die Dogaressa wohl sagen würde, wenn sie Giulietta so sähe?
    »Woran denkst du?«, fragte Giulietta.
    »Deine Hände sind zerkratzt.«
    Sie hob sie voller Stolz. »Morgen ist der letzte Erntetag, dann ist der Mälzer an der Reihe. Am Ende der Woche bin ich mit dem Brauer verabredet.« Sie

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