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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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sprach, zunächst in Latein, dann in englischer Sprache, öffnete sie ihren Geist, ihre Sinne, um festzustellen, ob ihre Gabe sich möglicherweise verändert hatte – sie die Gefühle von Menschen spürte. Aber nein, sie nahm lediglich die gelangweilte Zufriedenheit der Ochsen und die wachsame Neugier der Pferde und der Mäuse auf der Wiese wahr – rein gar nichts von Hamo, dem Priester oder einem der anderen Menschen.
    Warum also von Sir Steinarr?
Auf diese Frage hatte sie keine Antwort gefunden, als sie sich zu Vater Albertus’ Amen bekreuzigte und aufstand, um ihm ebenso wie die anderen einen guten Heimweg zu wünschen.
    Nachdem der Priester sich auf den Weg gemacht hatte, schickte Hamo sie und Robert zu Ivetta. »Sie wird entgegennehmen, was immer ihr mit uns teilen wollt, und dafür sorgen, dass es in den gemeinsamen Topf kommt. Und sie wird euch eine Aufgabe zuteilen. Hier muss jeder mit anpacken.«
    »Wir hatten nichts anderes erwartet«, sagte Robin und fügte an Marian gerichtet hinzu: »Na los, Cousine. Wir wollen ein schönes Stück von unserem Schinken beisteuern.«
    Sie sah ihn scharf an. »Schinken?«
    »Aye. Den habe ich im Gutshaus bekommen.« Als sie ihm vorhalten wollte, das sei zu teuer, grinste er sie verschmitzt an. »Reg dich nicht auf! Sir Matthew wies seinen Steward an, ihn uns armen Pilgern als Almosen zu geben. Alles gewährte Essen ist ein Almosen. Das konnte ich wohl schwerlich ablehnen – ebenso wenig wie die zwei Pennys, die mir die Lady gab. Zur Rettung ihres Seelenheils, versteht sich.« Dann fügte er mit gesenkter Stimme hinzu: »Wobei ich mir, was unser Seelenheil angeht, weniger sicher bin.«
    »Wir werden bei der Marienquelle für sie beten«, versprach Matilda ihm. »Dann bist du also mit etwas zu essen und mehr Geld zurückgekommen, als du gegangen bist?« Als er nickte, lachte sie erfreut und umarmte ihn flüchtig. »Warum hast du mir das nicht gesagt? Manchmal bist du wirklich bemerkenswert, Robin.«
    »Leider nicht oft genug, um bemerkt zu werden.« Er sprach es leichthin aus, doch für einen Moment flackerte Schmerz in seinem Blick auf, und Matilda tat das Herz weh, angesichts all der Verletzungen, die er hatte erleiden müssen. Vater war ihm gegenüber nie gerecht gewesen. Hastig schüttelte Robert all das ab. »Es sind zwei Stücke Schinken. Das größere können wir mit den guten Menschen hier teilen, dann haben wir immer noch eins für uns.«
    Der Schinken brachte ihnen einiges an Wohlwollen ein, zuerst von Ivetta, die ihn rasch in Stücke schnitt, die sie zu der Gerste und den Wildkräutern in den Topf gab, und dann von den anderen, als der Duft des köchelnden Fleisches über dem Lager lag. Matilda und Robert verrichteten die einfachen Aufgaben, die man ihnen zuwies – sie holten Wasser und Holz, versorgten die Ochsen, und dergleichen mehr –, und als der Eintopf verteilt wurde, waren sie ein Teil der Gruppe geworden und Matilda hatte ihre schlimmsten Befürchtungen überwunden. Im Stillen jedoch war sie dankbar, dass sie als Pilger ihre eigenen Schalen und Löffel hatten, insbesondere als sie sah, wie die Köhler ihre Schalen nach dem Essen auf den Boden stellten, damit die Hunde sie sauber schleckten.
    Während die Männer Mühle spielten und die am folgenden Tag stattfindende Reise besprachen, saß Matilda bei den Frauen, spielte mit den kleinen Mädchen Fadenspiele und tauschte die neuesten Gerüchte über König Edward aus. Dabei rief sie sich die ganze Zeit über ins Gedächtnis, dass sie ein Bauernmädchen war, das sich mit seinem Cousin auf einer Pilgerreise befand, und sie hoffte, dass auch Robert dies nicht vergaß.
    Bei Anbruch der Dunkelheit zogen sich die einzelnen Familien in ihre Wagen zurück. Die alte Edith, kraft ihres Alters und Temperaments das weibliche Oberhaupt, kümmerte sich um Matilda. »Du wirst dich unter meinem Karren schlafen legen, Mädchen. Dort bist du in Sicherheit. Dein Cousin kann bei den Burschen unter dem Baum schlafen.«
    Matilda nickte, nahm ihr Bündel und trug es zum Karren der alten Frau. Es erforderte einiges an Geschick, und als sie die Decke glatt strich, stieß sie sich zweimal den Kopf an der Achse, doch bald hatte sie sich ein bequemes Nachtlager im Gras bereitet. Die Nacht war trocken und so warm, dass sie ihren Umhang zu einem Kopfkissen zusammenrollen konnte. So lag sie da und hörte, wie die Menschen sich um sie herum ebenfalls schlafen legten, die älteren Kinder die jüngeren beruhigten, und Männer und

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